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Guillemots - Red

Guillemots- Red

Polydor / Universal
VÖ: 02.05.2008

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Die Spaßvögel

Klebstoffschnüffler haben entschieden: "Red" ist schon jetzt das Album des Jahres. Die meisten Konsumenten waren zuvor auch den Scissor Sisters auf den Leim gegangen. Doch wie sind die Guillemots, deren sensationelles Debüt "Through the windowpane" noch auf ganz anderem Niveau süchtig gemacht hatte, plötzlich in dieses Milieu gerutscht? Nun, es begann mit einer Zeile aus dem Song "Kriss kross". Seit Frontvogel Fyfe Dangerfield "Let's shake things up a bit!" zwitscherte, muss der Guillemots-Schriftzug überall festgeklebt werden. Insbesondere auf dem Albumcover. Man darf sich nicht wundern, wenn Buchstaben alles wörtlich nehmen und nach so einer Aufforderung das zwanghafte Bedürfnis entwickeln, sich neu zu formieren. Am Anfang waren das noch harmlose Anagramme, die überhaupt keinen Sinn ergaben. Mittlerweile gruppiert sich der Bandname, wenn man ihn denn lässt, entweder zu "mutlos geil" oder zu "Gute im Soll".

Man könnte das jetzt als bedeutungslose Kuriosität abhaken - wenn nicht tatsächlich etwas Wahres dran wäre. Wobei die Spurensuche bei der EP "Of the night" beginnen muss, die letztes Jahr erschienen ist und eher mutig ungeil war, irgendwo zwischen Apokalypse und Phantasialand. Auf jeden Fall lauter, chaotischer und dunkler als "Through the windowpane". Die gute Nachricht: Den roten Faden ihres Meisterwerkes hat die Band mittlerweile wiedergefunden. Die schlechte Nachricht: Sie hat daraus ein stattliches Knäuel gewickelt und für das Cover-Artwork von "Red" fotografiert. Währenddessen sind die Trottellummen zu Hupfdohlen mutiert und haben eine unerwartet kommerzielle, exzessive Pop-Platte aufgenommen.

"Falling out of reach" ist so veilchenduftend weichgespült, mit seiner braven Akustikgitarre und dem niedlichen Gospelchor, dass man "Last kiss", einer völlig kirren, rasant pulsierenden Rave-Nummer, mit zackigen Streichern und Safri-Duo-Getrommel, dankbar an den Lippen hängt. Und sogar der für Guillemots-Verhältnisse eher durchschnittlichen Single "Get over it" auf ihre neongrünen New-Wave-Schulterpolster klopft. Dabei hat "Red" noch ganz andere Kreationen zu bieten: Besagtes "Kris kross" kreuzt ein dynamisches Bollywood- Bombast-Orchester mit einem feisten Glam-Rock-Beat, "Don't look down" nimmt plötzlich die Ausfahrt in Richtung Drum & Bass, und "Big dog" apportiert hypermodernen R'n'B, um anschließend lässig das Beinchen an Justin Timberlakes "Sexyback" zu heben. Kein Scherz.

Die exotischen Klänge von "Clarion" und "Cockateels" werden vermutlich noch in zwanzig Jahren die Bauchtanzkurse englischer Volkshochschulen untermalen. Und wenn Dangerfield sein Freddie-Mercury-Gedächtnis-Falsett aus "Standing on the last star" noch ein bisschen perfektioniert, dann dürfte ihm schon bald ein wunderschöner Schnurrbart sprießen. Am schnellsten ans Herz wächst übrigens "Words", das heldenhaft alle Synthesizer Schachmatt setzt und mit Piano, Kontrabass und Mundharmonika "Red" den Blues beibringt. Die Hauptlektion dieser 50 Minuten ist jedoch eine andere: Ein enttäuschendes Guillemots-Album ist noch lange kein Mittelmaß. Aber Album Nummer drei darf dann auch gerne wieder mehr als bloß einen Höllenspaß machen.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • Kriss kross
  • Cockateels
  • Words
  • Don't look down

Tracklist

  1. Kriss kross
  2. Big dog
  3. Falling out of reach
  4. Get over it
  5. Clarion
  6. Last kiss
  7. Cockateels
  8. Words
  9. Standing on the last star
  10. Don't look down
  11. Take me home

Gesamtspielzeit: 50:51 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Rumo
2010-03-03 09:09:02 Uhr
Big Dog finde ich ganz, ganz schlimm. Trotzdem gestern Abend mal wieder gaaanz kurz reingehört, allerdings nur den Opener, der hat was!!
Gordon Fraser
2010-03-03 08:36:54 Uhr
Ein paar von den tollen "Fly Yellow Moon"-Stücken dazu, "Last Kiss", "Big Dog" raus, alles nicht ganz so gefällig produziert - und dann wäre das auch eine ziemlich gute Platte geworden. Schade. Hoffentlich sind die fast durchweg positiven Reaktionen auf "Fly Yellow Moon" jetzt der Anlass, auch bei den Guillemots wieder auf bewährte Klasse zu setzen und auf misslungene RnB- und Elektro-Experimente zu verzichten.
Gordon Fraser
2008-08-28 22:54:12 Uhr
Allerdings ist immerhin das Artwork sehr gelungen.
Walenta
2008-08-28 22:51:07 Uhr
Red ist für mich bis dato leider auch die größte enttäuschung dieses jahr.....schade.
Gordon Fraser
2008-08-28 22:49:13 Uhr
Kriss Kross 7/10
Big Dog 3/10
Falling Out Of Reach 6/10
Get Over It 6/10
Clarion 8/10
Last Kiss 0/10
Cockateels 9/10
Words 6/10
Standing On The Last Star 7/10
Don't Look Down 6/10
Take Me Home 7/10

in toto: 5/10

Zwei Songs, die das Niveau des unerreichbaren Vorgängers immerhin streifen. Leider auch zwei Totalausfälle, wobei "Last Kiss" besonders schwer wiegt, auch weil ich in diesem Jahr noch keinen schlechteren Song gehört hab (und diese Aussage bezieht Verbrechen wie "Drei Tage Wach" mit ein). Aber die Tussi sollten sie sowieso aus der Band schmeißen. Der Rest ist ok, mehr wohl nicht.

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