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Jackson Browne - Time the conqueror

Jackson Browne- Time the conqueror

Inside / Rough Trade
VÖ: 04.10.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Vorsprung durch Alter

Wie sagte Fußballlehrer Otto Rehhagel einst so schön: "Es gibt keine alten und keine jungen Spieler, sondern nur gute und schlechte". Mit Musikern dürfte es sich ähnlich verhalten. Randy Newman ist einer von den guten, alten. In den 1970ern recht erfolgreich, dann ein wenig abgetaucht, meldete er sich kürzlich mit einer kritischen Stellungnahme zum politischen und gesellschaftlichen Geschehen in den USA wieder zurück. Was aber in diesem Kontext viel wichtiger ist, ist die Tatsache, dass Newman einem seiner geistigen Begleiter ein eigenes Stück auf "Harps and angels" widmete: Die Rede ist freilich von Jackson Browne, mittlerweile 60 Jahre alt, und als Produzent und Singer-Songwriter unermüdlich, jedoch seit einigen Jahren in der gefühlten Bedeutungslosigkeit verschwunden. Eindrucksvoll meldet auch er sich nun zurück.

Gleich zu Beginn der Eroberungsreise von "Time the conqueror" legt Altmeister Browne eine klassische Lektion in der Singer-Songwriter-Kunst ab und vereint im Titelstück gleich mehrere Widersprüche. Es ist mit Bass, Keyboard und Schlagzeug einfach und eingängig, aber dennoch mit Tiefgang. Es ist schlicht und radiotauglich und dabei gesellschaftskritisch und politisch. Es wird von charmanten Frauenstimmen begleitet, triftet aber nie in Belanglosigkeiten ab. Es hat sich zu früher demnach nicht viel verändert im Kosmos von Jackson Browne, diesem unangepasst Angepassten und beinahe konsensfähigen Musiker und Produzenten. Die Parallelen zu Randy Newmans "Harps and angels" sind somit erneut mehr als offenkundig.

Perfekt zusammengefasst wird alles im fast zehnminütigen "Where were you?". Der Song will alles und bekommt alles. Katastrophen, wie hier der Hurrikan Katrina im Besonderen und die fragile Pax Americana im Allgemeinen, sind doch immer ideale Antreiber für die großen Momente in Kunst und Musik. Das Stück bricht nie wirklich aus, ist behutsam, aber funky, und kommt mit einem äußerst lässigen Rhythmus daher, der manch einen Jungspund wie einen steifen Klotz wirken lässt. Sechs Jahre nach seinem letzten Solowerk muss Browne keine lauten Töne anschlagen, um für Aufregung zu sorgen. Kritik geht auch leise und ohne das Getrampel eines Michael Moore.

Die Aufregung und Spannung wird bis zum Ende gehalten. Kein Ausfall, kein Anzeichen von Ermüdung ist zu entdecken oder zu erlauschen auf diesem knapp einstündigen Werk. Und mit "Far from the arms of hunger" gibt es zumindest musikalisch sehr dezente, versöhnliche Töne zum Schluss, ohne dabei den Blick auf die alte, böse Welt zu verlieren. Die Jungspunde dürfen sich diese Lehrstunde gerne anhören. Jackson Browne zeigt, dass man mit 60 Jahren immer noch genug Durchhaltevermögen besitzen kann, um ein solch gelungenes Album in die Welt hinauszutragen. Alter hat mit Qualität eben nichts zu tun.

(Carsten Rehbein)

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Highlights

  • Time the conqueror
  • Where were you?
  • Far from the arms of hunger

Tracklist

  1. Time the conqueror
  2. Off of wonderland
  3. The drums of war
  4. The arms of night
  5. Where were you?
  6. Going down to Cuba
  7. Giving that heaven away
  8. Live nude cabaret
  9. Just say yeah
  10. Far from the arms of hunger

Gesamtspielzeit: 57:18 min.

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