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Dizzee Rascal - Maths + English

Dizzee Rascal- Maths + English

Dirtee Stank / XL / Beggars / Indigo
VÖ: 08.06.2007

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Leistungskurs Rap

HipHop, da wird man immer wieder aufs Neue belehrt, ist mehr als eine Musikrichtung. HipHop ist, um das so Park-Avenue-mäßig wie möglich zu sagen, ein Lebensgefühl, das aus den Sub-Subkulturen MCing, DJing, Breakdance, Graffiti und "Flavour of love" zusammenaddiert wird. Dass HipHop aber auch Beruf ist, kriegt man seit einigen Jahren von grandios selbstinszenierten Gesamtkunstwerken wie Snoop Dogg, 50 Cent oder Eminem beigebracht. Der Cashflow ist hier genauso wichtig wie der Wortflow, die echten Skills fangen da erst an, wo andere ihr BWL-Studium schon wieder abbrechen. Über Dizzee Rascal, der ein Weltmeer weiter rechts wohnt und die Seitenstraßen des Londoner East Ends regiert, das Bloc Party berühmt gemacht haben, kann man trotzdem ohne Beigeschmack sagen: HipHop ist sein Beruf. Es bleibt ihm ja gar nichts anderes übrig.

Eine ganze Existenz hängt bei Dizzee Rascal am Rapgame, der Überlebenskampf des ewig Getriebenen lässt sich hier bereits zum dritten Mal nachvollziehen. Er hat schon schlechtere Zeiten als die letzten vier Jahre gesehen, in denen er ohne nennenswerte Rückschläge vom Wunderkind zum Chef des britischen HipHops aufstieg. Er hat deshalb immer auch finanzielle Interessen im Auge, verkauft auf seiner Website den ganzen Back-Katalog als Ringtone und widmete große Teile seines letzten Albums "Showtime" dem Leben im Rampenlicht. Wie sehr sich Dizzee mit dem Business beschäftigt, zeigt auf "Maths + English" das tadellos abgetrocknete "Hardback (Industry)" als Anleitung zum Erfolgreichsein. "You need a hard back / Stern face / Clear your position and know your place / Only move when the money's callin' / Take my advice you'll be ballin'."

Es wird in diesem Track außerdem erklärt, warum es wichtig ist, originell und niemals zufrieden zu sein; es bleibt dabei, dass Dizzee das Gutsein zur Verpflichtung erhebt, weil alles andere Selbst- und Kundenbetrug wäre. Folgerichtig ist nichts Lapidares an "Maths + English", keine Ungenauigkeit, nur stramm durchorganisiertes Ausspielen von Stärken und Trademarks. Die Beats denken sich immer um eine zusätzliche Ecke herum, egal ob sie ins gewaltige Crossover-Feuer von "Sirens" geraten oder sehr geradlinig gebaut werden wie in "Bubbles", dem Track am anderen Ende der Entspannungsskala. Die Raps sind schnell, clever und hart, auch wenn thematische Umorientierungen weitgehend ausbleiben. Es ist vor allem Dizzees diesmal sehr pragmatische Herangehensweise, die ihm erlaubt, die schwarzhumorige Hasstirade "Suck my dick" mit Kinderliedüberbau neben den dehydrierten Sommerhit "Da feelin'" zu stellen. Die körpernah angepasste Produktion wird es schon zusammenhalten.

Wichtig für "Maths + English" sind aber nicht nur alte Errungen-, sondern ebenso neue Bekanntschaften. Dizzee ist ein halber Star im UK, da lernt man eben auch die ganzen kennen. Arctic Monkey Alex Turner schlafsingt sich deshalb durch "Temptation" und bringt fürs Heimatgefühl gleich noch ein Sample der eigenen ansatzlosen Gitarrenlinien mit. Überschattet wird diese Leihgabe allerdings durch die James-Brown-Selbstbedienung des Muskelzuckens von "Pussyole (Old skool)" und den Reggaebesuch von Lily Allen in "Wanna be", das selbst dem verbissenen Dizzee noch ein bisschen Leichtigkeit abringt. Da muss das Finale natürlich noch mal krachen, mit "Can't say nuffin'" und einem Horrorfilm-Beat für sich. Es geht hier um Selbstbehauptung und Unabhängigkeit, gezogene Grenzen und markierte Reviere. Dass Dizzee Rascal damit auch noch Geld verdient - kein Nebeneffekt, sondern logische Konsequenz.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • World outside
  • Pussyole (Old skool)
  • Hardback (Industry)
  • You can't tell me nuffin'

Tracklist

  1. World outside
  2. Pussyole (Old skool)
  3. Sirens
  4. Where's da G's
  5. Paranoid
  6. Suck my dick
  7. Flex
  8. Da feelin'
  9. Bubbles
  10. Excuse me please
  11. Hardback (Industry)
  12. Temptation
  13. Wanna be
  14. You can't tell me nuffin'

Gesamtspielzeit: 48:46 min.

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