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Air - 10.000 Hz legend

Air- 10.000 Hz legend

Source / Astralwerks / Virgin
VÖ: 28.05.2001

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Durch Raum und Zeit

Nicolas Godin und Jean Benoit Dunckel haben genau drei Jahre gebraucht, um von ihrer locker-flockigen "Moon safari" zurückzukehren und sich zu einer tiefgründigen "10.000 Hz legend" zu wandeln. Die Safari zum Mond war Lounge-Musik, elektronisches Easy-Listening, die Klangtapete für jede Lebenslage, sogar für TV-Werbung. Wie nebenbei wurde Air allmählich zum größten französischen Popexport der letzten Jahre und sorgten dafür, daß sich eine Menge anderer Bands ebenfalls auf zum Mond machte. Aber auch wenn der spezielle Air-Sound nach dem Soundtrack-Zwischenstop "The virgin suicides" geblieben ist, haben sie sich jetzt endgültig der düsteren Seite des Lebens zugewandt. Der Vorwurf, sie produzierten zuckersüßen Kitsch, wird vom Tisch gewischt. "10.000 Hz legend" klingt viel eher, als ob man in einem Sirupsee schwimmt, sich aber gleichzeitig klar wird, daß man allmählich untergeht und in ihm ertrinken wird.

Die typischen Air-Melodien bauen sich mit extrem langen Anlaufzeiten auf und werden oft regelrecht abgewürgt. So gibt es in allen elf Songs selbstironische Brüche: "Radio #1" klingt, als ob einem Radio-DJ das Lied so gut gefällt, daß er bei offenem Mikro den Song mitschmettert. "Radian" klingt mit Harfe und Flöte zunächst ganz nach "Moon safari", bis der Song dann doch mit Sounds ausfranst, die an David Bowies "Ashes to ashes" erinnern. Tiefe Synthesizer-Töne und verzerrte Vocals weisen ebenfalls deutlich auf die Pioniere der französischen Elektronik wie Space Art, OSE oder Zanov hin. Auch die seligen 8bit-Zeiten der Achtziger sind an Air nicht spurlos vorübergangen: "Sex born poison" bedient sich, unterlegt mit großem Orchester, beim legendären Commodore 64. "Don't be light" hat schließlich mit seinem Sirenengesang das Zeug dazu, jeden Hörer direkt auf die Enterprise zu beamen. Eine Platte wie eine Reise nicht nur durch Raum und Zeit.

Der Titel "The vagabound" steht dabei stellvertretend für das Album. Es handelt sich hierbei um eine Zusammenarbeit mit Beck, einem der wohl innovativsten und experimentierfreudigsten Musiker schlechthin. Und genau ein solches Experiment stellt "10.000 Hz legend" dar; haben doch Air, laut Eigenaussage, auf diesem Album nur die ersten, echten Takes verwandt. Und der Versuch ist tatsächlich geglückt. Mit "10.000 Hz legend" erreichen Air mühelos das Niveau, das ihre Kollegen von Daft Punk einst mit "Homework" vorlegten. Auch Gitarrenfreunde, die gern über den Tellerrand blicken, aber von der Überdosis House von Daft Punks "Discovery" verschreckt wurden, können den Kopf wieder aus der Bouillabaisse nehmen. Hier werden entrückte Melodien derart mit kruden Sounds gekoppelt, daß ein in sich schlüssiges Gesamtkunstwerk mit tiefsinnigen Songs entsteht. An diesen muß man allerdings auch schon mal ein wenig knabbern. Aber jeder Gourmet wird bestätigen, daß ein Salat ohne Croutons nur die Hälfte wert ist.

(Steffen Krautzig)

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Highlights

  • Radio #1
  • Lucky & unhappy
  • People in the city
  • Don't be light

Tracklist

  1. Electronic performers
  2. How does it make you feel
  3. Radio #1
  4. The vagabound
  5. Radian
  6. Lucky & unhappy
  7. Sex born posion
  8. People in the city
  9. Wonder milky bitch
  10. Don't be light
  11. Caramel prisoner

Gesamtspielzeit: 60:48 min.

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  • Air (18 Beiträge / Letzter am 28.10.2009 - 14:17 Uhr)