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Iron & Wine - The shepherd's dog

Iron & Wine- The shepherd's dog

Sub Pop / Cargo
VÖ: 28.09.2007

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Beam me up

Gerade die frühen Songs von Iron & Wine hatten nicht selten etwas von des Kaisers neuen Klangkleidern. Märchenhaft und zugleich nur mit einem Hauch von Nichts um die Hüften. Karge und unrasierte Schönheiten erweckte Rauschebart Sam Beam im heimischen Wohnzimmer zum Leben. Er beließ sie weitgehend, wie er sie schuf. Allmählich scheint er aber Gefallen daran gefunden zu haben, ihnen neue, aufwändigere Gewänder zu schneidern. Schon das wunderbare Kleinod "In the reins", das er gemeinsam mit Calexico aus der Taufe hob, sponn dichtere Fäden um den rauen Kern. Und nach diversen EPs und Singles hat Beam für sein drittes großes Album "The shepherd's dog" das filigrane Webwerk noch verfeinert und jedem Song - fern von Stangenware - einen je ganz eigenen Maßanzug verpasst. Streckenweise scheint es, als habe er sogar halluzinogene Stoffe darin verarbeitet. Den Kern bildet nach wie vor Beams samtweicher, leiser Gesang und sein variables Spiel auf der Akustischen - mit starken rhythmischen Akzenten, filigranem Zupfen und zuweilen auch zackig geschlagenen Akkorden.

Doch gemeinsam mit Freunden wie Joey Burns und Paul Niehaus von Calexico oder auch seiner Schwester Sarah sind für Beams Verhältnisse beinahe schon opulente und hier und da ansatzweise tanzbare (!) Arrangements entstanden. Die meisten Songs werden getragen von entspannten, perkussiven Groove-Teppichen. Congas wuppern synkopisch, Hände klatschen, Füße stampfen, Filzschlegel schlagen den Puls auf Toms, es klappert, raschelt, pluckert. Der Kontrabass zupft ein metertiefes Fundament. Hinzu gesellen sich immer wieder neue Klangfarben und verleihen jedem Song eine ganz eigene Stimmung, auch wenn die einzelnen Stücke geschmeidig, fast unmerklich ineinander gleiten. Durch den fußscharrenden Opener "Pagan angel and a borrowed car" wuselt zu schnarrenden Gitarren-Akkorden ein beschwipstes Honky-Tonk-Klavier. Lang gehaltene Cello- und Bratschentöne segeln durch den Hintergrund. Hier und da sägt eine angezerrte E-Gitarre. Indische Sitar-Klänge zirpen in "White tooth man". Eine Quetschkommode, schwurbelnde Hammond-Orgeln und Slide-Gitarren versüßen "Lovesong of the buzzard", das gegen Ende in einen klangexperimentellen Schwebezustand zerfasert.

Das traumversunkene "Carousel" wirkt beinahe, als sei es im Meer, irgendwo jenseits von Atlantis aufgenommen worden. Verhallt perlende Gitarrenlinien und zarte Rhodes-Klänge verschwimmen zu weiten Flächen und mischen sich mit fernen Marimbaklängen. Auch Beams wunderbare Melodien klingen hier, durch einen Leslie-Verstärker verfremdet, wie unter Wasser gesungen. Afrikanische Rhythmen verknoten sich in "House by the sea", ein Hauch von Flamenco zwinkert aus "Boy with a coin", während "Wolves (Song of the shepherd's dog) sich als folkige Slowfunk-Nummer mit gemütlich zuckelnden Reggae-Gitarren gibt. Der schwummerige Soul von "The devil never sleeps" könnte es locker auf den nächsten Soundtrack eines Tarantino-Films schaffen. Die neue Vielschichtigkeit will indes erst einmal geknackt sein.

"The shepherd's dog" braucht, bis es auftaut, sich allmählich die winzigen Details aus ihren Verstecken trauen und auffallen, die zuweilen fast unscheinbaren Melodien sich herausschälen und sich ins Ohr schmeicheln. Vor allem auch, bis sich die zuweilen ausufernden, verträumten Phasen erschließen, in denen Beam und die Seinigen selbstverloren den Moment auskosten und ein psychedelisches Weilchen vor sich hin jammen. Vielleicht mag mancher die frühere Unmittelbarkeit vermissen. Doch spätestens mit dem sich traumschön entspinnenden Schunkelwalzer "Flightless bird, American mouth" ganz am Ende, mit der lieblich wiegenden Melodie, den zarten Klaviersprenklern und weichen "Huuh"-Chören öffnet sich das Herz und der Finger zuckt im Verhallen des letzten Akkords schon wieder auf die Repeat-Taste. Die neuen Gewänder, der Musik stehen sie gut.

(Ole Cordsen)

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Highlights

  • Carousel
  • Resurrection fern
  • Boy with a coin
  • Flightless bird, American mouth

Tracklist

  1. Pagan angel and a borrowed car
  2. White tooth man
  3. Lovesong of the buzzard
  4. Carousel
  5. Innocent bones
  6. Wolves (Song of the shepherd's dog)
  7. Resurrection fern
  8. Boy with a coin
  9. The devil never sleeps
  10. Peace beneath the city
  11. Flightless bird, American mouth

Gesamtspielzeit: 49:50 min.

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