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Sturm Und Drang - Rock 'n Roll children

Sturm Und Drang- Rock 'n Roll children

Helsinki / GUN / Sony BMG
VÖ: 09.01.2009

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Junge

Der Albumname aus der Marketing-Hölle, Kapitel zwei. "Learning to rock" war als Debüt-Titel der damals im Schnitt 14-jährigen Finnen mit dem holprigen Pop-Metal im Gepäck schon ein Blankoscheck für rhetorische Schlachtfeste in der Presse. Doch wie sehr muss es denn in Unterhose und Oberstübchen stürmen und drängen, um die aufstrebenden Rocker mit einem zweiten sprachlichen Fehltritt als "Rock 'n Roll children" verramschen zu wollen? Wie soll der geneigte Hörer die so als Pampers-Metaller stigmatisierte Truppe je ernst nehmen können? Dabei scheinen die Fünf nach dem musikalischen Hauptschulabschluss ihres Platin-Debüts tatsächlich in die Lehre gegangen zu sein. "Rock 'n Roll children" krankt daher auch nicht mehr an so ziemlich allem, sondern vornehmlich an einer Tatsache, die der alte Johann Wolfgang schon damals in "Wilhelm Meisters Lehrjahre" zurecht feststellte: "Dass doch die Jugend immer zwischen den Extremen schwankt!"

Beim Einstieg mit "Last of the heroes" darf erst mal überrascht aufgehorcht werden: Powermetal galore, ein Gesellenstück von Song, mit dem die Jungspunde ohne weiteres bei Sonata Arctica oder Hammerfall anklopfen dürften. Auch die Single "Break away" und "These chains" bringen mit vollen Armen Doublebass, cheesy Gitarrensoli und Backgroundchöre unters Volk, sodass die noch schmalen Schultern der Jungs vom Klopfen eigentlich ganz rot sein müssten. Wären da nicht Totalausfälle wie "Photograph", das sich die dickstmögliche Scheibe von Bon Jovis übelriechendem Käse abschneidet, Talkbox zum Schämen inklusive. Auch ein balladesker Kopfsprung in den Schmalztopf, wie ihn "A million nights of winter" darstellt, hat seine Existenzberechtigung mit der einfältigen Gesangsmelodie im Refrain, allerspätestens aber mit dem schlichten zweistimmigen Gitarrensolo verwirkt. Dazwischen tummelt sich besserer Durchschnitt, wie "River runs dry" neben nichtssagenden Pop-Füllern wie "Life" oder "Sinner", die niemand ein zweites Mal hören muss.

So bleibt auch Sturm Und Drangs deutlich besserer Zweitling bis auf eine Handvoll Lichtblicke eher blass. Wenn jeder Zwölfjährige hierzulande anstatt Bushido und Scooter solche Musik hören (oder gar: machen) würde, wäre man natürlich glücklicher. Aber unterm Strich eben auch nicht viel glücklicher. Sollte sich die Band irgendwann zwischen Pop-, Rock- und Metalband für eine Identität entschieden haben, deren Vorbild nicht Klaus Meine ist, kann das alles aber durchaus noch werden. Tokio Hotel (in deren Fahrwasser die Band unglücklicherweise gestoßen wurde) waren in ihrer Frühphase schließlich auch wesentlich unerträglicher als heute. Eins wäre aber unbedingte Bedingung für eine positive Entwicklung von Sturm Und Drang: Die Marketingspezis der Band müssten zur Besinnung kommen und dürften das nächste Album weder "Too young to die" noch "Forever young" und erst recht nicht "All the young dudes" nennen. Dann kann man diese jungen Hunde demnächst auch wirklich ernst nehmen.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights

  • Last of the heroes
  • Break away
  • These chains

Tracklist

  1. Last of the heroes
  2. River runs dry
  3. Break away
  4. Photograph
  5. A million nights of winter
  6. Alive
  7. These chains
  8. That's the way I am
  9. Life
  10. Sinner

Gesamtspielzeit: 41:02 min.

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