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N.A.S.A. - The spirit of Apollo

N.A.S.A.- The spirit of Apollo

Anti / SPV
VÖ: 13.02.2009

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Party dictators

Bei N.A.S.A. gibt es da so ein Problem. Nein, Squeak E. Clean und DJ Zegon (aka Sam Spiegel und Ze Gonzales) haben nicht etwa bei Sonja Zietlows "Die zehn behämmertsten Pseudonyme" lediglich Rang drei belegt. Geschweige denn geplatzte Sauerstofftanks zu beklagen. Vielmehr erleben sie Déjà-vu nach Déjà-vu. Alle Gesichter kommen ihnen derbe vertraut vor. Und mit jedem Händeschütteln zermartern sie sich das Hirn zu der Frage: "Wir kennen uns doch, oder etwa nicht?" Kein Wunder, denn es grenzt schon an eine Stampede, was N.A.S.A. auf ihrem Debüt "The spirit of Apollo" an Gastmusikanten freilassen. Frei nach Otto könnte man auch einfach alle Nicht-N.A.S.A.ianer einsperren, und wer danach noch herumläuft, dem werden sie sich wohl bereits vorgestellt haben - die Gefängnisse wären wie leergefegt. Wenn dazu im Booklet jeder noch so kurze Vokaleinsatz und Zwischenruf penibel zugeordnet wird, so ist das nur ein erstes Zeichen für die unfassbare Akribie, die Spiegel und Gonzales an den Tag legen - denn auch musikalisch entsteht hier ein Flow, der absolut gewollt und groß gesprochen ist, in der Umsetzung aber niemals derart herausragend hätte werden dürfen.

Die größte Leistung von "The spirit of Apollo" ist, dass es seine Gäste nicht als Ausstellungsstücke behandelt - trotz der möglichst dicken Hose verstehen sich N.A.S.A. weder als Protokollanten noch als Museumsführer ihres Stils. Vielmehr produzieren sie echte Funkmonster en masse, mit überall spürbarem Druck, Dub- und Brazilectro-Einschlag und immer wieder als Be- und Entschleuniger eingesetzten Old-School-Raps, Gang- und Ragga-Vocals. Wenn die Besucher dann noch ihre Instrumente mitbringen oder ganze Gospel-Chöre durch den Hintergrund wehen, entstehen Geniestreiche wie "The people tree" und "Way down". Einzigartige Hybride aus Analog und Digital, düster hinterhältiger Stimmung und musikalischer Varianz, Beastie-Boys-Instrumentals, Fugees-Soul, großen Beats und dem Marschgepäck der Studiogäste.

Immer wieder zeigt sich dabei, dass die Summe der Teile N.A.S.A.s größtes Anliegen ist. So, wenn die Space-Funk-Oper "Gifted" eine kratzig pumpende Synthie-Armada aufbietet, die Santogold und Lykke Li wie einen güldenen Kometenschwarm durch den Orbit wirft. Wenn "Wachadoin?" und "O Pato" ihre P-Funk-Trips mit flackernden Gitarren, Soulgebläse, Polyrhythmen und Handy-Gepiepse vor sich her treiben. Oder auch bei "There's a party", wo George Clinton drin ist, wenn er denn schon draufsteht. Zudem beweisen N.A.S.A., indem sie Tom Waits auf "Spacious thoughts" zeitweise wie einen hackebreit über den Tanzflur kraulenden RZA-Busta-Rhymes-Klon klingen lassen, dass man selbst aus dem Altmeister der Kehlkopffräse noch viel mehr herausholen kann, als schnöden Wiedererkennungswert. Ein erstklassiger und gewohnt feucht gespuckter Grower ist das Stück ohnehin. Diesen auf mehreren Ebenen stimmig ausgearbeiteten Songs stehen Tracks wie "HipHop", "A Volta" und "Samba soul" gegenüber, die nur ihre Samples, Vocals sowie ihren Groove anzubieten haben. Und mehr beileibe auch nicht brauchen. Dann das abschließende "N.A.S.A. anthem", das schnurstracks an seinem eigenen Fernsehserienthema vorbeirollt, schließlich den alten Hidden-Track-Joker wieder auspackt und eine mundgeblasene und handgestrichene TripHop-Angst über die euphorischen Anfangsminuten schiebt - zwei Statements in einem, die den Verlauf des Albums noch einmal prototypisch zusammenfassen.

