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Sleeping People - Growing

Sleeping People- Growing

Temporary Residence / Cargo
VÖ: 19.10.2007

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Anale Grande

All den Unkenrufen und Todesmeldungen zum Trotz: Das Beste, was versiert kalkulierter Mathrock nach wie vor bieten kann, ist nicht weniger als eine völlig neu komprimierte Song- und Soundwahrnehmung. Laut/leise, Ein-/Ausbruch, Konzentration/Verdünnung und ähnliche Dichotomien interessieren hier schon lange nicht mehr. Alles bleibt Versuchsanordnung, Muckertum halt, und das heißt stets auch: kreative Erbsenzählerei. Auch der Zweitling der Sleeping People schießt nicht eben über die Wachstumsgrenze seiner Gattung hinaus. Verschlafen ist "Growing" deshalb allerdings noch lange nicht.

Zusammengehalten wird der Laden genretypisch von strengen, zugleich aber wild um sich schlagenden T(r)akta(r)ten. So ist der Beat des exzellenten "Yellow guy/Pink eye" natürlich an Hochleistungsrechner angeschlossen, auf der Stoßkante von Millimeterpapierbögen ausgedruckt, sodann durch den eigenen Algorithmus zentrifugiert und als Destillat in die Arm- und Kniebeugen des Schlagzeugers gedrückt worden. Was allerdings nichts daran ändert, dass er die Aufmerksamkeit des Hörers trotz seiner bloß gespielten Uferlosigkeit sofort fesselt und knebelt.

Denn es ist genau diese gewollte Inkonsequenz zwischen scheinbar ausbrechenden Rhythmen und ihrer sehr klar definierten Fabrikation, die "Growing" mit einem inneren Wirbelsturm versieht, der sich aus einem Strom von falschen Versprechungen speist. Die Gitarrenfiguren bewegen sich in Tapping- und Riffströmungen, zersprengen sich gegenseitig, werden von Bass und Schlagzeug dafür an die Wand genagelt und zum Abschuss freigegeben. Lieblingsmelodie-Sprengsel ergeben sich hingegen erst aus dem Zusammenspiel mehrerer Rhythmusfiguren, indem Energie rausgenommen oder zugeführt wird. Glanzstück des Albums ist hierbei "People staying awake", zu dem Tausendsassa und Bandkumpel Rob Crow (Pinback) seine angefunkten Gesangslinien beisteuert. "How could I explain this thing that you drew on my face?", fragt er mit dem letzten Beckenschlag.

Gute Frage. Denn einfach machen es sich die Sleeping People nicht. Sie handeln kühl, überlegt und doch mit jeder Menge Kraft und Entschlossenheit. Arsch auf, Pobacken zusammen. Und dann mal sehen, wie lange der Druck gehalten werden kann. Das ist experimentelle Chemie für Vielzuspätpubertierende. Analerotik, an der der alte Sigmund Freud seine helle Freude gehabt hätte. Musik, die es allen zeigen, zugleich aber nichts von sich geben will, und die gerade deshalb energetischen, lebensmächtigen Impulsen folgt. Denn sie weiß, dass eine wohlgesetzte, formvollendete Lüge den Tag versüßen kann. Wenn man sich aus Prinzip bei ihr erwischen lässt.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • James Spader
  • Yellow guy/Pink eye
  • People staying awake

Tracklist

  1. Centipede's dream
  2. James Spader
  3. Yellow guy/Pink eye
  4. Mouth breeder
  5. ...out dream
  6. Three things
  7. Grow worm
  8. Underland
  9. It's heart loves open
  10. People staying awake

Gesamtspielzeit: 47:04 min.

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