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Nick Drake - Family tree

Nick Drake- Family tree

Bryter / Island / Universal
VÖ: 13.07.2007

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der kleine Nick

"The chances they come / But the chances have been lost / Success can be gained / But at too great a cost / For some there is a future to find / But I think they're leaving me behind" - herzzerreißend prophetische Worte eines achtzehnjährigen Nick Drake. Es blieben ihm keine zehn Jahre mehr. Die eigentliche Tragödie dabei ist aber nicht, dass er in dieser Zeit nur drei Alben aufnehmen konnte - "Five leaves left", "Bryter layter" und "Pink moon" haben mit ihrer leisen Größe und ihrer filigranen Perfektion nicht die geringste Lücke hinterlassen. Ganz im Gegenteil: Selten schien das Gesamtwerk eines Künstlers so makellos und vollendet. Unsagbar bitter hingegen ist diese diffuse Ahnung, dass Nick Drake all die pastellfarbene Schönheit, die flirrende Magie und die sanft illuminierte Wunderlichkeit, die seine Lieder so besonders machten, selbst vielleicht nie fand. Dass er ein Irrgärtner im blühenden Leben war, stets in den Balanceakt mit sich selbst versunken. Die Puzzleteile, die seiner Seele fehlten - sie komplettierten seine Songs.

Im Laufe der Jahre nach seinem viel zu frühen Tod pilgerten immer mehr Fans nach Tanworth-in-Arden zum Familienwohnsitz der Drakes, "Far Leys". Nicks Eltern empfingen die Besucher jederzeit herzlich, luden zu Kaffee und Kuchen, stellten Weitgereisten ihr Gästebett zur Verfügung und gewährten Einblick in das Zimmer ihres Sohns. Vater Drake ließ es sich zudem nicht nehmen, jenen Menschen, die durch Tape-zu-Tape-Propaganda die Musik seines Sohnes weiterleben ließen und dafür sorgten, dass sie immer größere Kreise zog, als Gastgeschenk eine Kassette zu überreichen. Darauf befanden sich unveröffentlichte Stücke, die Nick noch vor Erscheinen seines Debüts "Five leaves left" in seinem Elternhaus aufgenommen hatte.

Eine Auswahl dieser Songs versammelt sich nun in optimierter Klangqualität auf "Family tree", ergänzt von musikalischen Souvenirs aus Aix-en-Provence, wo Nick Drake sein gap year zwischen Schule und Uni verbrachte. Auch Arrangeur Robert Kirby öffnete das Raritätenkabinett und steuerte 1968 im Studentenwohnheim zu Cambridge aufgenommene Demoversionen bei - "Day is done" nur mit gewohnt virtuoser Akustikgitarre, "Way to blue" nur mit vollmondnächtlichem Klavier begleitet. Die große Überraschung der Retrospektive sind jedoch ganz private Aufnahmen aus dem Familienalbum: Der kleine Nick, wie er das Kinderlied "Paddling in Rushmere" klimpert und noch vor dem Schlussakkord in grandioses Gekicher verfällt. Der etwas größere Nick, wie er mit Onkel und Tante Mozarts "Kegelstatt Trio" kammermusiziert und der Klarinette so unglaublich viel Gefühl einhaucht, dass man heulen könnte. Nick im Duett mit seiner Schwester Gabrielle, wie sie zweistimmig das Traditional "All my trials" trällern. Dass Talent erblich ist, beweisen die beiden Kompositionen seiner Mutter Molly: nostalgisch-zartes Piano, raffinierte Harmonien und melancholisch aquarellierte Lyrik. Kennen wir doch irgendwoher.

Acht unveröffentlichte Nick-Drake-Originale gibt es auf "Family tree" zu entdecken, darunter das von einem tickenden Metronom untermalte Kurzgedicht "Time", die Phantasterei "Strange meeting II" und das gedankenverlorene "Rain". Diese frühen Kompositionen reichen zwar nicht an Nicks spätere Geniestreiche heran, haben aber durchaus ihren Reiz. Ebenso wie die zahlreichen Coverversionen, darunter eine zauberhafte Interpretation von Bob Dylans "Tomorrow is a long time" und Jackson C. Franks zu Unrecht vergessene Songperle "Blues run the game". Was "Family tree" aber wirklich wertvoll macht, sind die unverhofften Zwischentöne. Es sind nur kurze Momente, doch sie offenbaren einen Nick Drake, den man so bisher nicht kannte; der gelöst und selbstironisch quasselt und in alter Tradition den Mittelteil von "Day is done" verkichert. Nick Drakes Lebensbaum war so viel mehr als eine windschiefe Trauerweide. Und die Inschrift auf seinem Grabstein ist so viel mehr als eine Prophezeiung: "Now we rise and we are everywhere."

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • They're leaving me behind
  • All my trials (Nick and Gabrielle Drake)
  • Tomorrow is a long time
  • Blues run the game
  • Strange meeting II
  • Way to blue

Tracklist

  1. Come in to the garden (Introduction)
  2. They're leaving me behind
  3. Time piece
  4. Poor mum (Molly Drake)
  5. Winter is gone
  6. All my trials (Nick and Gabrielle Drake)
  7. Mozart's Kegelstatt Trio (The Family Trio)
  8. Strolling down the highway
  9. Paddling in Rushmere
  10. Cocaine blues
  11. Blossom
  12. Been smoking too long
  13. Black mountain blues
  14. Tomorrow is a long time
  15. If you leave me
  16. Here come the blues
  17. Sketch 1
  18. Blues run the game
  19. Milk and honey
  20. Kimbie
  21. Bird flew by
  22. Rain
  23. Strange meeting II
  24. Day is done
  25. Come into the garden
  26. Way to blue
  27. Do you ever remember? (Molly Drake)

Gesamtspielzeit: 64:34 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
captain cody
2007-09-13 18:53:17 Uhr
dem weit rumgereichten "Tanworth-In-Aden"-Bootleg

und warum reicht mir das keiner rum?!
dingo
2007-09-12 18:32:09 Uhr
Gibt zwei Versionen, einmal mit 27 und einmal mit 28. Keine Ahnung, wieso.
Pole
2007-08-14 13:19:18 Uhr
Einmal nach oben...
Pole
2007-08-13 23:31:27 Uhr
Hat eure Version 28 oder 27 Tracks? Amazon hat nämlich zwei verschiedene zur Auswahl. Oder ist das ein Versehen?
Dan
2007-07-24 02:48:19 Uhr

schönes Sammlerstück!
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