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Chikinki - Brace, brace

Chikinki- Brace, brace

Weekender / Indigo
VÖ: 16.11.2007

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Plattgewalzt

Die Szenen sind ja hinlänglich bekannt aus der Tagesschau. Irgendwo weit hinter der Chinesischen Mauer steht eine Gruppe Soldaten wie an der Perlenschnur aufgereiht in der Landschaft herum und blickt mit ausdruckslosen Gesichtern ins Nirgendwo. Vor ihnen liegt ein riesiger Haufen zusammengekehrter CDs. Dann rollt im Schneckentempo eine aus der Froschperspektive gefilmte Dampfwalze ins Bild, die die aufgeschichteten Raubkopien zu einem hübschen Kunststoffkuchen zusammenmatscht. Dazu berichtet ein Nachrichtensprecher mit monotoner Stimme von einem weiteren Schlag der Behörden gegen die asiatische Raupkopierermafia.

Nun sind Chikinki weder Chinesen noch windige Geschäftemacher, die ihre Brötchen mit illegal kopierter Musik verdienen. Für eher halbgare Songs wie den tausendmal so gehörten Albumopener "Sunrise", das Li-La-Launebär-Gesummse von "Like a see-saw" oder den hühnerbrüstigen Led-Zeppelin-Versuch "Lies all over my eyes" allerdings hätten sie es verdient, dass jemand mal zur Strafe mit der Walze über ihr zweites Album "Brace, brace" fährt. Dass von derart drastischen Repressalien abgesehen werden kann, verdankt sich letztlich der Tatsache, dass die fünf Briten sich mit einer Reihe eingängiger Indiepopsongs an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen.

Indiepopsongs? Ja, richtig gehört. Das elektroide Element tritt auf "Brace, brace" mehr in den Hintergrund. Dafür haben Chikinki verstärkt The Kinks und Brian Wilson gehört und kommen heuer mehr auf den Punkt als noch auf "Lick your ticket", das mit seinem Synthesizergefrutzel manches Mal die Linie vergaß. Das Rad wird mit dieser Umorientierung allerdings nicht neu erfunden. Die Single "You said" schließt noch gut an "Ether radio" vom Vorgänger an, "A little time" lädt zum Tanz ein, und auch "Hello hello" frisst sich mit gezähmten Synthies in die Gehörgänge hinein.

Aber so gut "Brace, brace" auch ins Ohr geht: am Ende ist es doch wieder wie mit so vielen indieaffinen Bands dieser Tage. Von einem Bein auf das andere wippen geht klar, beim Konzert mag sich der ein oder andere womöglich im besoffenen Kopf den Schädel an der Hallenwand einschlagen vor hüpfender Begeisterung – aber der ganz große Wurf wird Chikinki nicht gelingen. Dazu fehlt es an Songs, die die unsichtbare Schwelle vom Prädikat "nett" hin zu "wow" überschreiten, fehlt es an Power und fehlt es vor allem an einer Soundästhetik, die dank eines Basses nicht so fürchterlich papieren klingt wie hier. Daher bleiben Chikinki das, was sie auch bisher schon waren – einfach ein weiteres, schwach flackerndes Licht im endlos weiten Indiepopkosmos.

(Harald Jakobs)

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Highlights

  • You said
  • A little time
  • Hello hello

Tracklist

  1. Sunrise
  2. You said
  3. Something more
  4. A little time
  5. Thrill
  6. Like a see-saw
  7. Hello hello
  8. You make it look easy
  9. Lies all over my eyes
  10. Let it go
  11. 2 possible worlds
  12. Nasty side
  13. Oh my god
  14. The rain
  15. Talk to the moon

Gesamtspielzeit: 53:19 min.

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