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The Rakes - Klang

The Rakes- Klang

V2 / Cooperative / Universal
VÖ: 20.03.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Auf Zack

The Rakes mögen es kurz und bündig. Ihr drittes Album heißt knapp "Klang" und dauert nicht mal eine halbe Stunde. Wo sich andere derzeit kräftig gesundschrumpfen müssen, schleppen The Rakes ohnehin schon kein Gramm Fett mit. Kein Wunder, dass sich der Londoner Vierer auch nicht von der Konjunkturkrise des Postpunk stören lässt. Viel lieber nahmen The Rakes den Billigflieger nach Berlin und suchten dort Inspiration. Ein Album sollte her, das so klingt wie die Hauptstadt: rauh, verspielt, zerrissen, aufregend. Da war das Planet-Roc-Studio im ehemaligen DDR-Rundfunkgelände Nalepastraße, einst erbaut von Bauhaus-Schüler Franz Ehrlich, ein guter Startpunkt.

Die klaren Formen zeigen sich gleich in den zackigen Riffs von "You're in it": Zwischen die rechten Winkel von Drums, Bass und scharfkantigen Gitarren quengelt sich höchstens noch Alan Donahues überdrehte Stimme. Wie herausspringende Zigarettenanzünder hüpfen verrutschte Tonarten durch die Sechzehntel und greifen doch wie ein Zahnrad ins nächste. Auch "That's the reason" und "The loneliness of the outdoor smoker", das fast noch besser ist als sein Titel, haben immer noch ein paar Ecken im Hintersinn. Trotzdem zimmern The Rakes diese ersten drei Songs exakt auf den Punkt, exakter sogar als alle ihrer Versuche seit "Retreat".

Dann gibt's ein paar knackige Umwege: In "Bitchin' in the kitchen" hat sich nicht nur ein Apostroph geschlichen, sondern auch noch ein Paar Klanghölzer. Die schnittige Single "1989" gönnt sich sogar Lalala und Schellenkranz. "The woes of the working woman" - noch so ein genialer Songtitel - wird von dramatischem Klavier eröffnet, bis ein aufgewühlter Chor Solidarität mit den Arbeiterinnen fordert. "Give the girl a break", heißt es im Hintergrund, während Donahue die Nerven verliert und auch die Gitarren nicht mehr an sich halten können.

Donahues Echauffierung für zwischendurch schenkt den Songs immer dann die nötige Zickigkeit, wenn sie gerade beinahe zu straight geworden wären. Für ein hübsches Zitat ist auch immer Platz. "The light from your Mac" kreuzt das "Seven nation army"-Riff mit Vampire Weekend und wirft sich selbst auf die Straße: "And, yeah, you're probably right / Don't let me stay tonight / I'm drunk and you are tired." Das augenzwinkernde "Shackleton" wandert von Bloc Party über die Sparks an den Talking Heads vorbei und erzählt etwas von Disco-Sklaven. Die verzerrte Gitarre von "Mullers ratchet" weht mit pinker Wire-Flagge an einem Klavier vorbei und verweist nebenher auf eine Theorie der Evolutionsbiologie. Kein Wunder, dass das dann gleich der längste Song von "Klang" ist. Mit 3:20 Minuten.

Solche Indie-Hits im Kompaktbaustil sind Mangelware geworden. Hier darf man sie für eine knappe halbe Stunde noch einmal genießen. Während Kele Okereke lieber mit seinen Effektgeräten herumbastelt und Franz Ferdinand langsam zu clever für sich selbst werden, haben sich The Rakes für die sympathischere Variante entschieden: Sie winken nicht mit ihrer Raffinesse herum; sie schrubben sie einfach unter. Die so zunächst sperrig wirkenden Songs entwickeln eine angenehm unklebrige Hartnäckigkeit. Was man zum Beispiel von Berliner U-Bahn-Sitzen nicht immer behaupten kann.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • You're in it
  • That's the reason
  • The loneliness of the outdoor smoker
  • 1989

Tracklist

  1. You're in it
  2. That's the reason
  3. The loneliness of the outdoor smoker
  4. Bitchin' in the kitchen
  5. The woes of the working woman
  6. 1989
  7. Shakleton
  8. The light from your Mac
  9. Mullers ratchet
  10. The final hill

Gesamtspielzeit: 29:16 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Pascal
2013-05-10 02:30:51 Uhr
Irgenjemand eine Ahnung, ob es etwas Nachfolgendes nach der Trennung gibt? Ich fand die ja immer toll!
Matteo
2009-10-27 09:59:02 Uhr
Schade, ich habe sie auf dem diesjährigen Southside verpasst, da sie viel zu spät auf die Bühne gekommen sind (wenn überhaupt).

Immerhin fing ich 07 auf dem Southside nach deren Konzert das erste Mal einen Schlagzeugstock :P
!?!
2009-10-27 09:18:40 Uhr
Live waren sie eben nicht 1:1 ne CD Kopie, was mir daran sehr gefallen hat, auch wie der (Gesangs-)Stil der alten Songs an die neuen Angepasst wurden. Hab sie zwei mal gesehen und haben (für mich) überzeugt.
Und was gibt es an Klang auszusetzten?
Sympatische, gute Band...
Gordon Fraser
2009-10-26 18:05:35 Uhr
Scheiße...
Jan
2009-10-26 17:00:56 Uhr
Was? Live waren die sooo gut, und ebenso deren letzte Platte! Son ein Dreck.
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