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Kris Drever, John McCusker, Roddy Woomble - Before the ruin

Kris Drever, John McCusker, Roddy Woomble- Before the ruin

Navigator / Rough Trade
VÖ: 05.12.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Three brave hearts

Dass Schotten selten das bessere Ende für sich haben, ist spätestens mit Irwin Welshs "Trainspotting" in das popkulturelle Bewusstsein gerückt. Wenn Fußball-WM-Hymnen für das eigene Team "Don't come home too soon" heißen, sagt das viel über das nationale Selbstverständnis aus. Dennoch ist viel passiert, seit Königin Maria Stuart den Kopf verlor. Kiltträger wie Sean Connery werden nicht mehr hingerichtet, sondern zum Ritter geschlagen. Die charmanten Ansagen von Fran Healy sind trotz Wohnung in Prenzlauer Berg noch immer ein gutes Training für alle, denen der Englisch-Leistungskurs zu langweilig ist. Frische Bands wie The Twilight Sad, Frightened Rabbit und Glasvegas leben das kaledonische Zungenrollen selbstbewusst aus, und mit Idlewild, die Anfang 2009 ein fanfinanziertes Album auf die Server bringen, hat der Schotten-Rock sogar das Web 2.0 begriffen.

2002 war das noch anders. Da wurde sich Idlewild-Sänger Roddy Woomble auf dem brillanten "The remote part" erstmals öffentlich eines nachdenklichen Schottentums bewusst. Sein Solodebüt "My secret is my silence" setzte bereits auf die warme Geige von John McCusker, und durch das Projekt "Ballads of the book" traf Woomble beim Wühlen im kulturell wertvollem Staub der Heimat auf den sanften Folk-Anarchisten Kris Drever. Von beiden lernte Woomble einiges über ungekannte Tonfolgen seiner schottischen Vorfahren, und schnell beschlossen die Drei, weiter miteinander zu arbeiten.

In McCuskers Edinburgher Wohnzimmer hörte ein Laptop gut dabei zu, und im Studio halfen Freunde wie Norman Blake und Francis MacDormand von Teenage Fanclub, Radioheads Phil Selway, die irische Chanteuse Heidi Talbot und ein paar Abgesandte der Scotfolk-Veteranen Capercaillie aus. Lauter melancholische Ohrenstreichler und mollige Nachdenklichkeiten entstanden dabei, die Pfeifen und Flöten, Ukulele und Zither Schatten über gälische Steinmonumente flackern lassen.

"I'll hold your hand toward the ruin." Das Titelstück kann sogar dem Untergang romantische Seiten abgewinnen. Dort sträubt sich der Folk und schaukelt sich am Akkordeon hoch, während Woombles Stimme barmt, Drever die Gitarren stottern lässt, und McCuskers Geige die Sehnsucht unterstreicht. Nicht nur in solchen Momenten wirkt "Before the ruin" durch Woombles starke Präsenz wie eine ausgestöpselte Idlewild-Version. Doch wiegende Träumereien wie die Single "Into the blue", das entfernt bluesige "Rest on the rock" oder der kalte Schauer des eröffnenden "Silver and gold" gehen ganz eigene Wege. Es ist viel angenehme Betulichkeit und malerischer Trotz auf "Before the ruin". "If morning ever breaks its spell / We'll be floating on a heaven that whispers hell." Etwas erhebt sich aus dieser Musik wie der Nebel aus den satten Auen der Lowlands: das Leben.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Silver and gold
  • Into the blue
  • Before the ruin
  • Rest on the rock

Tracklist

  1. Silver and gold
  2. Into the blue
  3. All along the way
  4. Before the ruin
  5. Hope to see
  6. Rest on the rock
  7. Out of light
  8. The poorest company
  9. Moments last forever
  10. Stuck in time

Gesamtspielzeit: 45:00 min.

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