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Foetus - Flow

Foetus- Flow

Ectopic / Nois-O-Lution / Warner
VÖ: 11.06.2001

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Massenpanik im Mutterleib

Was für ein gottverdammter Bastard! Wer keine passenden Flüche parat hat, sollte dieses Album tunlichst meiden. Aber wer weiß? Vielleicht entlockt ja dieses zunächst völlig wirr wirkende Hin und Her dem Zuhörer ungeahnte Verbalausfälle. Wer jedenfalls immer schon einmal wissen wollte, wie eine Jamsession der beiden Franks Sinatra und Zappa nach der Abarbeitung einer knappen Tonne jedes beliebigen Barbiturats klingt, dürfte durchaus eine Offenbarung erleben. Auf "Flow" wird ver- und zerstört, was der Lärm hergibt. Man wird geradewegs in die Irre geführt und aufs köstlichste zum Narren gehalten, bis sich einmal mehr der scheinbar so sichere Boden unter der Füßen in Luft auflöst. J.G. Thirlwell, der "maestro de disastro", kehrt zurück, und bringt mit Foetus diesmal einen wahrhaft durchgeknallten Bengel mit.

Die Dämonen, die am altgedienten Paten des Untergrunds zerren, scheinen unbezähmbar, bis sich ihrer plötzlich ein zunächst verlegener Swing bemächtigt. Verbissen kneifen einem ungestüme Hüpfer wie "Grace of God" oder "Suspect" in den Arm. Doch dies ist kein Traum. Der Alptraum, aus dem Lärmereien wie "Quick fix", "The need machine" oder "Shun" entlaufen sind, wird plötzlich so lebendig, daß sich Schweißausbrüche, Schüttelfrost und Adrenalinstöße jeglicher Art munter miteinander abwechseln. Hier fallen abgeschrägte Songfragmente und zynische Krachexkurse übereinander her, bis die Wirklichkeit verwirrt eine Auszeit nimmt.

Während kaputte Motoren zu starten versuchen, prügeln sich die bongobewehrten Sambatänzer mit den quäkenden Beboppern von hinten rechts. Derweil haben der debile Gitarrist und die demente Bläsertruppe ungeschützten Sex mit den Tigern von Siegfried und Roy. Thirlwell wirkt während alldem wie ein Entertainer nach oberirdischen Atombombentests in der Wüste von Nevada. Bei einer Performance am Rande des drogeninduzierten Nervenzusammenbruchs zucken immer wieder derart abgekühlte Rhythmen in den Songs umher, daß jeglicher Schweiß sofort verschreckt gefriert. Selbst die zufällig lauschenden Eisbären nicken beeindruckt und setzen sich Sonnenbrillen auf.

Wir wissen nicht, welche Drogen zu den krankhaft raffinierten Ausbrüchen auf "Flow" geführt haben. Mit klarem Kopf wird man sich kaum zu mehr als der Feststellung, daß dies wohl nicht die eigene Linie Koks sei, hinreißen lassen. Nach einer ausgiebigen Dosis dieses Manifests in Lärm aber wird man sich kaum noch zwischen einem "Mehr davon" und einem "Kids, don't try this at home" entscheiden können. Der Stiefel, mit dem Thirlwell jeglicher Erwartungshaltung auf dem Gesicht steht, schmeckt derart süßlich, daß man ihn förmlich ablecken möchte. Und Dreck reinigt bekanntlich den Magen.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Cirrhosis of the heart
  • Grace of God
  • Suspect
  • Heuldoch #7B

Tracklist

  1. Quick fix
  2. Cirrhosis of the heart
  3. Mandelay
  4. Grace of God
  5. The need machine
  6. Suspect
  7. (You got me confused with) Someone who cares
  8. Heuldoch #7B
  9. Victim or Victor?
  10. Shun
  11. Kreibabe

Gesamtspielzeit: 62:48 min.

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