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Trend - Vier

Trend- Vier

Same Same But Different / Warner
VÖ: 28.11.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Die Auftragsbestätigung

"Unsere Mission ist noch lange nicht erfüllt / Sie kostet noch ein paar Mark von Eurem Wechselgeld." So verabschiedeten sich Trend aus Landau auf ihrem letzten Album "Navigator". Und hatte man diesen ungehobelten Brocken irgendwo zwischen Hardcore und schepperndem No Wave nach einer Weile verdaut, konnte man sich durchaus auf die Fortsetzung der Mission freuen. Mit der das Quartett übrigens zweigleisig fährt: Das zwei Monate zuvor erschienene Vinyl hält dem Indie-Label Sounds Of Subterrania die Treue, das CD-Pendant erscheint beim Branchenriesen Warner. Der Musik von Trend hat das nicht wesentlich geschadet.

Dass das dritte Album nun ausgerechnet "Vier" betitelt ist, hat eine mentale Abrissbirnenqualität, die dem Schaffen der Band fast schon wieder entspricht. Verpeilt, aber konsequent. Mit Widerhaken zum Dranhängenbleiben. Punk mit anderen Mitteln. Genau darum geht es Trend nämlich, wenn sie sich Slogans, potenzieller (Un-)Wörter des Jahres und anderer populärer Begrifflichkeiten bedienen. Und diese so lange entstellen und durchkneten, bis Inhalte verdreht und Konnotationen widerlegt sind. Bis "Freundliches Feuer" plötzlich wärmt statt tötet und der "Problembär" vom Freiwild zum sozialen Kollateralschaden wird.

Eine inhaltliche Doppelbödigkeit, die Punk im Grunde entgegensteht - trotzdem ist das der Begriff, mit dem die zwölf Stücke von "Vier" noch am besten beschrieben sind, wobei man ihm hier zuweilen ein "Post" voranstellen sollte. Sänger Stefan Freisberg deklamiert seine Texte mit einer Mischung aus Atemlosigkeit und Pessimismus zum durchgängigen Donnergrollen aus Zerrgitarren, Blecheimerdrums und geschwindem Bassspiel, das Trend mit Keyboardspritzern, weiblichem Backgroundgesang und melodiösen Riffs aufbrechen. Auch die dumpfe Pappmaché-Produktion des Vorgängers wiederholt sich dankenswerterweise nicht. Eventuell hervorlugende Vorbilder wie Gang Of Four oder The Fall wollten zu ihrer Zeit schließlich hauptsächlich das gleiche wie Trend: nerven. Und das schafft dieses Album sowohl im Handumdrehen, als auch im positiven Sinne.

Es gibt schließlich immer noch genug im Leben, das man scheiße finden kann. Staatlich verordneten Gesundheitszwang. Geldverbrennung seitens der Hochfinanz. Kommerzialisierung, Korruption und Konsumentenabzocke. Was Trend außerdem gerne mit Fußballmetaphern würzen: "Spielst Du im Team, bleibst Du auf der Bank / Bist Du im Aufsichtsrat oder im Ehrenamt?" Auch wenn man sich besser nicht fragen sollte, unter welchen Umständen der 1. FC Kaiserslautern letzte Saison den Klassenerhalt geschafft hat. Gegen Ende heißt es fast resigniert: "Das Fräulein vom Amt und der Typ von der Bank haben doch alle keine Ahnung." Trend hingegen schon. Von angepisstem Punkrock mit dunkelgrauen Dimensionen, der die auf dem Debüt gemachte Ansage "Wir haben einen Auftrag" noch einmal unterstreicht. Und Auftragsbestätigung ist ja auch nur ein anderes Wort für Rechnung. Beunruhigend und passend zugleich, dass diese auf "Vier" erneut aufgeht.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Endmoräne
  • Freundliches Feuer
  • Sauber & sorglos
  • Zigaretten ziehen

Tracklist

  1. Endmoräne
  2. Freundliches Feuer
  3. Problembär
  4. Sauber & sorglos
  5. Prinz von Homburg
  6. Aufbruchstimmung
  7. Reibungsverluste
  8. Zigaretten ziehen
  9. Fräulein vom Amt
  10. Immer dieselben
  11. Herzblut
  12. Az/Dc

Gesamtspielzeit: 37:41 min.

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