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Wingenfelder - Alone

Wingenfelder- Alone

Edel
VÖ: 20.04.2007

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Graues Pferd

Man hatte sicherlich nicht auch darauf noch gewartet. Jetzt hat auch Kai-Uwe Wingenfelder sein Soloprojekt. Kai-Uwe Wer? Wingenfelder, ansonsten Vorsteher der Rock'n'Roll-Handwerker Fury In The Slaughterhouse. Im Gegensatz zu seinem Bruder Thorsten, der mit Driftland und zuletzt unter eigenem Namen mit dem arg maffayesken "360 Grad Heimat" das Thema Selbstverwirklichung abhandelte, hat es Wingenfelder nicht so sehr mit Experimenten. Lieber wollte er endlich wieder an sein liebstes Fury-Album "Mono" anschließen. Die eigene Band, die derlei kräftigen Gitarrenpop doch auch mal hinbekommen hatte, konnte oder wollte das nicht mehr so recht. Allzu sehr hörte man ihren Songs den Kompromiss an, der in einer demokratischen Truppe wohl sein muss. Auch die ausladenden Melodiegesten zwischen Pathos und Provinz überraschten längst nicht mehr.

Und so löste sich Wingenfelder für "Alone" aus der gewohnten Umgebung seiner Bandkumpanen. Allzu fremd waren die Zuarbeiter für "Alone" dann aber doch nicht: The Land, die Band von Erfolgsproduzent Roland Spremberg (A-Ha, Sasha, Guano Apes) und Bassist Stephan Gade, nahmen Fury In The Slaughterhouse vor Jahren mal mit auf Tour, Stefan "Stoppel" Eggert (TempEau) trommelte früher mal bei Selig, und Jörn Heilbutt streichelte einst die Gitarren für The Jeremy Days. Und wenn dann auch noch Michel Van Dyke ein paar Songs beisteuert, ist die deutsche Indiepopgemeinde der mittleren Neunziger fast komplett.

Beim beschaulichen, bisweilen etwas bewölkten Pop von "Alone" kommt so schnell ein Gefühl der Vertrautheit auf. Mancher mag das leichtfertig mit Langeweile verwechseln, doch die Musik macht es sich keineswegs bequem. Dass die meisten Songs Fremdkompositionen sind, war für den Sänger herausforderndes Neuland. Van Dykes "Last day of summer" betört mit offenen Akkorden und molliger Sehnsucht. Die Single "When a girl goes cold" und "Blood in my veins", an dem Jacob Binzer von D:A:D mitfummelte, schrammeln munter vorwärts. "Charlibo" gibt das Heulen von Wingenfelders Hund einen raffinierten Kniff. Und das schleppende Titelstück erreicht mit tänzelndem Klavier, verzagten Streichern und einem ungerührten Riff gar eine Tiefe, die Wingenfelder seit "Riding on a dead horse" nicht mehr hinbekam.

Speziell die erste Hälfte von "Alone" erfreut mit entspanntem Selbstvertrauen, das bei Fury In The Slaughterhouse zuletzt immer mal von angestrengtem Achselschweiß übertüncht wurde. Kein aufgesetzter Dreck, keine überdrehte Lustigkeit. Es sind gediegene Melodien, die keinen Wirbel mehr machen, sondern einfach nur mit Hilfe einer bestens eingespielten Band zur Geltung kommen wollen. Dieser graumelierte Pop kümmert sich nur um sich selbst. Das ist mehr, als man erwarten durfte.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Last day of summer
  • Blood in my veins
  • Alone

Tracklist

  1. When a girl goes cold
  2. Last day of summer
  3. Blood in my veins
  4. Alone
  5. Glad you know it now
  6. First day of your life
  7. Too broken to breathe
  8. Alright now
  9. My kind of beautiful
  10. You're right on time
  11. Love is a warm gun
  12. Slow
  13. Little Miss Wonderful
  14. Charlibo

Gesamtspielzeit: 56:01 min.

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