Alles auf "The spirit of Apollo" schreit also gleichermaßen nach Redseligkeit wie nach Organisation. N.A.S.A. wissen das, schicken ihre Gäste up front und lassen sie Zeugnis darüber ablegen, wie ausgefuchst all die Varianz zu einer Einheit geschmiedet wird. Das mag als Geste recht kokett daherkommen, musikalisch jedoch beweist sich hier auf allen Ebenen, dass mixerprobte DJ-Teams mitunter die besseren Plattenproduzenten sind. Weil sie nachher eh machen, was sie wollen, und stets am einträchtigsten Flow interessiert sind. "The spirit of Apollo" schält hieraus zudem noch waschechte Killersongs, die ganz für und bei sich sind. Spiegel und Gonzales - das klingt ohnehin schon wie Batman und Robin, Statler und Waldorf, Tick, Trick und Track zugleich. Das wirklich einzige, was sich "The spirit of Apollo" hätte sparen können, sind dann auch die Pseudonyme seiner Protagonisten.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • The people tree
  • Way down
  • Spacious thoughts
  • Gifted
  • Wachadoin?
  • N.A.S.A. anthem

Tracklist

  1. Intro
  2. The people tree (feat. David Byrne, Chali 2na, Gift Of Gab & Z-Trip)
  3. Money (feat. David Byrne, Chuck D, Ras Congo, Seu Jorge & Z-Trip)
  4. N.A.S.A. music (feat. Method Man, E-40 & DJ Swamp)
  5. Way down (feat. RZA, Barbie Hatch & John Frusciante)
  6. HipHop (feat. KRS-One, Fatlip & Slim Kid Tre)
  7. Four rooms, earth view
  8. Strange enough (feat. Karen O, Ol' Dirty Bastard & Fatlip)
  9. Spacious thoughts (feat. Tom Waits & Kool Keith)
  10. Gifted (feat. Kanye West, Santogold & Lykke Li)
  11. A Volta (feat. Sizzla, Amanda Blank & Lovefoxxx)
  12. There's a party (feat. George Clinton & Chali 2na)
  13. Watchadoin? (feat. Spank Rock, M.I.A., Santogold & Nick Zinner)
  14. O Pato (feat. Kool Kojak & DJ Babäo)
  15. Samba soul (feat. Del Tha Funkee Homosapien & DJ Qbert)
  16. The mayor (feat. The Cool Kids, Ghostface Killah, Scarface & DJ AM)
  17. N.A.S.A. anthem

Gesamtspielzeit: 73:15 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Robi-Wan
2009-03-31 21:01:40 Uhr
Fantastisch. Das grooved und macht Spaß. Genau das richtige Album für das derzeitige Wetter.
Wolffrather
2009-03-15 22:42:12 Uhr
Super Teil! Mittlerweile ist es eine lockere 8,5/10 mit Tendenz zur 9... tolle Songs, spannende und frische Sounds und eine Supergästeliste... sowohl partytauglich als auch einfach zum alleine anhören...

Weltklasse
dorsch
2009-02-23 14:03:24 Uhr
ja ich habs grad erst gesehen u. konnte mir ein grinsen nicht verkneifen:)
keiler
2009-02-20 02:10:35 Uhr
1.6 Punkte zu vergeben ist echt erbärmlich und peinlich. Das Ding rockt momentan alles weg im Hip Hop. Absolut Weltklasse! 9/10
klostein
2009-02-20 00:53:54 Uhr
8/10! Bisherige Platte des Jahres. Grade diese totale Megalomania und der Mixtape-Charakter der Platte ist sowas erfrischend anderes, dass Pitchfork ruhig weiter Freak Folk hören gehen dürfen. Also bitte, alleine "Way Down" ist ja - egal was die von Pitchfork sagen - wohl ein absolutes Monster!
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