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Mongrel - Better than heavy

Mongrel- Better than heavy

Wall Of Sound / PIAS / Rough Trade
VÖ: 20.02.2009

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Gorillaz im Nebel

Kaum kommt der Sheffielder Indie-Zirkus ein klein wenig zur Ruhe, muss schon wieder jemand den Lauten machen. Diesmal war es Jon McClure, Vorstand von Reverend & The Makers, der zur Audienz lud, und es ließ sich niemand lange bitten. Weder Makers-Keyboarder Joe Moskow noch Drew McConnell von den momentan auf Eis gelegten Babyshambles oder Arctic-Monkeys-Schlagzeuger Matt Helders, der hier endlich wieder mit seinem Ex-Bassisten Andy Nicholson vereint ist. Eine Supergroup aus vorübergehend Beschäftigungslosen, bei der eigentlich nur zweierlei herauskommen kann: vorlauter Brit-Rock mit qualmenden Typen und halbnackten Frauen auf dem Cover - oder aber etwas ganz anderes.

Etwa das Debütalbum von Mongrel, einem Projekt, das McClure mit dem britisch-irakischen Rapper und Politaktivisten Lowkey ersann und das demzufolge ein komplett entgegengesetztes Fass aufmacht: Breakbeats und Dub statt Pub-Rock und Suffhymnen. Maschinengewehr-Rap statt Gitarrensalven. Brit-Hop statt Britpop. Und man ist fast geneigt zu übersehen, dass diese Idee so neu nicht ist, seit Damon Albarn die Gorillaz aus der Taufe hob. An diese erinnert "Better than heavy" nämlich an allen Ecken und Enden. Auch wenn das Sextett ungleich politischer und kämpferischer zur Sache geht als das Groove-Kasperltheater der Comicfiguren-Truppe.

Dabei suchen sich Mongrel zumeist schwer zu verfehlende Ziele aus und positionieren sich ebenso klar wie diskussionswürdig. Sie rappen gegen Menschen zu Nummern stempelnde Verwaltungsapparate, fordern "Long live Palestine" und attackieren wortgewaltig bombende Fundamentalisten. Immerhin: Der Großteil dieses Albums flutscht kurzweilig und oft sogar hitverdächtig durch die Gehörgänge. "Barcode" ist ein hektisch hopsender Ohrwurm, der zwischen Grime, Electro und Pop gleich mehrere Stilgrenzen einreißt. "Hit from the morning sun" rattert zielstrebig auf einem Bastard aus Gitarrenriff, schweinischen Keyboards und melodieseligem Break Richtung Tanzboden. Und beim gekippt melancholischen "Julian" schweigen sogar einmal ein ganzes Stück lang die Waffen. Zudem werden gewichtige Gastmusiker wie Pete Doherty, Saul Williams oder M.I.A. in Aussicht gestellt, aber nicht explizit bestätigt - wer hier nun wo genau mittut, spielt weniger eine Rolle als das zielsichere Fallenlassen von Namen, Querverweisen und vollmundigen Parolen.

Dass McClure ausgerechnet Venezuelas umstrittenen Präsidenten Hugo Chavez für einen bedeutenden Kulturschaffenden hält und er ihn beim nächsten Mongrel-Album im Studio haben will, erscheint da um so dubioser - oder ist vielleicht auch einfach nur ein schräger Witz, den man nicht einmal im Vereinigten Königreich versteht. Die protestierende Attitüde und ihre weitgehend überzeugende musikalische Umsetzung in allen Ehren - bis sich der aus diesem Album aufsteigende Ganja-Qualm gelegt hat und man mehr darüber weiß, was wirklich dran ist an Mongrel, sollte man lieber nur halblaut von HipHop sprechen. Nicht, dass der Reverend demnächst zum Gospel konvertiert und die Fischer-Chöre ins Studio einlädt. Die haben nämlich auch nicht immer was zu tun.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Barcode
  • Hit from the morning sun
  • Julian
  • Better them than us

Tracklist

  1. Barcode
  2. Lies
  3. Hit from the morning sun
  4. Off the leash
  5. The menace
  6. Act like that
  7. Julian
  8. Better than heavy
  9. Better them than us
  10. Alphabet assassins
  11. All your ever afters

Gesamtspielzeit: 39:13 min.

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