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Landscape Izuma - Kolorit

Landscape Izuma- Kolorit

Siluh / Broken Silence
VÖ: 26.09.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die dritte Dimension

Wenn Streicheleinheiten ihr Pulver vorschnell verschießen; wenn es den Weltuntergang einläutet, dass ausnahmsweise die Freundin den Morgenkaffee kocht; wenn sich die Straßenschläger nach einem dahingestikulierten "Haltet ein, Schurken!" verwirrt die Schläfen kratzen: Dann entsteht echte Spannung im Raum. Das weiß auch Georg Tran Lap Vinh, gebürtiger Österreicher mit vietnamesischer Herkunft. Das Credo seiner Musik prangt deshalb von verschiedenen Webseiten. Es lautet: "Try to dance to this!" Und versprüht so im Tonfall eine Bockigkeit und ein Aufbegehren, von dem sein Debütalbum musikalisch doch lieber Abstand nimmt.

Denn "Kolorit" erweist sich als einziger Harmoniebrocken, wird größtenteils lieber akustisch bezupft und zart gehaucht als zu offensiv besungen. Gleich "The lake is in the ocean" spürt den Wind auf der Haut, steigert flatternde Flageoletttöne zu einem Wohlfühl-Biotop und bastelt aus der rückwärts gespulten Gitarrenspur einen verzagenden Rhythmus. Ein paar Field-Recordings, einige herauf- und herunterbrechende Feedbacks und Vinhs eindringlich akzentuierter Gesang reichen aus, um ein erstes Statement abzugeben, das sich - credogemäß - in all seiner Selbstvergessenheit klar positioniert und artikuliert. "Places and moments", "Absence makes the heart grow fonder" oder "Palindrom" sind ähnliche Großtaten des Schluchten-und-Täler-Folks. Mal groovt sich zögerlich ein Schlagzeug dazwischen, mal wird der Gesang gedoppelt, mal schwingen Bass, Synthies und mehrstimmige "Huhus" zu einem samsonesken Uijuijui zusammen. Manches ist zunächst zu leise, um überhaupt gehört zu werden. Manches zu laut, um sich wirklich in den Song einzupassen - wie die Shouts aus dem Off, die "Buffer" in ein drängendes Kauderwelsch überführen. Immer aber bleibt ein Arbeitsbegriff eingewoben, der an den quietschenden Slides auf dem Gitarrengriffbrett hörbar wird.

Auch sonst findet man einen doppelten Boden höchstens in den Luftlöchern der Produktion. Da wird jedem einzelnen Ton hinterhergelauscht, zu jedem Echo in die Hocke gegangen, um den Hall bloß nicht zu behindern. Das ist derart perfekt abgestimmt, dass sogar der Hörer Gefahr läuft, den Songs allein durch seine körperliche Anwesenheit im Wege zu stehen. Denn "Kolorit" braucht diesen Raum und verschafft ihn sich, ohne die Ellenbogen einzusetzen - ein geisterhaft gehauchtes "Platz da" reicht schon aus. Das Album spielt mit derart freigeräumten Flächen. Es rechnet damit, dass selbst der Hörer ehrfürchtig zur Seite springt. Womit der Titel zusätzlich Sinn macht: "Kolorit", das ist die erste Forderung jedes weißen Feldes. Vinh macht daraus eine Intervention des gesamten Raumes, einen Übertrag von 2D in 3D. Trotz ihrer Milde ist diese Musik eine der Überwindung. Und sie meint: Wer gar nicht tanzt, kommt auch zum Ziel.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • The lake is the ocean
  • Places and moments
  • Absence makes the heart grow fonder

Tracklist

  1. The lake is the ocean
  2. The accent's on the offbeat
  3. Places and moments
  4. Palindrom
  5. 11502anywhere
  6. Absence makes the heart grow fonder
  7. Rough sheets
  8. Firlefanz
  9. Buffer
  10. Hand

Gesamtspielzeit: 37:25 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
8hor0
2008-09-17 21:10:19 Uhr
Oh, danke für die Info, dass es ein Album gibt! Bin da mal im FM4-Soundpark drüber gestolpert - wirklich schön!
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