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Sebastien Grainger - Sebastien Grainger & The Mountains

Sebastien Grainger- Sebastien Grainger & The Mountains

Saddle Creek / Indigo
VÖ: 13.03.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Rüssels Heim

Musikalische Differenzen sind immer wieder eine gern - beziehungsweise nicht gern - genommene Begründung, wenn es um allzu frühzeitige Bandauflösungen geht. Bei Death From Above 1979, den Dance-Punk-Radaubrüdern aus Toronto, dauerte es gerade mal eine EP und ein Album mit rasselnden Distorto-Bässen und Rumpelschlagzeug, bis sich die Mitglieder nichts mehr entgegenzubrüllen hatten und fortan lieber getrennte Wege gingen. Und betrachtet man die Richtungen, in die beide Musiker seitdem mit ihren jeweiligen Nachfolgeprojekten gehen, war das vermutlich die beste Lösung.

Den groben Electro-Dancefloor von MSTRKRFT hätte Bassist Jesse F. Keeler beim Rüsselduo auf lange Sicht jedenfalls genausowenig durchbekommen wie Sänger und Schlagzeuger Sebastien Grainger seine gesteigerten Songwriter-Ambitionen. Grainger hat sich zwar inzwischen mit The Mountains eine neue Band gesucht, den größten Teil seines Debüts unter eigenem Namen aber lieber erst einmal höchstpersönlich eingespielt, gemixt und produziert. Klar, dass "Sebastien Grainger & The Mountains" vom auf "You're a woman, I'm a machine" entworfenen, vorsätzlich sardonischen Rock'n'Roll-Zerrbild nur noch wenig hat und weitestgehend ohne gepeinigte Vocoder, übersteuerte Stahlsaiten und Schreikrämpfe auskommt. Und seine Herkunft trotzdem nicht ganz verleugnen kann.

Auch wenn am Anfang mit "Love can be so mean" und "Who do we care for?" gleich zwei hymnische Rocksongs stehen, die klingen, als hätte man bei Death From Above 1979 alles weggemeißelt, das nicht nach Elefant aussieht - es setzt hohes Tempo und himmelsstürmende Refrains, aber auch hinterhältig von der Seite reinknurrende Gitarrenlicks und elektronische Störfrequenzen. Schließlich denkt auch Grainger zwischendurch lautstark an die guten alten Zeiten mit Kumpel Keeler zurück und macht auf dem rettungslos durchdrehenden "Niagara" sogar so viel Lärm, dass es glatt für zwei Wiedervereinigungen reichen könnte - zumindest eineinhalb Minuten lang. Weh knödelt er sich danach durch den Piano-Crooner "Love is not a contest" und macht kurz auf unehelicher Bruder von Freddie Mercury. Und was wohl als nächstes kommt?

Stampf-Wuchtbrummen wie "I hate my friends" oder das mit extra-käsigem Plastik-Intro versehene "American names"? Eine gekippte Halbballade wie "(Are there) ways to come home?", bei der im Hintergrund ein mutierter Engelschor jubiliert? Oder mit "Renegade silence" gar ein ansatzweise housiges Hot-Chip-Surrogat, das noch von Graingers Dance-Alias The Rhythm Method übriggeblieben ist? Schlauer ist man nach dieser Dreiviertelstunde also nicht unbedingt - dafür aber um so faszinierter von einem Album, das zwischen Rock'n'Roll und sehnsüchtigem Seufzen, Manie und Rührseligkeit lange Wege geht. Fragen aufmerksamer Mitmenschen nach dem eigenen Wohlbefinden kann man danach ohnehin knicken. Einzig gültige Antwort: "Ach, mir geht's alle fünf Minuten anders." Es bleibt spannend.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Love can be so mean
  • Who do we care for?
  • I hate my friends
  • (Are there) ways to come home?

Tracklist

  1. Love can be so mean
  2. Who do we care for?
  3. By cover of night (Fire fight)
  4. I'm all rage (live '05)
  5. I hate my friends
  6. (Are there) ways to come home?
  7. Niagara
  8. (I am like a) river
  9. Love is not a contest
  10. American names
  11. Meet new friends
  12. Renegade silence (feat. The Rhythm Method)

Gesamtspielzeit: 44:07 min.

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