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Marc Almond - Stardom road

Marc Almond- Stardom road

Sequel / Sanctuary / Rough Trade
VÖ: 06.07.2007

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

My fair lady

Mal ganz ehrlich: Wer stand denn als kleiner Rotzlöffel nicht ab und an im Schlafzimmer der Eltern und durchwühlte deren Kleiderschrank auf der Suche nach ausgefallenen Stoffstücken? Im Hintergrund liefen all die angesagten Songs, und im Spiegel war dank richtiger Pose fast das Ebenbild der zu hörenden Popstars zu erkennen. Na? Niemand? Marc Almond aber sicherlich schon. Nachdem er schon Anfang der Achtziger mit Gloria Jones' "Tainted love" dem fiepsenden Synthiepop in den Schritt fasste, machte er in der Folge eigentlich in erster Linie mit Coversongs von sich reden.

So nun auch auf seinem ersten Album nach einem beinahe tödlich verlaufenem Motorradunfall und einer erfolgreich durchstandenen Drogensucht: "Stardom road" soll mit Songs von ihn prägenden Künstlern Almonds Leben rekonstruieren. Musikkonsumenten müssten sich bei solchen Vorhaben stets mit rauschigen Mixtapes zufrieden geben, Sänger intonieren die Stücke kurzerhand alle selbst. Bei Almond natürlich mit großer Geste und viel Augenklimperei. Bereits der von Charles Aznavour stammende Auftakttrack "I have lived" darf klassisch eingenudelt einen selbstzufriedenen Abgesang auf die vergangenen Schandtaten anstimmen.

Eigentlich symphatisch, denn manch einer würde angesichts der fast übersprungenen 50 Jahre Lebensalter eher verzweifeln, Almond jedoch nicht. Bemerkbar machen sich die Jährchen allerdings schon, denn die damalige Tanzfläche wird gegen den großen Opernsaal eingetauscht. Andrew Lloyd Webber sucht man als Mitwirkenden zwar vergeblich, aber die Dramatik eines "I close my eyes (and count to ten)", der leicht psychedelische Bowie-Song "London boys" oder die verzaubert klimpernde Reise in "Stardom road" verlangen geradezu nach der großen Bühne. Mit dem ausladend schauspielernden Chansonnier Almond darauf.

Das Bühnenbild dürfte im jazzigen "The ballad of the sad young men" von einem Piano geschmückt werden, über dem sich der dabei mitwirkende Antony Hegarty (ohne seine Johnsons) und Almond gegenseitig zuschmachten. Das pompöse "Kitsch" schreit dagegen nach spektakulärer Lightshow, während der Interpret im tragischen "Backstage (I'm lonely)" ganz alleine die kullernden Tränen des Künstlers inszenieren muss. In "Redeem me", dem einzigen selbst komponierten Stück, schnalzt sich Almond dagegen als eleganter Entertainer in sanfte Unauffälligkeit.

Denn es ist nun einmal nicht alles Gold, was der umtriebige Zauberer da oben glitzernd aus seinem imaginärem Zylinder hervorholt. Beim seicht dargeboten Cover des Klassikers "Strangers in the night", dem schläfrigen "Happy heart" oder der holprigen Version von Bobby Darins "Dream lover" wünscht man sich einen schnell und schwer fallenden schwarzen Vorhang, der dem Treiben ein schnelles Ende setzt. Almond besingt diesen im Schlußtrack "The curtain falls" dann auch keine Sekunde zu früh. Aber so läufts eben bei den großen Künstlern, einmal da oben wollen sie einfach nicht mehr gehen.

(Tobias Wallusch)

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Highlights

  • The ballad of the sad young men
  • Backstage (I'm lonely)

Tracklist

  1. I have lived
  2. I close my eyes and count to ten
  3. Bedsitter images
  4. The London boys
  5. Strangers in the night
  6. The ballad of the sad young men
  7. Stardom road
  8. Kitsch
  9. Backstage (I'm lonely)
  10. Dream lover
  11. Happy heart
  12. Redeem me (Beauty will redeem the world)
  13. The curtain falls

Gesamtspielzeit: 54:15 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Lich†gestal† (p.b.l.)
2007-07-24 23:24:37 Uhr

Also ich gebe 7/10 - kann aber noch wachsen.
Mim
2007-07-24 16:57:50 Uhr
Mann Lichtgestalt, Du wirst doch nicht auch n Marc Almond Fan sein??Also wenn ja dann müssen wir mirgen mal über das bepowern sprechen :-)
Lich†gestal† (p.b.l.)
2007-07-24 16:49:16 Uhr

Ui, liest Jan Wigger etwa plattentests.de und konnte sich nicht 'nen arg bösen Seitenhieb verkneifen?

plattentests.de:
Marc Almond aber sicherlich schon. Nachdem er schon Anfang der Achtziger mit Gloria Jones' "Tainted love" dem fiepsenden Synthiepop in den Schritt fasste, machte er in der Folge eigentlich in erster Linie mit Coversongs von sich reden.
http://www.plattentests.de/rezi.php?show=5011


Jan Wigger:
Es mag sowohl Oliver Geissen als auch diversen Formen gefährlichen Halbwissens geschuldet sein, dass man Marc Almond selbst heute noch nachsagt, er sei vornehmlich als Interpret von Cover-Versionen zu Glanz und Ansehen gelangt. Nichts könnte falscher sein, denn auf fast allen früheren und späteren Solo-Alben Almonds waren es die eigenen Kompositionen, die das Fremdmaterial überragten.
http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,496082,00.html

plattentests.de: 4/10
SPON: 8/10
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