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Perry Farrell - Song yet to be sung

Perry Farrell- Song yet to be sung

Virgin / EMI
VÖ: 16.07.2001

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Mundorgel

Alles wollen, aber nichts wirklich zu Ende denken - Auch wenn einem zu diesem Konzept stets als Erstes die jeweilige Opposition im Bundestag in den Sinn kommt, hat man in diesem Fall weit gefehlt: Perry Farrell, verdienter Rock-Heros, Gründer des Lollapalooza-Festivals und Kopf der Kultbands Jane's Addiction und Porno For Pyros, beendet seine fünfjährige Auszeit und scheitert grandios beim Versuch gleich in allen Musikstilen eine Revolution einzuläuten. An der namenhaften Unterstützung kann es nicht gelegen haben: Dave Navarro (Jane's Addiction, Ex-Red Hot Chili Peppers und zuletzt mit "Trust no one" solo überzeugend), Stephen Perkins (Jane's Addiction), Martin Le Noble (Ex-Porno For Pyros), Jon Brion (Magnolia Soundtrack), Jennifer Turner (Furslide), Mad Professor, Marius De Vries (Björk) und Krish Sharma (Sugar Ray, Filter) halfen bei Produktion und Instrumentierung des Albums. Der Endmix durch Alan Moulder (Nine Inch Nails, Smashing Pumpkins) bringt das massive Namedropping zum Ende. Auch die Grundidee von "Song yet to be sung" liest sich prinzipiell mehr als löblich: Herr Farrell hat unter Einsatz gewisser chemischer Helfer entdeckt, welch faziniernde Welten elektronische Musik eröffnen kann. Diese will er nun mit dem althergebrachten Rock fusionieren, auf daß sich ein wundersames Zwitterwesen erhebe, welches im Vorbeigehen die Welt rettet.

Wie schädlich sich aber solche Großfusionen auswirken können, hätte Perry Farrell wohl mit einem kurzen Anruf bei Herrn Schrempp von Daimler Chrysler erfahren. Trotzdem läßt er sich auf das Abenteuer ein, mischt das vermeintlich Beste aus beiden Welten, streut noch eine dicke Prise Mystik bei und verfeinert seine Experimente durch Sprenkler aus Fernost. So bedeutungsschwanger und überladen macht sich "Song yet to be sung" auf den Weg, die Ohren der Ungläubigen zu erobern und scheitert nach nicht zwei Songs am eigenen Anspruch. Den biblischen Posaunen von Jericho gleich, zieht Farrell mit seinem Machwerk in Richtung der erwartungsvoll aufgespannten Lauscher, um dann doch nicht mehr zum Einstürzen zu bringen als den sprichwörtlichen Sack Reis in China. Kraftlos und unspektakulär versinken die Songs, die noch gesungen werden mußten, in selbstverschuldeter Unmündigkeit. Drum'n'Bass-Elemente verirren sich in klassischen Songstrukturen, gewollte Schwere ermüdet die Popfaszination und letzlich lebt kein Reiz lang genug, um sich zu entfalten. Im Versuch, mehrere Ebenen zu schaffen, versperrt Farrell sich allen Hörerschichten und bietet statt kreativer Widerbelebung nur wirre Ideefragmente.

Die naive Idee, ein Lied zu schreiben, mit dem Juden, Christen und Moslems gemeinsam den Frieden herbeisingen, setzt Farrell munter in den Wüstensand. Ebenfalls ständig präsent ist das chemisch bedingte Hochgefühl, welches bis in die Texte herein transportiert wird, die vor esoterischen Erfüllungsgedanken nur so strotzen. Die glorienhafte Erleuchtung, die ihm dabei vorschwebt, verbreitet jedoch eher die Aura von Wunderheilern, Sektenführern und anderen Bauernfängern. Nur gut, daß Farrell zeitgleich auch wieder mit den reformierten Jane's Addiction auf der Bühne steht. So gibt einem nicht der überambitionierte "Song yet to be sung", sondern die gute Jane den Glauben an das Gute im Menschen zurück. Vielleicht verschafft diese Dame auch Farrell eine zweite Erleuchtung.

(Thorsten Thiel)

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Highlights

  • Seeds

Tracklist

  1. Happy birthday jubilee
  2. Song yet to be sung
  3. Did you forget
  4. Shekina
  5. Our song
  6. Say something
  7. Seeds
  8. King Z
  9. To me
  10. Nua nua
  11. Admit one
  12. Happy birthday jubilee (Reprise)

Gesamtspielzeit: 48:42 min.

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