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Guster - Ganging up on the sun

Guster- Ganging up on the sun

Reprise / Ryko / Rough Trade
VÖ: 03.08.2007

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Blut und Wasser

Es gibt einige gute Gründe dafür, dass Guster und Ben Kweller beste Freunde sind. Beide verdienen ihre Donuts mit ehrlicher Gitarrenarbeit, beide haben einen ähnlich sicheren Instinkt für Melodien und ein Faible für sonnendurchflutete Harmonien. Und dann wäre da noch eine Gemeinsamkeit: die seltene Gabe, Blessuren zu entdramatisieren. Als Ben Kweller letztes Jahr während seines Auftritts beim "Austin City Limits"-Festival dermaßen viel Blut aus der Nase strömte, dass man das Szenario zunächst für eine etwas übertriebene Flaming-Lips-Persiflage hielt, spielte er klaglos weiter. Auch Guster-Frontmann Ryan Miller ist hart im Nehmen: Er stürzte neulich unglücklich vom Fahrrädchen. Doch anstatt exzessive Schmerzmonologe ins Band-Tagebuch zu notieren, machte er ein Foto von seinem wunderverschorften Arm und bearbeitete das Bild so lange, bis man "einen pittoresken roten Felsstrand in einem Canyon aus der Vogelperspektive" darin erkennen konnte.

Diese hübsche Landschaft würde auch ganz vorzüglich als Schauplatz für Gusters fünftes Album durchgehen: "Ganging up on the sun" klingt nach rustikalem Outdoor-Event und geschmeidig wogendem Meer; nach Treckingsandalen-Frisbee und lagerfeurigem Barbecue. Tatsächlich ist die Band aus Boston, Massachusetts so naturverbunden, dass sie unter dem Firmennamen "Reverb" umweltfreundliche Konzerttourneen (Biodiesel-Trucks! Strom aus Windkraftanlagen!) organisiert - nicht nur für sich selbst, sondern auch für Kollegen wie Jack Johnson und die Dave Matthews Band. Guster sind zweifelsohne Idealisten. Kaum eine andere amerikanische Band mit vergleichbarer Popularität zeigt sich ihren Fans gegenüber auch nur annähernd so zugänglich. Stundenlang widmen sich Guster nach ihren Shows der werten Anhängerschaft und geben auf ihrer Website sogar Tipps für Bootlegger.

Überaus zugänglich sind auch die zwölf neuen Songs: Einmal gehört, wird man sie so schnell nicht wieder los. Nach kurzer Begrüßung durch eine genügsame Orgel, übergibt selbige generös das Kommando an eine schlichte, aber ergreifende Gitarre. Sänger Ryan Miller gesellt sich hinzu und imaginiert sich in das Seelenleben eines, jawohl, Blitzableiters. Nach einer Psychoanalyse mit einschlagendem Erfolg fließt alles mühelos und wie von selbst - Guster nehmen alle Himmelsrichtungen ins Visier und wissen trotzdem jederzeit, wo ihnen der Kopf steht. "Satellite" wird von furchtlosen Akustikgitarren mit wehender Mähne durch unendliche Weiten geleitet, bevor "Manifest destiny" mit einem verschmitzten Staccato-Piano und einem verschwitzten Bass-Muskelpaket um die Ecke biegt und von der Option auf einen Neuanfang fabuliert.

Auch in "One man wrecking machine" singt Ryan Miller von einer zweiten Chance - dieses Mal in erstklassigen U21-College-Rock verpackt: "I built a time machine / I'm going to see the homecoming queen / Take her to the Christmas dance / Maybe now I'll get in her pants." Das ist dann aber auch wirklich die albernste Stelle der ganzen Platte. Versprochen. Mit einem gut geölten Banjo galoppiert "The captain" durch ein Country-Panorama, während "The new underground" klingt, als seien The Police sich plötzlich der Tatsache bewusst geworden, dass sie ja rein theoretisch auch eine "The"-Band sind. Ganz behutsam schält sich das siebenminütige "Ruby falls" aus den Federn, bis die Instrumenten-Eskorte in feierlicher Pink-Floyd-Manier angeknipst wird und majestätisch einem Trompetensolo entgegenschwebt. Anschließend suhlt sich "C'mon" in euphorischem Britpop, "Empire State" glitzert in elegischem Zeitlupentempo und "Hang on" tischt zum Finale einen weiteren himmelhohen Refrain auf. Mal eben so. Überhaupt: diese Leichtigkeit, mit der hier ein Hit nach dem anderen rausgehauen wird - herrlich. Warum Guster sich allerdings gegen die Sonne verbünden wollen, bleibt rätselhaft. Sie ist doch schon längst auf ihrer Seite.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • One man wrecking machine
  • The captain
  • Ruby falls
  • Empire State

Tracklist

  1. Lightning rod
  2. Satellite
  3. Manifest destiny
  4. One man wrecking machine
  5. The captain
  6. The new underground
  7. Ruby falls
  8. C'mon
  9. Empire State
  10. Dear Valentine
  11. The beginning of the end
  12. Hang on

Gesamtspielzeit: 49:00 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Kalle

Postings: 344

Registriert seit 12.07.2019

2021-08-30 13:06:25 Uhr
Durch Zufall auf dieses Album aufmerksam geworden. Indie-Pop ala Death Cab oder Shins at its best.9/10
yadias
2008-06-24 22:59:11 Uhr
So, habe die Band durch den Film "Mein Kind vom Mars" jetzt auch kennen gelernt. Dort lief "Satellite" und der Song ist schon riesig. Habe mich dann mit allen möglichen Guster Alben eingedeckt. Vor allem die drei letzten Alben "Lost and gone forever", "Keep it Together" und eben "Ganging Up on the Sun" sind ganz wunderbarer Indie-Pop mit leichten Folk-Anleihen. In "Ganging up on the sun" muss ich mich aber noch ausgiebig hineinhöhren.

P.S.
Der Film "Mein Kind vom Mars" ist übrigens trotz schwacher Kritiken sehr zu empfehlen. 8/10
Leatherface
2007-07-31 18:45:25 Uhr
Hach, was für ein wunderschönes Album! "One man wrecking machine", "Ruby falls", "Manifest destiny", "empire state", "dear valentine"...und alle anderen auch; alles wunderbare Songs mit so einer, ich sach mal, herzigen Feel-Good-Garden-State-Atmosphäre. Das flutscht und fließt und macht einfach Spaß. Ein heißer Anwärter auf meine Jahres-Top 10.
Mona Lisa
2007-07-31 14:05:41 Uhr
Lustig das Guster hier als Geheimtipp gehandelt werden. Schade das ihr erst beim bis dato schlechtesten Guster-Album auf die Band aufmerksam wurdet. Aber besser spät als nie. Also wenn ihr mal in die grandiosen Guster-Platten reinhören wollt gönnt euch "Parachutes", "Goldfly" oder "Lost and gone forever". Die waren vor knapp 10 Jahren unschlagbar und sind es heute auch noch!

"GuotS" ist mir persönlich, schon wie "Keep it together", zu verspielt und gleichförmig. Bei Guster ist weniger mehr. Mitte der 90er, 2 Akustikgitarren und ein Bongospieler, das war innovativ und schade das die Band dieses Konzept scheinbar völlig über Bord geworfen hat.
jimmmey
2007-07-31 00:05:34 Uhr
"The New Undergorund" sehr geiler Ohrwurm.
Danke Ina. Die Platte wird morgen gekauft. :)
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