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The Uglysuit - The Uglysuit

The Uglysuit- The Uglysuit

Quarterstick / Touch And Go / Soulfood
VÖ: 12.09.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Blau im Blick

Eine Band, die sich freiwillig den Namen The Uglysuit zumutet, hat entweder Humor oder einen ziemlich schlechten Geschmack. Und eine Band, die behauptet, sich von "happiness bursting out of a warm apple pie" inspiriert zu fühlen, hat entweder einen ziemlich schlechten Humor oder aber vielleicht doch Geschmack. Mit einer gewissen US-amerikanischen Teenie-Komödie hat das alles nämlich rein gar nichts zu tun - auch wenn das Sextett aus Oklahoma City es durchaus schätzt, gut durchblutet der Gravitation entgegenzuwirken. Allerdings steht bei ihnen immer nur ein Ziel im Mittelpunkt: der Himmel.

"The clouds will split / For you and I", prophezeit Frontmann Israel Hindman mit andächtiger Zuversicht in der Stimme. Ein Schwebegitarren-Rudel erobert stürmisch das Firmament, um von dort aus die Dramaturgie eines Debüts zu lenken, das in neun epischen Etappen schwerelos durch die Lüfte gleitet. Vorbei an pittoresken Landschaftsidyllen und imposanten Gebirgsgiganten, vorbei an anthrazitfarbenen Schluchten des Zweifelns und einsamen Gewässern. Vorbei an den scharfen Ecken und Kanten der Realität, an den verwaschenen Farben der Alltagsdramen und immer und immer höher. Das Grau im Genick, aber das Blau stets im Blick, verheißungsvoll.

Weniger himmlisch ausgedrückt: The Uglysuit machen Tanzmusik für Schlafwandler und sind dabei ebenso gut gebettet wie hellwach. Die Ode an "Chicago", rein zufällig Heimat ihres Labels Quarterstick, versteckt Akkordeon und Wurlitzer in den gut verfugten Gitarrenwänden und reißt im herzlich umarmenden Refrain schließlich inbrünstig alle Mauern ein. "Brad's house" hingegen steht noch und öffnet einem skeptisch gestimmten Klavier die Pforte, während sich ein naher Verwandter der frühen Coldplay seinen Weg durch den Hintereingang bahnt und innerhalb kürzester Zeit alle Zimmer in allen Stockwerken belegt. Und dann dieser Satz: "I'm not looking for a way out." Wer Kapitulation als Erlösung begreift, darf schöner Scheitern und bekommt sogar noch einen völlig losgelösten Chor gratis dazu.

"...And we became sunshine" beginnt mit einem adretten Twinset aus Gitarre und Glockenspiel, steigert sich hingebungsvoll in seine strahlende neue Existenz hinein und wird sieben Minuten lang in alle Himmelsrichtungen ausgerollt, ganz ohne dünn zu werden. "We're up so high / Up in the sky / Let's just relax and lean on" - nicht so das hübsche Piano-Instrumental "Elliot travels", das rastlos und mit einer beeindruckenden Entschlossenheit auf "Anthem of the arctic birds" zumarschiert. Bei denen man zunächst übrigens damit rechnet, dass die Fleet Foxes sie ganz bestimmt holen werden - der Harmoniegesang gelingt The Uglysuit nämlich ähnlich vorzüglich. Und dann spannen sie unter dem Sternenzelt auch noch ein Zirkuszelt auf. Zumindest musikalisch.

An die wohl deutlich lauteren Anfänge der Band vor zehn Jahren - damals waren Hindman und seine Kumpels kaum Teenager - erinnert höchstens noch der naturgewaltig tosende Anfang von "Everyone now has a smile" oder das explosive Ende von "Happy yellow rainbow". Ansonsten widmen sich die Oklahomies lieber dem gepflegten Schwelgen auf sechs wohltemperierten Saiten. Zum Finale schnüren sie liebevoll ein handliches Akkordpaket und binden eine türkise Endlosschleife drum. Ob dies zwecks Hörerhypnose geschieht, wird nicht ganz klar. Dafür aber dieses hier: Diese Band muss man nicht mehr in den Himmel heben. Sie ist schon längst angekommen.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • Chicago
  • Elliot travels
  • Anthem of the arctic birds
  • Everyone now has a smile

Tracklist

  1. Brownblue's passing
  2. Chicago
  3. Brad's house
  4. ...And we became sunshine
  5. Elliot travels
  6. Anthem of the arctic birds
  7. Everyone now has a smile
  8. Happy yellow rainbow
  9. Let it be known

Gesamtspielzeit: 44:26 min.

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