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Miss Kittin & The Hacker - Two

Miss Kittin & The Hacker- Two

Nobody's Bizzness / Groove Attack
VÖ: 27.03.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Bongos im Roboterpark

Mann und Frau, Tag und Nacht, Feuer und Wasser – alles elementare Gegensätze. Es ist wohl nicht allzu vermessen zu behaupten, dass dies auch für die Musik von Miss Kittin & The Hacker gilt. In den Anfangstagen des Duos kurz nach der Jahrtausendwende stand Kittin vorne am Bühnenrand, um im knappen Krankenschwester-Kostüm die Domina zu mimen. The Hacker blieb derweil stoisch der Kraftwerker im Hintergrund und sezierte Kittins unterkühlt-mondän vorgetragene Slogantexte mit präzisen, kristallinen Beats. Das seinerzeit entstandene "First album" war dementsprechend eine maschinelle, neonkalte, beinahe nihilistische Electroclash-Platte, die zudem mit "1982" und "Frank Sinatra" zwei echte Hits enthielt. Nach beinahe acht Jahren Pause und diversen Soloaktivitäten versuchen sich Caroline Hervé und Michel Amato nun mit "Two" erneut an der Hochzeit von Techno und Pop. Und wieder skizzieren sie dabei mit scharfen Strichen eine ungemütlich-harte, melancholische und zugleich glamouröse Welt. Wobei noch zu klären wäre, ob "Solipsismus" es nicht besser träfe.

Denn schon im Opener "The womb" funkt ein fehlgeleiteter Satellit fiepsende Botschaften in die stellare Einsamkeit des Alls hinaus, die niemals jemanden erreichen werden, weil es da niemanden gibt. Zu trancigen Synthieflächen klagt Hervé anschließend sehnsüchtig und mit dem charakteristischen Hall auf der Stimme "1000 dreams" ein. "PPPO" beginnt dann wieder mit den für "Two" so typischen futuristischen Geräuschen zwischen leckgeschlagenem Weltraumkreuzer und Unterwasserwelt, um hin- und herzupendeln zwischen verhaltenem Lauern und plötzlichem Stroboskopfeuer. Etwas softer und mit gemäßigtem Tempo klöppeln danach in "Party in my head" die elektronischen Klanghölzchen vor sich hin, während sich Hervé und Amato mit blickdichten Sonnenbrillen im Glitzern der Discokugel wiegen.

Die zweite Hälfte des Albums ist demgegenüber etwas ruhiger geraten. "Emotional interlude" lässt zu Hervés entrückter Stimme und breiten Synthieflächen metallene Regentropfen auf den bedrohlich tief vor sich hinbrummenden Bass regnen. "Electronic city" gleitet elegant durch die nächtlichen Straßen, und "Inutile éternité" findet noch einmal den Weg zurück auf die zu später Stunde schon beinahe verlassene Tanzfläche. Missraten ist hingegen die wohl ohnehin nicht ganz ernst gemeinte Coverversion des Elvis-Klassikers "Suspicious minds". Der seltsam billig wirkende Track ist zugleich der einzige Fall, in dem The Hackers Künste der Beatprogrammierung und Soundgestaltung versagen.

Gegenüber dem Debüt ist "Two" allerdings ein kleiner Rückschritt, und das nicht nur aufgrund des Fehlens von offensichtlichen Hits wie "Frank Sinatra", "Life on MTV" oder "1982". Zwar zeigt das Album seine Reife, wenn das Duo gekonnt und mit Genuss seinen Plattenschrank zwischen Kraftwerk, New Wave, EBM und Detroit-Electro zitiert. Aber das ist wohl zwangsläufig unaufregender, als die Vorbilder mit einem messerscharfen Skalpell und kalt bis ans Herz in ihre Einzelteile zu zerlegen. Denn mit verstärkt trancigen Flächen und echtem Gesang anstelle von maschinenhaft ausgespucktem Sprechgesang geht die schockgefrostete Atmosphäre des Debüts zugunsten von mehr Pop etwas verloren. Wobei es bis zu Bongos im Roboterpark immer noch ein weiter Weg ist.

(Harald Jakobs)

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Highlights

  • 1000 dreams
  • PPPO
  • Party in my head
  • Inutile éternité

Tracklist

  1. The womb
  2. 1000 dreams
  3. PPPO
  4. Party in my head
  5. Indulgence
  6. Emotional interlude
  7. Suspicious minds
  8. Electronic city
  9. Inutile éternité
  10. Ray Ban
  11. 1000 dreams (reprise)

Gesamtspielzeit: 57:42 min.

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