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The Holloways - So this is Great Britain?

The Holloways- So this is Great Britain?

TVT / Edel
VÖ: 02.03.2007

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Fun fun fun

Die bullige Kutsche kommt in den frühen Morgenstunden zum Halten. Im alles ermattenden Nebel werden wiehernde Pferde zur Ruhe diktiert. Eine Schar PraktikantInnen tritt aus dem Nichts und verlangt, mit scheuen Blicken nach rechts und links, die Ware. Plattentests.de erhält Nachschub, die Promos sind da. Während Schreiberlinge und Chefredakteure in ausgelassener Stimmung im loungigen Wortkreationsbereich verweilen, herrscht draußen Hektik und Anspannung. Die Lieferung ist beinahe verräumt. Mit schwarzem Tuch verhangen, wird der letzte Stapel mit aller Vorsicht an das halbwertige Personal übergeben. Es muss schnell gehen. Doch dann: ein Windstoß, gleißendes Licht, Panik. Die mit Sicherheitsstufe 1 bedachten Veröffentlichungen aus Großbritannien sind entlarvt, der hochexplosive Zündstoff ist offenbart. Hinter Büschen und Bäumen blicken raffgierige Union-Jack-Fundamentalisten hervor. Doch ein Glück: Man konnte sich am Riemen reißen und schnell handeln. Alles ist hinter Schloss und Riegel.

Die anschließende Redaktionssitzung von Plattentests.de ist dann auch kein Zuckerschlecken. Denn nach erfolgreich beendeten Hörsessions schieben sich die Rezensenten die weiß-rot-beflaggten schwarzen Peter nur so zu. Und so geht das Woche für Woche. Auch wenn die Begeisterung für britische Kunst in unseren Reihen groß ist, muss anschließend eine pädagogisch ausgefeilte Meisterleistung vollbracht werden, um den alles umgarnenden Freunden angelsächsischer Musik klar zu machen, dass, im Falle des Falles, nicht jedes Album Verneigungsstatus abverlangt. Nach erfolgreichem Russisch Roulette geht "So this is Great Britain?" von The Holloways eben an den Schönsten im Bunde.

Erstes Kurzzeitfazit: Der dreihundertachtundsiebzigste The-Clash-Klon, der auch ein bisschen Madness pfeift, und The Specials sind auch irgendwo drin. Ein Blick ins Plattentests.de-eigene Forum auf der Suche nach Amüsement: "The Holloways sind mal wieder eine Band aus England, die einfach nur Spaß machen tut“, heißt es dort. Ja, das ist es! Wieso diese kritische Anspruchshaltung? Einfach nur Spaß! Der polemische Unsinn des startenden Titelsongs ("Yeah this ist Great Britain and these are our whores / David and Victioria there’s hope for us all.") wird übersprungen – das mitreißende "Generator" in den Ohren: "I can get a record player and a generator: generate the music that makes you feel better." Ska- und Calypso-Anklänge finden sich wieder in karibischen Percussions. Die Gitarre sägt vergnügt im eingängigen Punkrhythmus und erfüllt den Grundsatz von Unterhaltung voll und ganz. Wer möchte, kann sogar etwas unausgegorene Sozialkritik mitnehmen. Genau wie im anschließenden "Dancefloor", das nach starkem Beginn die albumfüllenden Schwächen von "So this is Great Britain?" offenbart. Melodiöse Großartigkeiten, die die Holloways durchaus in petto haben, bekommen keine Zeit zum Atmen und werden mit Dutzenden von fragwürdigen Rhythmikwechseln unterbrochen.

Trotz der Nähe zum zerrreißenden Post-Punk hat man auf diesem Debüt nicht einmal das Gefühl, mit kräftigen Tritten aus dem Alltagstrott gerissen zu werden. So verläuft die erwartete Uptempo-Phase der eigentlich feinen Ballade "Most lonely face" in völlige Kraft- und Saftlosigkeit, und wir warten heute noch auf Ausbruch und Fiasko. Da tut Spaß auch keinen Spaß machen. Diese prekären Ungereimtheiten, mit zum Teil sehr hohlen Texten, versprühen nur ab und an wohlige Funken. So geschehen im Folkschwank "Fit for a fortnight" mit infantiler Geige oder im unaufgeregten Jangle Pop von "Diamond and pearls". Für den Rest wünscht man sich ein Mehr an kraftvollerer Inspiration, Konsequenz im Kreieren der Melodienlinien und Ideen aus eigenen Schubladen. "So this is Great Britain?" Ja, manchmal schon.

(Markus Wollmann)

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Highlights

  • Generator
  • Diamonds and pearls

Tracklist

  1. So this is Great Britain?
  2. Generator
  3. Dancefloor
  4. Fit for the fortnight
  5. Two left feet
  6. Re-invent myself?
  7. Most lonely face
  8. Malcontented one
  9. Happiness and penniless
  10. What's the difference?
  11. Diamonds and pearls
  12. Nothing for the kids
  13. Fucks up

Gesamtspielzeit: 42:35 min.

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