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Ritual - The Hemulic Voluntary Band

Ritual- The Hemulic Voluntary Band

Tempus Fugit / InsideOut / SPV
VÖ: 31.08.2007

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Troll Dich!

Zumindest bei so alten Säcken wie dem Rezensenten beginnt die Rezeption von Musik bereits mit dem Artwork. Das hat natürlich mit den guten alten Vinyl-Zeiten zu tun, als man noch auf rund 30 mal 30 Zentimetern richtige Kunstwerke untergebracht hat. Also wird auch heute noch dem Postwesen der Umschlag aus der Hand gerissen und die Lieferung zunächst begutachtet und erst viel später gehört. Im Falle des neuen Ritual-Albums allerdings dauert es keine Sekunde, und der Betrachter liegt brüllend im Eck. Im Vordergrund jede Menge Pilze, die wohl der Grafiker vorab konsumiert haben muss. Dahinter eine Truppe von rotäugigen Nasenmännchen mit Musikinstrumenten: Die Hemulic Voluntary Band. Ganz großer Sport.

Die Auflösung: Ritual sind beinharte Fans der putzigen Mumins. Ja, genau, dieser finnischen Schlumpf-Pendants mit Nilpferd-Visage. Und bei denen gibt's halt die Hemulen, die eigentlich eine Blaskapelle sind. Nun, bei Ritual wird natürlich nach wie vor Frickelprogartrock geboten, ganz in der Tradition des Schweden-Prog, der vor allem durch die legendären Kaipa, aber auch durch die Flower Kings verkörpert wird. Doch was ist das denn? Es gibt kurze, knackige Songs, die auf den Punkt kommen! Und im Fall von "In the wild" so richtig losrocken.

Erst beim melancholischen "Late in November" wird allerdings die Faszination von Ritual deutlich. Denn hier wird nicht nur gefrickelt, bis der Mumin-Papa draufhaut, sondern auch feinstes Folk-Material geboten, nämlich in Form von Harmonium, Buzuki und Nyckelharpa. Netterweise nicht nur, um mit ach so altertümlichen Instrumenten prahlen zu können, sondern richtig stimmig. Und so wird "The groke", was auch immer das sein mag, zum fetten Stampfer mit herrlich schräger Quetschkommode. Der mehrstimmige Gesang zu Beginn von "Waiting by the bridge" erinnert gar an eine gewisse Band aus Liverpool. Die hatten zwar keine komischen Nasen wie auf dem Cover, sondern komische Frisuren. Aber Spaß macht der Song trotzdem.

Irgendwo muss dann aber doch das Prog-Klischee bedient werden, und so können auch Ritual nicht umhin, einen Song in kompakten 26 Minuten darzubringen. Und "A dangerous journey" ist in den ersten elf Minuten auch Weltklasse. Doch danach schleichen sich mehr und mehr Füller ein, plätschert die besungene Reise eher wie ein gemütlicher Bootstrip vor sich hin, wenn man einmal noch von der Eruption nach etwa 21 Minuten absieht. Hätten die Schweden hier etwa zehn Minuten herausgestrichen, wäre der Song eine Granate. So bleibt ein wenig Zwiespalt. Solange Vader Abraham nicht mit dem Flötenschlumpf ums Eck kommt, soll's jedenfalls recht sein.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Late in November
  • Waiting by the bridge

Tracklist

  1. The Hemulic Voluntary Band
  2. In the wild
  3. Late in November
  4. The groke
  5. Waiting by the bridge
  6. A dangerous journey

Gesamtspielzeit: 54:14 min.

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