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The Beta Band - Hot shots II

The Beta Band- Hot shots II

Regal / EMI
VÖ: 16.07.2001

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Alpha und Omega

Es ist schon ein Ärger mit den Samples. Da hat man sich ein feines ausgesucht, und irgendwann steht man plötzlich nicht mehr alleine damit herum. Nun, sicherlich war es kein Geheimnis, daß sich einst auch Portishead ("Sour times") und Tricky ("Hell is round the corner") bereits diesen Baßlauf aus dem eher unbekannten "Daydream" unter den Nagel gerissen haben. Daß die Remix-Folker der Beta Band aber unmittelbar vor der Veröffentlichung der eigenen Comeback-Single plötzlich mit "Daydream in blue" von I Monster ein weiteres neues Stück mit dem gleichen Sample im Radio hören mußten, wurmte sie so sehr, daß sie kurzerhand ihr Comeback verschoben. Wenn man sich seine Songs schon aus allem, was Vater Pop und Mutter Erde je hervorgebracht haben, zusammenlötet, sollte man wenigstens mit frischem Zinn ans Werk gehen.

Nun wurde also mit "Broke" eine andere Sachtheit erste Single des Zweitlings der Beta Band. "Hot shots II" schickt sich an, all das nachzuholen, was das etwas schwächelnde Debüt nicht einzulösen vermochte. Wie auf den nicht nur durch den Film "High fidelity" legendär gewordenen ersten drei EPs zeigen sich die schottischen Wahl-Londoner wieder von ihrer verschrobenen Seite. Eine zartschmelzende Stimme haucht kuschelweiche Verse über sanft gestrichenen Teppichen von Schrammelgitarren und Hammondorgeln. Doch bevor man den Slogan von der angeblich so neuen akustischen Bewegung aussprechen kann, plumpst einem ein Beat auf den Fuß. Ehe man sich versieht, zuckt und ruckelt alles, und ein besinnlicher Dancebeat erobert den Song.

Schon glaubt man, hier hätte sich ein raffinierter Knöpfchendreher an einen Folkklassiker vergangen. Und wirklich: Genau so entstehen die Tracks der unorthodoxen Truppe aus Hampstead Heights. Ähnlich wie geistesverwandte Kauze, die auf Namen wie Beck, Badly Drawn Boy oder E hören, schreibt Steve Mason samtweiche Knuddelmelodien, die dann vom Rest der Beta Band durch einen beatlastigen Fleischwolf gedreht werden. Die Klangmetzgereien wirken bisweilen, als ob Junior seinen Mamas und Papas einen schüchternen Drumcomputer geschenkt hätte. Gelassen wabern die Oohs und Aahs umher und grüßen freundlich von den Sechzigern. Während sich so Masons Melancholie Raum verschafft, treibt der leichtfüßige Zitatpop links und rechts vom Song schwermütige Blüten. Langsam lullt man den Zuhörer ein, und alles wird "Quiet". Sounds of silence.

Doch während Akkordeon und Streicher mit schlurfenden Schritten umhertänzeln, mogelt sich plötzlich ein beherztes Scheppern in den Vordergrund. Dieses "Human being" stampft auf und weckt die sanft entschlummerten Gedanken mit energischem Vortrag. Wenig später verhüllt eine "Eclipse" die betörende Stille und wird auf ganz altmodische Art laut. "Can't keep quiet for long / I'm a human being / Can't help singing a song / I'm a human being". In solchen Momenten jenseits der Intimität platzt die verschwebte Umgebung auf. Genau zu sehen ist leider nichts, denn mitten in den Wolken wird selbst das laueste Lüftchen zum Weichzeichner. Nur mit zugekniffenen Augen sieht man die himmlischen Heerscharen beim gedankenversunkenen Tanz.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Squares
  • Human being
  • Broke
  • Quiet

Tracklist

  1. Squares
  2. Al Sharp
  3. Human being
  4. Gone
  5. Dragon
  6. Broke
  7. Quiet
  8. Alleged
  9. Life
  10. Eclipse

Gesamtspielzeit: 46:00 min.

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