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Roses Kings Castles - Roses Kings Castles

Roses Kings Castles- Roses Kings Castles

French Dog / Indigo
VÖ: 03.11.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Schlafzimmergeräusche

Über Pete Doherty könnte man ganze Romane schreiben. Macht er vielleicht sogar selbst, zuzutrauen wäre es ihm ja. Hier ein Kapitel über seine On-/Off-Beziehung zu Kate Moss, da eines über Drogen, das dritte - na gut, Kapitel drei bis sechs auch über Drogen. Danach eines über diverse Spuckattacken, Gerichtsbesuche, mit Blut gefüllte Spritzen und Konzerte, die niemals stattfanden. Und natürlich auch ein paar über die Libertines und die daraufhin entstandenen Babyshambles, die Zweitgeburt, die der ersten nie so ganz das Wasser reichen konnte. Eigentlich schade, dass gerade das, was am wichtigsten ist, nämlich die Musik, irgendwie zu kurz kommt im Leben des Pete. So war es nur eine Frage der Zeit, bis das auch die Mannen um ihm herum merken. So im Fall von Roses Kings Castles also Adam Ficek, seines Zeichens Schlagzeuger der Babyshambles, Multiinstrumentalist, selbst Songwriter, noch dazu scheinbar im vollsten Besitz seiner geistigen Kräfte. Ficek hat sich also zumindest vorrübergehend von Doherty gelöst, um etwas eigenes auf die Beine zu stellen, und man kommt nicht umhin zu sagen, dass er nicht nur aus dem Schatten des Chefs tritt, sondern jenen musikalisch mitunter auch noch in eben diesen stellt.

Während Doherty dafür bekannt ist, rockstarlike auch mal das eine oder andere Hotelbett auseinander zu nehmen, schätzt Adam Ficek sein Schlazimmer mehr und zog sich für die Aufnahmen des Debüts von Roses Kings Castles eben dorthin zurück. Im Alleingang entwickelte er dort das Album einer Band, die im Grunde nur aus ihm alleine besteht. Mehr braucht es nicht. Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist, das zeigt schon der Blick auf das Cover, und bereits der Opener "Entroubled" ist Beweis genug: ein Popsong, dreckig und sauber zugleich, in seiner Einfachheit perfektioniert und mit einem der charmantesten Mitmachrefrains seit langem. Zwar lässt sich die Nähe zum Chef nicht immer verleugnen, jedoch ist Ficeks Stimme um einiges angenehmer anzuhören und tendiert der Sound eher zum Folkpop. Immerhin hätte "Horses" hervorragend auf eines der beiden Babyshambles-Alben gepasst, untermalt mit Dohertys schnodderigen Gesang aber wäre es zu einer Katastrophe ausgeartet. Natürlich sind beide Herren nicht unbedingt die Pavarottis der Indiemusik, aber unnötig schwer muss man es dem Hörer auch nicht machen.

Dieser bekommt ohnehin mehr Qualität als Quantität geboten; kaum eines der Stücke überschreitet die Drei-Minuten-Marke, und wenn es der Fall ist, wie bei "Brass winter", ist das Vergnügen, kaum erfreut man sich daran, schon wieder vorbei. Ficek besingt einen Autounfall zur Weihnachtszeit und sein Verhältnis zum Verunglückten, am Ende jedoch war es nur ein Traum, und er verstummt. Dann wäre da noch das verspielte "Run and hide", das erst ab der zweiten Hälfte die Rhythmusgitarre auspackt - bei knapp zweieinhalb Minuten Länge dauert es bis dahin eine gefühlte Ewigkeit. Und so ist der einzige Wermutstropfen des Albums von Roses Kings Castles seine kurze Spielzeit von nicht mal einer halben Stunde. Bei Songs wie "Fool's revenge" oder auch "Never certain" hätte man sich gerne noch länger damit befasst. So endet das letzte Kapitel hoffentlich damit, dass Doherty doch noch etwas länger mit der Bekämpfung seiner Dämonen braucht und Adam Ficek ausreichend Zeit für seinen Zweitling hat.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Entroubled
  • Brass winter
  • Never certain
  • Fool's revenge

Tracklist

  1. Entroubled
  2. Horses
  3. Sparklin boots
  4. Broken homes
  5. Burn your town down
  6. Brass winter
  7. Run and hide
  8. Never certain
  9. Folk song
  10. Fool's revenge

Gesamtspielzeit: 29:16 min.

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