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The Zonnhaider's Club - The forthcoming spring

The Zonnhaider's Club- The forthcoming spring

Discorporate / Morell / CMS
VÖ: 22.06.2007

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Dudeldünn

Man sollte sich nichts vormachen: Selbst in Zeiten fremdverordneter Selbstbestimmung ist ein Ich weniger als eine AG, wird der muftige WG-Zimmer-Rechner nicht zum Ballsaal oder gar zum Webzine-Redaktions-Headquarter, beißt die Maus keinen Faden ab. Und macht ein Mann allein noch lange keinen Club. Dachte sich auch Martin Ketelhut und überantwortete gleich eine Menge Verantwortung für sein Projekt The Zonnhaider's Club an die grandios hervorspringende Stimme Christopher Schöns. Zusammen sind die beiden nun zwar auch nicht eben eine Großraumdisse. Doch ihr Debüt "The forthcoming spring" präsentiert auch keine reine Innerlichkeit, zeigt sich der Welt nicht ab-, sondern ihr zugewandt. Sie funktioniert wie ein Rausch, der alle Poren öffnet, statt sie zu verschließen.

So können Songs wie "Heaven is now" und "London" trotz gespielter Zurückhaltung sehr viel mehr als das ewige Trüben im Fischigen der artverwandten The Album Leaf oder Múm. Auch "Let the faith be faith" glaubt an seine Stärken und pumpt sich durch einen schön sumpfigen Basslauf nach vorne, bevor Bläser die Nacht hereinlassen und im 80er-Jahre-Stil geslapte Bässe alles in einen kurzweiligen Flashback verwandeln. Das metrische Schlurfen von "Where we once had begun" bewegt sich hingegen nicht einen Zentimeter von seiner Startlinie weg. Es betreibt lieber Zeitlupen-Bewegungsstudien der Welt, die um den Song herumkreist, ihn überholt und sich doch durch die eifrig wiederholte Frage "How would you handle any change?" aus dem Tritt bringen lässt.

"So weak Wolf Larson" wirbelt irgendwann im Stakkato-Soundwall vor sich hin, "Treatment of the past" ergreift die Gelegenheit, schaut darauf zurück und macht sich anständig laut. Auf "The sea and the bay" kleckern akustische Gitarrenpickings, preist sich Sirengesang in höchsten Tönen und hält den Song doch entgegen seiner Bestimmung auf Kurs. "Tonight" und "Jaded travellers" stiften da schon mehr Verwirrung, bevor "The falls of old ealen" das Album zu gut durchgewaschenen Klaviertupfern doch lieber stranden lässt, statt es in den sicheren Hafen zu führen.

"The forthcoming spring" fabuliert vom Stillstand der Zeit. Diese Musik erzählt die Welt noch einmal nach, schaut dabei aber tief in die Momente, die das Hirn normalerweise ausschaltet, um sich an der nächsten Ampelkreuzung nicht der tödlichen Peinlichkeit eines einzigen übersehenen Signals auszusetzen. Sie imitiert den Blick des Schwammigen, indem die oft herausragenden Melodien doch irgendwie am Rande passieren, die Rhythmusfiguren wie durch Watte dringen und die Gesangsbögen stets etwas von der verdöst vor sich hin schmelzenden Hintergrundfarbe haben, die in jedem Hirn beharrlich den Alltag zerplappert, wenn man nur auf sie hören würde. Kein heilsames Zuwenig, sondern ein beruhigendes Zuviel. Ein lautes Flüstern.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Heaven is now
  • Let the faith be faith
  • Treatment of the past

Tracklist

  1. Heaven is now
  2. The forthcoming spring
  3. Let the faith be faith
  4. London
  5. Where we once had begun
  6. So weak Wolf Larson
  7. Treatment of the past
  8. The sea and the bay
  9. Tonight
  10. Jaded travellers
  11. The falls of old ealen

Gesamtspielzeit: 46:52 min.

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