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Thomas D präsentiert Reflektor Falke - Lektionen in Demut

Thomas D präsentiert Reflektor Falke- Lektionen in Demut

Four / Sony
VÖ: 07.05.2001

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Halbes Hähnchen

Klimakatastrophe, Bürgerkrieg, Schuldenspirale, gesellschaftliche Kälte - Die Nachrichten der Tagesschau waren auch schon besser. Immer dann, wenn die gepflegte Depression auch nicht weiterhilft, rufen verzweifelte Seele gerne Propheten auf den Plan. So läßt denn der Chef-Esoteriker der Fantastischen Vier diesmal jeglichen "Rückenwind" außen vor und probiert sich an endzeitlichen Stimmungen. Ein merkwürdiges Federvieh flattert uns dabei ins Haus. Thomas D schlüpft in die Rolle des Reflektor Falke und schwingt sich in die Lüfte. Dieses Wesen, eine Mischung aus Mensch, Affe und Vogel, sucht nach dunklen Flecken auf der Seele der Menschen. In der schattenhaft skizzierten Story findet die mit der Ästhetik eines Superhelden ausgestattete, fiktive Comicfigur diese zuhauf. Konzeptalbum, ick hör Dir trapsen.

Themen wie die eigene Sterblichkeit, Umweltverschmutzung und Erlösungsphantasien suchen sich ihren Weg, bleiben aber immer wieder in der Sackgasse eines viel zu engen Konzepts stecken. Den "Lektionen in Demut" mangelt es zumeist an textlicher Schärfe und so trifft man dabei statt auf Aussagen meist nur auf leere Schlagwörter. "Es gibt alles im Leben nur einmal" postuliert der Falke, schert sich aber einen Vogeldreck darum. Als Möchtegern-Gewissen der Menschheit will er ihre Schattenseiten reflektieren, bietet aber statt Selbstreflektion nur die Reinkarnation verstorbener Ideen. "Millionen Legionen" und ermattete "Krieger" kehren nur noch als Schatten ihrer selbst vom Friedhof der Kuscheltiere zurück. Wie Zombies schleichen sie mit morbiden Gedanken umher und breiten sich über düster umherdräuenden Soundscapes aus.

Lebten die Alben der Fantastischen Vier immer auch von den nachdenklichen Tracks ihres zerbrechlichen Tattoo-Trägers, macht sich hier leider viel zu schnell Langeweile breit. Die auf Dauer ermüdenden Styles des selbsternannten "Prinz der Poeten" treffen sich mit lieblos zusammengeflickten Synthesizerflächen und seelenlosen Beats, die Bandkollege AndYpsilon und Ralf Goldkind vom Reißbrett abgepaust zu haben scheinen. Selbst das seltene Abwechslung versprechende schwere Donnern der "Speicherstadt" erscheint nur wie eine verbrämte Vorstellung von industriellem Techno. Reflektor Falke entpuppt sich letztlich als lendenlahmer Piepmatz, der vermutlich nur in Currysoße getunkt zu etwas Geschmack käme. Statt mächtigen Schwingen trägt er nur ein ungelenkes Korsett und setzt so statt Himmel und Hölle nur ein laues Lüftchen in Bewegung. Auch die Hilfe des unvermuteten Idols Dave Wyndorf (Monster Magnet) in "König der Narren" verpufft wirkungslos. Wenn am Ende die Frage "Bist Du glücklich?" gestellt wird, antwortet man mit der gleichen Resignation, die schon die gesamte Platte bevölkert. Die Antwort hat vier Buchstaben.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Lektionen in Demut
  • Wo ist Dein Paradies

Tracklist

  1. Prolog
  2. König der Narren (feat. Dave Wyndorf)
  3. Auf dem Planeten des ewigen Lebens
  4. Seelenlos
  5. Lektionen in Demut
  6. Avatar iso superstar
  7. Die Speicherstadt
  8. Uns trennt das Leben
  9. Wo ist Dein Paradies
  10. Ich bin der Sturm
  11. Denk jetzt nicht
  12. Gebet an den Planet
  13. Bist Du glücklich

Gesamtspielzeit: 65:52 min.

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