Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Fettes Brot - Strom und Drang

Fettes Brot- Strom und Drang

Fettes Brot / Indigo
VÖ: 14.03.2008

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Wasser lassen

So Jungs, das kostet! Frech erleichtert sich die Brote-Bagage auf dem Cover zu "Strom und Drang" um eine Tasse Elektro-Urin pro Nase, und das Ordnungsamt lässt den Spaßrappern mit dem Schwiegersohn-Image das Wildpinkeln in der Innenstadt auch noch einfach so durchgehen. Vielleicht Resignation, weil Doktor Renz, Björn Beton und König Boris seit über 15 Jahren alle Ecken und Winkel des reinen deutschen HipHops mit ihrer individuellen Duftmarke veredelt haben, je nach Gemütslage mit dem Geruch von Pop, R'n'B, Rock oder Elektro. Zuletzt hatte man aber doch zu nahe "Am Wasser gebaut" und neben einigen Knallersingles vornehmlich verwässertes B-Material aufs Album geladen. Eine gewisse Müdigkeit oder wenigstens doch Altersmilde schien das nordische Backwerk erfasst zu haben.

Fettes Brot wären nicht Fettes Brot, würde sie derlei Kritikergrübelei großartig scheren. Stattdessen rufen die Mittdreißiger allen Unkenrufen zum Trotz einfach ihre "Strom und Drang"-Phase aus und imitieren im Opener - ganz die professionellen Berufsjugendlichen - auch prompt und ansehnlich das Freiheits- und Rebellengehabe junger Menschen: "Wir sind jung, wir sind frei, das ist unsere Stadt / Wir haben nichts zu verlieren / Es ist soweit, ich bin dabei, denn das ist unsere Nacht / Lieber verbrennen, als erfrier'n". Nimmt man ihnen immer noch ab. Musikalisch wertvoll ist die Nummer auch, repräsentativ für die Verortung der Band aber längst nicht mehr. So viel zum Drang.

Für den Strom haben Fettes Brot einmal kräftig in die Steckdose gelangt und den ersten vier Tracks des Albums eine amtliche Ladung Volt verpasst, "Das traurigste Mädchen der Stadt" atmet mit seinem derben Boom-Boom-Chak-Beat und einem Gastauftritt von Mia.s Frontfrau Mieze ebenso Elektronen, wie die Brote-typische Single "Bettina, zieh Dir bitte etwas an": Ein lupenreiner Elektro-Smasher, bei dem sich Emanuela, das schwule Mädchen, auf dem Clubtanzboden mit Deichkind und Justin Timberlake die Köpfe einschlägt. Ein hedonistischer Partytrack, der nebenbei wie selbstverständlich Kritik an der Generation Oversexed and Underfucked transportiert.

Es sind wie schon beim Vorgänger immer öfter ernste und ernsthafte Anliegen, die sich wie Trojaner auch noch in die kindischsten Songs einschleichen: "Erdbeben" geißelt zu kreuzalbernem Text und Beat den Schlankheitswahn, "Der beste Rapper Deutschlands ist offensichtlich Ich" macht sich über den Diss an sich lustig; leider sind beide Songs nur Mittelmaß. "Automatikpistole" dagegen schießt in der Tradition von "An Tagen wie diesen" und im Stil von Curse scharf gegen Verdummungs- und Propagandafernsehen, und in "Ich lass Dich nicht los" erzählt Björn in harten Raps eine packende und gegenwärtige Stalker-Tragödie, die durch den sanften Gesang Finkenauers im Refrain umso mehr unter die Haut geht. Falcos "Jeanny" im Internetzeitalter, wenn man so will.

Am Ende schließt sich mit "Hörst Du mich?" der Kreis, einer Ehrerbietung mit Brian-Wilson-Orgel an die verblichenen Guten, die stellvertretend für viele Andere an Marvin Gaye, Sophie Scholl und den Hamburger Obdachlosen Herbert geht: "Marvin, hörst Du mich? / Wir langweilen uns fürchterlich / Ohne Dich". Und dann: "Nein, vergessen werden wir euch nicht". Besser als durch diesen Querschnitt kann man Fettes Brot 2008 und ihr Publikum kaum umreißen: Souliger Studentenrap mit schelmischem Lächeln und den ganz großen Anliegen für die ganz kleinen Leute. Ein bisschen reif, aber nie ganz erwachsen, angemessen emotional und wenn nötig hart. Mehr denn je sind die Drei mit dem Hamburger Schnack eine Konsensband, auf die man sich zwischen Genre-, Geschlechts- und Altersgrenzen einigen kann. Demnächst auch wieder in Charts und Radio.

(Dennis Drögemüller)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Bettina, zieh Dir bitte etwas an
  • Ich lass dich nicht los
  • Hörst Du mich?

Tracklist

  1. Lieber verbrennen als erfrieren
  2. Bettina, zieh Dir bitte etwas an
  3. Das traurigste Mädchen der ganzen Stadt
  4. Erdbeben
  5. Der beste Rapper Deutschlands ist offensichtlich Ich
  6. Ich lass Dich nicht los
  7. Das allererste Mal
  8. Schieb es auf die Brote
  9. Automatikpistole
  10. 1 Euro Blues
  11. Hörst Du mich?

Gesamtspielzeit: 37:44 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Brote
2008-06-18 23:04:30 Uhr
http://www.emma.de/fettes_brot_2008_3.html
brunzbüttl
2008-03-19 11:37:17 Uhr
schon zu spät!
Bettina
2008-03-19 11:35:59 Uhr
zuerst mußt du deine Hose wieder hochziehen
brunzbüttl
2008-03-19 11:33:57 Uhr
zeig ma!
Bettina
2008-03-19 11:29:41 Uhr
Das einzige was in die Hose geht ist brunzebüttels Samen wenn er meine Brüste sieht
Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify