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Foals - Antidotes

Foals- Antidotes

Transgressive / Warner
VÖ: 28.03.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Integrale Bewegungsprophylaxe

Welche Haltung eine Band zu ihrer Musik einnimmt, lässt sich häufig schon daran erkennen, wie sie die Gitarren umgeschnallt hat. Bei Slash zum Beispiel hing die Gitarre abgefuckt-lässig unterhalb der Gürtellinie, just da, wo bei einem echten Rock'n'Roller die Eier sind. Die Foals hingegen klemmen sie unter die Achseln, was schon optisch deutlich ernsthafter und intellektueller wirkt und wohl ein Grund dafür ist, dass man die fünf Oxforder immer wieder irrigerweise dem Math-Rock zurechnet. Zwar waren Sänger Yannis Philippakis und Drummer Jack Bevan früher tatsächlich in der Math-Rock-Band The Edmund Fitzgerald, die sie jedoch verließen, da ihnen der ganze Ansatz zu verkopft wurde. Dementsprechend machen Foals auch nur etwas intelligenteren Dancepunk, dem sie allerdings, trotz mancher Soundanleihe bei The Rapture, Battles oder Bloc Party, eine eigenständige Note abgewinnen.

Dreh- und Angelpunkt von "Antidotes" ist ein knackig-zackiges Schlagzeug, das von Jack Bevan mit hörbarem Bemühen um Abwechslung gespielt wird. Hinzu kommen groovende Bassläufe, elektronische Einsprengsel und markante, beinahe kristallin scheinende Gitarren, aus denen zumeist hohe, gezupfte Einzeltöne erklingen. "Antidotes" behält dadurch selbst in den aufbrausenden Passagen etwas Gläsern-Fragiles. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die hohe, melancholische, aber dennoch seltsam distanzierte Stimme von Philippakis, die stets klingt, als wehe sie von weit weg heran. Es wäre daher nicht ganz uninteressant, den kosmischeren Ur-Mix von Dave Sitek (TV On The Radio) zu hören, den die Band verwarf, da Siteks Hall-Exkursionen ihren Vorstellungen zu sehr widersprach.

Intelligenter als die meisten anderen Dancepunk-Platten wird "Antidotes" nun vor allem dadurch, dass die Band das Tempo zu wechseln und Spannung aufzubauen versteht. Anstatt permanent Wildheit zu simulieren, baut sie Energie lieber kontrolliert auf und wieder ab. Die treibende Single "Cassius" ist noch recht geradlinig. Philippakis skandiert zackig seine wenigen, wie üblich kryptischen Textzeilen über spitzen Gitarrentönen, bis der Song gegen Ende in ein paar verpeilten, bei The Rapture geliehenen Bläsern ausläuft. "Red sox pugie" jedoch beginnt als Drum'n'Bass-Breakbeat nach Art von Red Snapper, um seine Melancholie in einem befreienden, schnurgeraden Tanzrhythmus explodieren zu lassen. "Balloons" paart die nervös-flatternden Schmetterlingsgitarren mit fordernden Bläsersätzen. "Two steps, twice" setzt konzentriertes Gitarrenpicking und einen synkopierten Rhythmus an den Anfang, treibt dann unwiderstehlich nach vorne, holt Luft über einem The Cures "A forest" sehr ähnlichen Gitarrenmotiv, um danach energisch das Ende zu suchen. "Big big love (fig. 2)" schließlich schwebt losgelöst von allem Ballast in den Himmel und unterstreicht mit seinen elektronischen Sounds die Technoeinflüsse, die die Band für sich in Anspruch nimmt.

Etwas seltsam mutet an, dass die beiden sehr guten 2007er-Singles "Hummer" und "Mathletics" nur in der Deluxe-Edition von "Antidotes" enthalten sein werden. Der Band zufolge passten sie nicht auf das Album – was man freilich auch anders sehen kann, unterscheiden sie sich doch nicht wesentlich von "Balloons" und "Cassius". Das ist denn auch das einzige Manko von "Antidotes". So gut sie auch funktionieren, die Songs sind trotz der Abwechslung insgesamt in den treibenden Passagen einander doch immer wieder zu ähnlich. So bestätigt "Antidotes" nicht ganz den üblichen englischen Hype um die Band, ist aber ohne Frage ein sehr gutes Debüt, das viel für die Zukunft hoffen lässt. Bis dahin weiß man immerhin schon mal, dass auch intelligente Jungs keine Eckensteher sein müssen.

(Harald Jakobs)

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Highlights

  • Olympic airwaves
  • Balloons

Tracklist

  1. The French open
  2. Cassius
  3. Red sox pugie
  4. Olympic airwaves
  5. Electric bloom
  6. Balloons
  7. Heavy water
  8. Two steps, twice
  9. Big big love (fig. 2)
  10. Like swimming
  11. Tron

Gesamtspielzeit: 46:49 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2018-11-26 21:02:32 Uhr
Die ersten 8, sorry.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2018-11-26 20:42:36 Uhr
Schade, nur die ersten 6 gibt es bei Spotify.

Demon Cleaner

User und Moderator

Postings: 5646

Registriert seit 15.05.2013

2015-06-25 11:06:59 Uhr
Alle Non-Album Tracks chronologisch ergeben auch ein sehr gutes "Parallel-Album" dazu, was den "Antidotes"-Sound super mit dem Nachfolger verbindet, da die Songs immer länger und psychedelischer werden.

Hummer (von "Hummer")
Astronauts 'N All (von "Hummer")
Mathletics (von "Mathletics")
Big Big Love (Fig. 1) (von "Mathletics")
Brazil Is Here (von "Balloons")
Dearth (von "Balloons")
A Song For You (von "Cassius")
The Chronic (von "Cassius")
A Sketch For ESG (von "Red Socks Pugie")
Gold Gold Gold (von "Red Socks Pugie")
Titan Arum (von "Red Socks Pugie")
Glaciers (von "Olympic Airways")
Unthink This (von "Olympic Airways")
Desare Nezitic
2013-03-20 15:44:45 Uhr
Ein Album als Intelligenzbeweis: Wer die Musik als reinen Indie-Dence-Rock-irgendwas sieht, ist nicht intelligent genug um das clevere Spiel mit den de facto herrschenden Indiekonventionen zu verstehen. Vordergründig oberflächig und discotauglich, darunter jedoch verquere Takte und querdenkende Arrangements.

Zusammen mit den oft kryptischen Texten, entsteht ein wahnsinnig selbsternannt elitäres Stück Popmusik, die innerhalb dieser Popmusik selbige auf geniale Art ihre Superfizialität und Seelenlosigkeit kritisiert.

Eines der wichtigsten Alben aus der "Hype"-Fraktion des letzten Jahrzehnts. 10/10.
brutus
2013-03-19 22:57:56 Uhr
ihr bestes und hier stärflich unterbewertet...
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