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Amanda Rogers - Heartwood

Amanda Rogers- Heartwood

Expect Candy / Cargo
VÖ: 08.08.2008

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Schönheit der Chance

Manchmal ist es fast schon unfair. Da werden ein paar nicht besonders talentierten, dafür umso blonderen Teenie-Gören poppige Songs auf den neuimplantierten Leib geschneidert, süße Schuluniformen oder Stripperkleidchen genäht, ein Video in knalligen Farben inszeniert, damit genau diese Mädchen in den heiligen Olymp der Popmusik aufzusteigen. Jahre später erhalten sie dann vor aller Welt den Todeskuss der heiligen Mutter Madonna, um schließlich, am Ende des Dramas, auf dem Boden eines Friseursalons in ihren eigenen Haaren zu ertrinken. Oder sie verschwinden nach kurzer Zeit wieder und waren nie mehr gesehen. Beides ist Amanda Rogers nicht widerfahren, und man wünscht es ihr auch nicht. Zählt man ihre ersten selbstveröffentlichten CDs mit, ist "Heartwood" das nunmehr sechste Soloalbum. Trotzdem kennt sie bisher nur der musikverliebte Typ von nebenan, obwohl sie nonstop auf Tour zu sein scheint, zuletzt, so heißt es, in einem mit Pflanzenöl betriebenen Campingmobil - nicht gerade das coolste Gefährt, und doch passt es wie die Faust aufs Auge.

Ausgerüstet mit Produzent Warren Huart (The Fray, Anna Nalick) und einer Band, deren Mitglieder teilweise schon für ähnlich komplexe Frauen, etwa Fiona Apple, gespielt haben, startet sie nun gereifter durch und gibt jedermann die Chance, sich von ihrem Können zu überzeugen. In Live-Atmosphäre wurde das Songwriting perfektioniert, Songs mit einzelnen, verspielten Arrangements ausgestattet ("Hibernating", "Drive") und die Messlatte ganz hoch gesetzt. Sei es nun ein Track wie "This beauty", dessen Refrain im trotzigen Gegensatz zu den zarten Strophen steht, oder das wunderschöne, abschließende "Lullaby" - Amanda Rogers klingt stets so, als würde sie jeden Hörer einzeln ansprechen und doch nur für sich spielen. Dabei entsteht eine Art Vertrautheit, die auch bei schwungvolleren Songs wie "Operator" nicht abbricht. Während andere also noch versuchen, mit möglichst viel nacktem Fleisch aufzufallen, wählt Rogers die clevere Variante und gibt ihrem Publikum die Chance, die weitaus schönere Seite des weiblichen Songwriter-Mythos zu bestaunen.

"Fate's northern shore" beweist mit kräftigem Nachdruck das Talent der New Yorkerin, und man wünscht sich, dass sie ihrer Stimme immer so viel Raum geben würde, wie in diesem Stück. Oft scheint es, als würde sie sich hinter der Musik selbst verstecken, was der Qualität jedoch in keiner Weise schadet. Im Vergleich zu den Vorgängern klingt Heartwood reifer, erwachsener und ausgeklügelter. Amanda Rogers verweigert sich dem Trend nach wie vor, lässt sich nicht in Lolitaposen auf den Covern einschlägiger Magazine ablichten, pfeift auf das Major Label. Und überhaupt hat sie mit all den Popschönheiten von damals, die zur gleichen Zeit wie sie auftauchten und denen zunächst weitaus mehr Beachtung geschenkt wurde, nicht viel gemein. Sie wird auch weiterhin eckig und kantig sein, wo sie nur kann, und gefühlte 400 Tage im Jahr auf Tour sein, notfalls im windbetriebenen Papierflugzeug. Und doch gibt sie der Welt mit "Heartwood" zum ersten Mal die Möglichkeit, ihr beim Aufsteigen zuzusehen.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Drive
  • This beauty
  • Fate's northern shore
  • Lullaby

Tracklist

  1. I'm awake
  2. Drive
  3. Endless saturday
  4. Hibernating
  5. This beauty
  6. Cabin muse
  7. Trembling hands
  8. Fate's northern shore
  9. Operator
  10. Ella faints
  11. Ghost of you
  12. Lullaby

Gesamtspielzeit: 35:42 min.

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