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The Prodigy - Invaders must die

The Prodigy- Invaders must die

Take Me To The Hospital / Vertigo / Universal
VÖ: 20.02.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Krawall und Remmidemmi

Der Starke ist am mächtigsten allein. Beziehungsweise: Solo fightet sich's am besten. Dachten sich The Prodigy respektive ihre Einzelteile noch vor einiger Zeit. Doch es kam anders. Für Liam Howlett, der mit dem Versuch, die Platten seiner Band fortan im Alleingang einzuspielen, einigermaßen auf die Nase fiel. Für Rapper Maxim, dessen Zweitling auch eher eine zwiespältige Angelegenheit war. Und natürlich erst recht für Shouter Keith, der mit seinem Projekt Flint zwar vorübergehend großes Getöse veranstaltete, dessen schon vor Jahren fertig gemischtes und promotetes Album aber nie erschienen ist. Und dass alle Welt auf einen neuen Longplayer von The Prodigy gewartet hätte, kann man nach dem recht missratenen "Always outnumbered, never outgunned" auch nicht reinen Gewissens behaupten.

Doch zumindest sind sich The Prodigy selbst sicher: Sie können's noch. Sind wieder da und waren eigentlich auch nie weg. Und haben wie zum Beweis das Titelstück des neuen Albums gleich als Umsonst-Download verschenkt. Ein Track, der eine erstaunliche Metamorphose durchmacht, wenn man ihm ein wenig Zeit gibt: Da wird zunächst mit fiepsenden Comic-Keyboards an die Hintertür geklopft, um diese wenig später doch krachend von Dicke-Hose-Beats und Mörderbässen eintreten zu lassen. Vielleicht noch kein Vergleich zum zähnefletschenden Hybrid aus Technopunk und Rock'n'Roll, den die Band in ihren besten Tagen aus dem Ärmel schüttelte - aber eben auch nicht der karnevaleske Bumsbomber, als der sich das Stück anfangs tarnt. Und nicht zuletzt ein Beleg dafür, dass The Prodigy auch in ihren härtesten Momenten eine Popband sind.

Howlett hört das wahrscheinlich gar nicht gerne und tut deswegen auch auf "Invaders must die" sein Möglichstes, um diesen Verdacht erst gar nicht weiter zu schüren. Da fliegen die Breakbeat-Fetzen, rotieren die irrwitzig gepitchten Sequenzen und keifen die wildgewordenen MCs, bis auch die letzte Zappelbude in die Luft geflogen ist. Um so beachtlicher, was er danach noch aus den Trümmern zieht: einen grobschlächtig gesampelten Metal-Grantler wie "Run with the wolves" etwa. Keyboards, die seit "Everybody in the place" nicht mehr so grell durch die Gegend geeiert sind. Und mit "Stand up" zum Schluss sogar ein vergleichsweise entspanntes Stück Sonnenaufgangs-Groove, der sich mit Norman Cook die Ecstasy-Brause teilt, nebenbei Primal Screams Klöppel-Klassiker "Loaded" entstaubt und dafür auf guten alten Madchester-Rave statt auf Pillen-Veitstanz setzt. Spätestens da beginnt man, den dreien zu glauben, dass sie's tatsächlich immer noch können. Im positiven wie ab und zu auch negativen Sinne.

Die eindrucksvolle Brachialgewalt kann nämlich zu keinem Zeitpunkt verhehlen, dass "Invaders must die" nicht nur hedonistischen Knochenbrecher-Dance feiert, sondern auch dick aufgetragenen Unsinn kultiviert, wenn man einmal genauer hinhört. "Come with me to the dance floor / You and me cause that's what it's for" - na gut, bei der Lautstärke in den meisten Clubs versteht man zum Glück kein Wort. "The world's on fire / And it's too close to expire" - als würden sich angewandte Sozialkritik und Rabaukendisco nicht von vornherein ausschließen. Doch da es The Prodigy ohnehin noch nie um inhaltliche Ansprüche ging, brauchen sie auch keine zu erfüllen. Natürlich kann es einem auf die Dauer zu wenig sein, sich von diesem Album niederwalzen zu lassen. Wer sich aber auf die muskelprotzende Soundekstase einlässt und hart im Nehmen ist, kann mit "Invaders must die" auch endlich wieder derben Spaß haben. Eine atemberaubende Erfahrung. Auch wenn man nicht mehr darauf gewartet hat.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Invaders must die
  • Colours
  • World's on fire
  • Stand up

Tracklist

  1. Invaders must die
  2. Omen
  3. Thunder
  4. Colours
  5. Take me to the hospital
  6. Warriors dance
  7. Run with the wolves
  8. Omen reprise
  9. World's on fire
  10. Piranha
  11. Stand up

Gesamtspielzeit: 46:07 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
toolshed
2009-10-08 05:13:14 Uhr
Scheppert tatsächlich besser als erwartet, dieses Album.
John
2009-06-25 03:51:05 Uhr
Das Video zur neuen Single ist ja wohl mal heftig klasse...

"Warriors dance" !!!
Rommelbommel
2009-06-07 22:26:10 Uhr
sehr starker Auftritt am Ring gestern.
Herz ist Strumpf
2009-03-16 12:29:30 Uhr
Irgendwie mochte ich die nie. Und auch die neue Single ist viel zu aggressiv für meinen Geschmack.

Von Songs wie "Invaders must die" und "Breath the pressure" sind natürlich auch zarte Folkballaden zu erwarten.
Sicherheit hat Vorfahrt.
2009-03-16 07:12:02 Uhr
Hedonismus verdirbt die Jugend. Prodigy-Hörer sind suspekt. Registrierpflicht für Raver!
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