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Little Joy - Little Joy

Little Joy- Little Joy

Rough Trade / Beggars / Indigo
VÖ: 07.11.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Des anderen Leid

Julian Casablancas war vor gar nicht allzu langer Zeit mal ein wirklich beneidenswerter Typ. Als Sänger der als ultracool geltenden Strokes schoss er 2001 - zur Veröffentlichung des Debüts "Is this it" - in den Musikhimmel. Mittlerweile wird ihm sein Posten aus den eigenen Reihen streitig gemacht. Nach Albert Hammond, Jr., der bereits auf zwei Soloalben zurückblicken kann, bis vor kurzem mit Coldplay durch die Lande tourte und nun rockstar-like mit dem neuen It-Model Agyness Deyn rumhängt und -knutscht, kommt nun Little Joy, die Zweitband von Drummer Fabrizio Moretti. Zwar heißt es, die Strokes würden bereits über einen Nachfolger von "First impressions of Earth" nachdenken, aber wie ernst kann man eine solche Meldung nehmen? Sogar Bassist Nikolai Fraiture ist gerade an einem Projekt mit Regina Spektor und Yeah-Yeah-Yeahs-Gitarrist Nick Zinner beteiligt. Das Leiden des jungen Julian dürfte also noch weitergehen. Erst recht, weil das vorliegende erste Album von Little Joy eine echte Überraschung ist.

Gemeinsam mit Los-Hermanos-Mitglied Rodrigo Amarante und seiner Freundin Binki Shapiro liefert Moretti, der auch hier am Schlagzeug sitzt und das Singen den beiden Kollegen überlässt, ein Werk ab, dessen Liebe zum Detail sich nicht verbergen lässt. Bereits im Opener "Next time around" klingt Amarante zwar stellenweise wie Casablancas selbst, jedoch schwingt er sich fröhlich durch das gesamte Stück, ohne dabei monoton oder gar langweilig zu werden. "Keep me in mind" ist ein Indierocker erster Klasse, der stellenweise zwar ebenfalls sehr nach den Strokes klingt, dies jedoch charmant umsetzt. Im Gegenzug ist "Brand new start" das intonierte Blumenkind des Album. Textlich eines der schönsten Liebeslieder des Jahres, verliert es trotz des 60er-Jahre-Flairs nicht mal einen Hauch seiner Coolness. Und das muss Casablancas erst mal schaffen.

"Don't watch me dancing" und "Unattainable", hauptsächlich von Shapiro vorgetragen, offenbaren in ihrem folkigen Gewand dann die Einflüsse des Mannes, der im Grunde verantwortlich ist für die Gründung der Band: Devendra Banhart, mit dem Rodrigo Amarante auf "Smokey rolls down thunder canyon" zusammenarbeitete. Mehr noch: Noah Georgeson produzierte Alben beider Künstler. Die Musikerwelt kann doch so klein sein. Ein echtes Highlight ist auch "Evaporar", das portugiesische Stück am Ende des Albums, das nach gerade mal einer halbe Stunde mit der puren Einfachheit einer Gitarre und dem Gesang Amarantes endet. Ein leider kurzweiliges Vergnügen, das, entgegengesetzt dem Bandnamen, nicht nur kleine Freuden bereitet. Aber bekanntlich soll man immer dann aufhören, wenn es am schönsten ist - und das ist an dieser Stelle definitiv geglückt.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Brand new start
  • Keep me in mind
  • Don't watch me dancing
  • Evaporar

Tracklist

  1. Next time around
  2. Brand new start
  3. Play the part
  4. No ones better sake
  5. Unattainable
  6. Shoulder to shoulder
  7. With strangers
  8. Keep me in mind
  9. How to hang a Warhol
  10. Don't watch me dancing
  11. Evaporar

Gesamtspielzeit: 31:14 min.

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