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The Bug - London zoo

The Bug- London zoo

Ninja Tune / Rough Trade
VÖ: 27.06.2008

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Apocalypse flow

Düster grollende Subbässe, Tracks, die wie Schwarze Löcher alles Licht fressen, und MCs, die voller Zorn die Zukunft in den schwärzesten Farben malen. Für Menschen, die mit Dancehall für gewöhnlich den sommerlichen Partysound der Berliner Seeed assoziieren, muss "London zoo" wirken wie eine nicht enden wollende Sonnenfinsternis. Die Erde scheint sich aufzutun und stoßweise Lava auszuspeien im ultrareduzierten "Skeng", während die Bassdrum von "Jah war" dem Titel entsprechend hämmert wie ein Maschinengewehr. Bacardi-Feeling hört sich anders an. Wenn dazu Roll-Deep-Mitglied Flowdan ultra-aggressiv "The war has begun" skandiert, spürt man das Messer förmlich schon am Hals.

Eine extrem physische Platte ist dieses dritte Album von The Bug geworden, massiv und schroff wie eine Felswand. Zwecklos, "London zoo" entkommen zu wollen, so wenig Raum zum Luftholen lässt es einem. Wird man nicht von den Gesteinsbrocken erschlagen, die "Murder we" aus den Hochhäusern Londons bricht, schwemmt einen die Tsunami-artige Subbasswelle von "Fuckaz" mit Kode9-Gefolgsmann Spaceape hinweg. Entgeht man dem irrsinnigen Schamanentanz von "Angry" mit Reggae-Legende Tippa Irie, wird man spätestens von "Poison dart" und seiner peitschenden Snare erst in kleine Stücke zersprengt und anschließend von einem gigantischen Bassmahlwerk zu Staub zerbröselt.

Der Mann, der auf "London zoo" Dancehall-Kultur mit Industrial-Noise und den meterhohen Basswänden und endlosen Hallräumen des Dubstep vermählt, ist Kevin Martin. Angefangen hat er bei der Jazzcore-Formation God, mit der auch John Zorn zwischenzeitlich zusammenarbeitete. Bei God lernte Martin dann Justin Broadrick (Napalm Death, Godflesh) kennen und gründete mit ihm zusammen die beiden Industrial-HipHop-Formationen Techno Animal und Ice. Zu seinem eigentlichen Soundideal aber hat Martin erst mit dem Soloprojekt The Bug gefunden, das er, fasziniert von der Soundsystem-Kultur, ins Leben rief, um seine Vision von alles absorbierenden Bässen und Räumen verwirklichen zu können.

Dass die neue Platte so rau und intensiv geworden ist, liegt aber nicht zuletzt an der Härte des Lebens in Martins Heimatstadt London, einem Ort der Spannungen und Konflikte, den Martin als "anti-social" bezeichnet. Er selbst habe die letzten Jahre in einer Wohnung ohne Dusche und Küche zubringen müssen und kenne auch sonst nur Leute, die kaum das Geld für die Miete zusammenkratzen könnten oder schon bis über beide Ohren verschuldet seien. Kein Wunder, dass angesichts dieser Grundstimmung auch die diversen Gast-MCs, allesamt aus der ersten Toaster-Liga, die Hand stets an der Waffe haben. Nicht einmal das schleppende "Judgement" am Schluss des Albums lässt einen Funken Hoffnung übrig. Einsam auf einem Meer aus Bass dahintreibend und gequält von den ihn umgebenden Geisterstimmen singt Ricky Ranking die Zeilen: "Seems like the end is gettin' near / A lot of people in the nation livin' in fear", und: "So much people are losin' their mind / Cause we are livin' in a serious time / I guess it's comin' like a judgement sign / The people have killin' on their mind." Danach muss man erst mal schlucken, bevor die Seeed-Platten in den Schredder wandern. Die braucht man ja nicht mehr, jetzt, wo der Mann mit der Sense an der Tür geklingelt hat.

(Harald Jakobs)

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Highlights

  • Murder we (feat. Ricky Ranking)
  • Skeng (feat. Killa P & Flowdan)
  • Poison dart (feat. Warrior Queen)
  • Judgement (feat. Ricky Ranking)

Tracklist

  1. Angry (feat. Tippa Irie)
  2. Murder we (feat. Ricky Ranking)
  3. Skeng (feat. Killa P & Flowdan)
  4. Too much pain (feat. Ricky Ranking & Aya)
  5. Insane (feat. Warrior Queen)
  6. Jah war (feat. Flowdan)
  7. Fuckaz (feat. Spaceape)
  8. You & me (feat. Roger Robinson)
  9. Freak freak
  10. Warning (feat. Flowdan)
  11. Poison dart (feat. Warrior Queen)
  12. Judgement (feat. Ricky Ranking)

Gesamtspielzeit: 58:00 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
humber humbert
2009-04-01 17:21:27 Uhr
... die kürzlich ausgefallenen Konzerte in Hamburg und Heidelberg werden vorraussichtlich im April 2009 nachgeholt.

Ja, ja von wegen.
stativision
2009-01-17 16:07:22 Uhr
jo, war ja ganz gut. warrior queen hat aber irgendwann mit ihrem gelaber genervt und der andere mc ist leider ausgefallen.
jedenfalls ordentlich druck auffe ohren und überhaupt ordentlich alarm, noise und apokalypse. destruktivistischer industrial ragga?
lüdgenbrecht™
2009-01-15 20:35:35 Uhr
Ich muss gestehen, dass ich den Sound (vor allem von "Preassure") hin und wieder recht gern hör. Muss wohl irgendwas aus den späten 90ern hängen geblieben sein... Ist ja auch recht nah an dem ganzen Grime-Zeug dran.
stativision
2009-01-14 22:48:56 Uhr
heidelberg und hamburg fallen aus, berlin und leipzig finden statt, wie eben auf der myspace-seite angekündigt.
humber humbert
2009-01-13 23:12:33 Uhr
Mist, in Heidelberg fällt es auch aus. Dann mal gute Besserung nach England.
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