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Mother And The Addicts - Science fiction illustrated

Mother And The Addicts- Science fiction illustrated

Chemikal Underground / Rough Trade
VÖ: 31.08.2007

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Gianna Sisters mega trainer

Der Nebel lichtet sich, nur noch den Hügel da rauf und dort unten, dort am Flüsschen Clyde, da liegt sie. Den Namen willst du wissen? Nun, die Römer nannten es wohl Cathures, heute nennt es sich Glasgow, die Hauptstadt der Neurotiker, das Zentrum des trüben Gemüts, der Fluchtpunkt für Leidensgenossen. Alle ein bisschen durchgeknallt da unten, aber durchweg fabelhafte Musikanten. Einer vom ihnen ist Sam Smith, ein komischer Vogel. Viele attestieren dem Schotten eine absolute Vollklatsche. Nennt sich selbst Mother, versammelt ein kurioses Sammelsurium an Junkies um sich, möchte auf dem schrägen, 2005 erschienenen Debüt "Take the lovers home tonight" den Beischlaf mit seiner Mutter vollziehen, und das nur, weil er sich ein bisschen hässlich fühlt. Sagen wir doch: Vollklatsche.

Seine Band Mother And The Addicts scheint in einem der Glasgower Viertel zu wohnen, in denen genauso viele Leitungen zum Bierausschank wie Wasserhähne angeschlossen sind. Clubs, in denen man intensivst feiert, um sich am nächsten aspirinschluckenden Morgen mit leicht verzogenem Mundwinkel der versifften Klamotten zu entledigen, nennen Mother And The Addicts ihr Zuhause. Allnächtlich mit der Zunge über biertriefende Böden schlittern, gönnerhaft und mit dreckigem Grinsen die Mädels am Nachbartisch anflirten und zu verschrobenen 80iger Beats abspacken: Das ist das Metier der fünf Schotten. Wer es nicht glaubt, wage einen kurzen Blick auf das Motto der Party, bei der Mother And The Addicts am 30. August 2007 in Edinburgh gespielt haben.

Der Albumopener "All in the mind" schrammelt in schiefer Gitarrenpopmanier gut daher, wird von Smiths nöligem Sprechgesang zusammengehalten und hätte auch auf der letzten Broken-Beats-Platte sein Plätzchen gefunden. "Watch the lines" und "So tough" mixen den Elektro-Glam der Talking Heads mit Spielkonsolensounds der etwas älteren Generation, springen jedoch erst beim wiederholten Hören in die Zappelgene. Überhaupt sind Mother And The Addicts zurückhaltender als auf dem Debüt, zwingend ja, zynisch sowieso, doch nicht auf Anhieb. Den Vorwurf, sie seien nur ein verspulter Franz-Ferdinand-Klon, haben sie irgendwo auf den Bordstein gerotzt.

"Going native" beginnt mit einem sanften Gitarre-Schlagzeug-Rhythmus und nimmt sich viel Zeit, um das Tempo in der letzten Minute ordentlich anzuziehen. "What were the reasons" rockt in gleich bleibendem Speed weiter und flitzt in Schlangenlinien über die Tanzfläche. Mit mehr als einem Augenzwinkern ziehen Mother And The Addicts ihre Show konsequent bis zum Ende durch. Sie sind immer dann richtig gut, wenn sie die Elektro-Samples für einen Moment beiseite legen. Commodore-Verehrung hin oder her, das Gianna-Sisters-Gezirpe fängt irgendwann an zu nerven. Auf Dauer punktet "Science fiction illustrated" mehr mit seinem verdreckten Garage-Rock, den funky Surf-Gitarren und einem ironischen Sam Smith, als mit all seinem synthetischem Scheiß. Irgendjemand sollte ihm einen Trojaner unterjubeln.

(Steffen Meyer)

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Highlights

  • All in the mind
  • What were the reasons
  • Carthage

Tracklist

  1. All in the mind
  2. Watch the lines
  3. So tough
  4. Roll me on over
  5. Going native
  6. What were the reasons
  7. Are others
  8. Yeah next
  9. Attraction
  10. Carthage
  11. The wild

Gesamtspielzeit: 42:31 min.

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