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Dent May & His Magnificent Ukulele - The good feeling music of Dent May & His Magnificent Ukulele

Dent May & His Magnificent Ukulele- The good feeling music of Dent May & His Magnificent Ukulele

Paw Tracks / Indigo
VÖ: 27.02.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Vor dem inneren Auge

Eine herzzereißende Szene, im wahrsten Sinne des Wortes: Dent May, sitzend auf den hinteren Bänken eines luxuriösen Großraumwagens, blickt in Gedanken versunken dem Sonnenuntergang entgegen und verspeist ein rosafarbenes Etwas, das in Form des Lebensmuskels gestaltet ist. Mit lautem Knirschen endet dieses beschauliche Video ("Oh Paris!") der großen Gesten und gelungenen Verkleidungen, zwischen Komödie und extrovertierter Tragödie, in dessen Mitte Dent May selbst steht. Nicht zu vergessen: seine magnifikante Ukulele, die er spielt, als sei sie sein verlängerter Arm. May ist ein Alleinunterhalter jüngeren Semesters, in biederem Pullover und aufmüpfigen Schuhen steckend, der noch aus dem Kinderzimmer heraus zu produzieren scheint, so bubenhaft wirken seine Mimiken und Gesten. Ein bisschen erinnert er an einen jungen Elton John, nur ohne Extravaganzen, lässt man seinen weißen Schal, den scharfen Scheitel und das Außenseiterbrillengestell beiseite. Seine Kompositionen sind ausladender Natur, werden gestützt durch zeitgenössisches Kammerorchester, mehrstimmige Harmoniegesänge und bestehen im Grundgefüge aus folkigem Sunshine-Pop mit Homerecording-Charme und nicht wegzudenkenden Entertainment-Qualitäten.

Paw Tracks, die feine Plattenfirma hinter dem Animal Collective, sicherte sich, angesichts seiner vielseitigen Qualitäten, die Künste des jungen Mannes, der nun mit "The good feeling music of Dent May & His Magnificant Ukulele" nach der erfolgreichen EP "A brush with velvet" auch auf Langspielplatte debütiert. All jenen Lesern, die jetzt hochschrecken, reflexartig die Kredikarte zücken und sich wie wild auf den nächsten Mailorder stürzen, sei jedoch gesagt, dass doch ein himmelweiter Unterschied zwischen den beiden Künstlergruppen besteht. Zwar richten beide (in jüngster Zeit) ihr Hauptaugenmerk auf ekstatische Tonkreationen. Bei May jedoch geschieht das viel unmittelbarer - als stehe er direkt vor einem und schreibe das Lied nur für eben jene Person.

Um die Referenzen gerade zu rücken, lasse man noch einmal das Video zu "Oh Paris!" laufen. So werden einem ohne Zweifel The Magnetic Fields vor das innere Augen treten. Denn auch deren lyrischer und musikalischer Schöpfer Stephin Merritt weiß, wie man eine Ukulele spielt. Zudem gleichen sich Merritt und May in ihrer stimmlichen Hingabe und dem interessanten Wechselspiel zwischen großen Gesten und schwerlich reduzierter Musik. Dort aber, wo man Merritt, trotz des Theaterbackgrounds, noch authentische und auch künstlerische Beweggründe unterstellen mag, geht May einen großen Schritt weiter in Richtung Unterhaltung - wenn sie auch chaotisch, eigenständig und ein wenig anarchisch anmutet.

May erinnert in seinen besten Momenten gar an Jens Lekman, der ebenso schwer durchschaubar ist, weil er seinem Publikum den Schleier des Possenspiels vorhält. So findet man im schrulligen und doch wunderbaren "Meet me in the garden", einem tanzbaren und larmoyant anklingenden Easy-Listening-Stück mit Dschungel-Uh-Uh's, viele Elemente, die auch gut auf des Schweden letztem Album "Night falls over Kortedala" Platz gefunden hätten. Eigene Akzente setzt der Amerikaner May dagegen mit dem herausragenden "Howard", einem ebenso weitschweifenden Stück, mit Pedal Steel aber noch ein wenig atmosphärischer und lieblicher in Szene gesetzt. "Girls on the square" steigt hinab in melancholische Tiefen, verbindet Beach-Boys-Harmonien mit entschleunigtem Indie-Pop. So macht Dent May mit seinem ersten Album das, was er sich vorgenommen hat: Good feeling music. Und übt sich selbst als fast immer glänzender Entertainer. Der Einstand ist gelungen. Und dem Hörer bleibt nebenbei ein guter Grund, die Ukulele im Popzirkus zu hofieren.

(Markus Wollmann)

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Highlights

  • Meet me in the garden
  • College town boy
  • Howard

Tracklist

  1. Welcome
  2. Meet me in the garden
  3. College town boy
  4. Oh Paris!
  5. Howard
  6. Girls on the square
  7. You can't force a dance party
  8. God loves you, Michael Chang
  9. At the academic conference
  10. 26 miles (Santa Catalina)
  11. I'm an alcoholic
  12. Love song 2009

Gesamtspielzeit: 35:38 min.

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