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Gossip - Live in Liverpool

Gossip- Live in Liverpool

Red Ink / Columbia / Sony BMG
VÖ: 28.03.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Queer as Punk

Klatsch und Tratsch verbreiten sich nicht immer schnell. Bevor das damals noch existierende Hamburger L'Age-D'or-Label sich 2006 erbarmte, das dritte Album von Gossip in Deutschland zu veröffentlichen, galt das inzwischen in Portland, Oregon ansässige Trio maximal als Riot-Grrl-Ding für Spezialisten - wenn sie hierzulande überhaupt jemand kannte. Aber dann "Standing in the way of control": ein mächtig pumpender und schwitzender Schreihals von einer Platte, auf der Sängerin Beth Ditto gegen die Homophobie der US-Regierung keifte, höchst unrasierte Achselhöhlen zur Schau stellte und mit dem dreckigen Soul ihrer voluminösen Stimme verblüffte. Die Band feuerte dazu Granaten aus knirschig-punkigem Bluesrock auf die Tanzböden ab, Remixes vom Kaliber Soulwax und MSTRKRFT folgten, und selbst Rick Rubin hat mittlerweile genickt. Tradition, Modernität und hohe Clubhitdichte auf engstem Raum, die definitive Alles-Show für Jung und Alt. Warum hatte die vorher eigentlich noch niemand auf der Rechnung gehabt?

Ehe Gossip nun mit dem bereits in der Mache befindlichen nächsten Studioalbum vermutlich vollends durch die Decke gehen, setzt das Doppelpack aus CD und DVD mit Namen "Live in Liverpool" ihrem (noch) aktuellen Werk ein nachhaltiges Denkmal: Nicht weniger als sieben Songs von "Standing in the way of control" sind Bestandteil der Playlist. Was stellenweise schon den Charakter dick aufgetragenen Abfeierns hat und auf Kosten der besten Stücke von den zweieinhalb Alben davor geht. Ein Knaller wie "Got body if you want it" beispielsweise muss leider draußen bleiben - zum Glück ist das aber eine Aussage, die sich erübrigt, wenn man beim mitgelieferten Konzertfilm erst mal Beth Ditto mit engem Fummel, Glitzerperücke und beeindruckender Körperfülle bewundern darf.

Doch natürlich sind Gossip clever genug, sich über bloßes Reproduzieren zu erheben, indem sie zwei erstaunliche Coverversionen in die reduziert bretternde Veranstaltung mogeln: Aaliyahs "Are you that somebody?" (aus der Zeit, als Originalproduzent Timbaland noch nicht so populär war wie George Clooney und die deutsche Damenfußball-Nationalmannschaft zusammen) sowie die auf grobes Uptempo gebürstete Sülzwurst-Schmonzette "Careless whisper" von George Michael - noch jemand, der zivilen Ungehorsam im Umgang mit der eigenen Sexualität pflegt. Herausstechende Momente eines Albums, das dennoch auf höchstem Niveau stagniert. Der größte Nutzen von Livemitschnitten ist eben derjenige, der sie überflüssig macht - denn eine Frage bleibt nach dieser äußerst unterhaltsamen Dreiviertelstunde offen: Wann spielen die endlich mal wieder in der Nähe?

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Yr mangled heart
  • Jealous girls
  • Careless whisper

Tracklist

  • CD 1
    1. Eyes open
    2. Yr mangled heart
    3. Swing low
    4. Are you that somebody?
    5. Fire/Sign
    6. Coal to diamonds
    7. Jealous girls
    8. Keeping you alive
    9. Don't make waves
    10. Yesterday's news
    11. Standing in the way of control
    12. Listen up
    13. Careless whisper
  • DVD 1
    1. Eyes open
    2. Yr mangled heart
    3. Fire/Sign
    4. Careless whisper
    5. Coal to diamonds
    6. Jealous girls
    7. Swing low
    8. Are you that somebody?
    9. Keeping you alive
    10. Don't make waves
    11. Yesterday's news
    12. Standing in the way of control
    13. Listen up

Gesamtspielzeit: 89:28 min.

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