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LCD Soundsystem - Sound of silver

LCD Soundsystem- Sound of silver

DFA / Labels / EMI
VÖ: 16.03.2007

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Glitzerflitzer

James Murphy hat fertig. Und wie! Denn Zweiter-Album-Blues ist was für den Rock'n'Roll-Kindergarten. "Sound of silver" trifft genau den schmalen Grat zwischen Selbstzitat und Erneuerung. Wobei man bei Murphy AKA LCD Soundsystem eigentlich weder von dem Einen noch von dem Anderen sprechen kann: Denn der Musik-Malocher scheint oberflächlich betrachtet eher ein überaus vielseitiger und brillanter Zitat-Meister als Innovator zu sein, fällt einem doch bei jedem Song auf Anhieb mindestens eine Referenz ein. Der Beatles-Bastard "Never as tired as when I'm waking up" vom Album-Debüt "LCD Soundsystem" sprach hier schon eine klare Sprache. "Sound of silver" jedoch bloß auf seine offensichtlichen Verweise zu reduzieren, wäre nicht nur ein großer Fehler, sondern würde auch den Spaß vernachlässigen, den dieses absolut gar nicht schwierige, zweite Album macht.

An Murphys Trademark-Sound hat sich grundsätzlich nichts geändert. Gewohnt krisp und dennoch fett treiben die neun Stücke des Zweitlings den Tanzwütigen die Blasen in die Füße - und bestimmt auch gleich einigen Nachwuchsproduzenten die Tränen in die Augen. Während beim Opener des Debüts "Daft Punk is playing at my house" quasi gleich mit der Tür ins Haus fiel, schleicht sich "Get innocuous!" jedoch weitaus harmloser durch die Hintertür ein und fängt dann langsam an, richtig zu brennen. Die mit Rückwärtshall getränkte Gesangsmelodie könnte dem Thin White Duke gefallen, und das passende Stück entpuppt sich als ziemlich dicht, fast schon hypnotisch. Das darauf folgende "Time to get get away" hingegen ist das totale Gegenteil: drahtiger Drecksfunk in Perfektion.

Die erste Single "North American scum" rockt ordentlich vorwärts und wirft obendrein einen sympathischen, weil nicht platitüdenhaften Blick auf die nordamerikanische Nation, zu der ja heutzutage viele ihren nicht immer so gehaltvollen Senf hinzugeben müssen. Heimliche Highlights des Albums sind das Midtempo-Stück "Someone great", bei dem ein ultrafetter Synthiebass auf eine an Human League erinnernde Gesangsmelodie trifft, und das hymnische "All my friends". Spätestens hier beweist Murphy, dass er nicht nur den perfekten Soundtrack für hedonistische Tanzanfälle liefern kann, sondern auch ein mindestens genauso guter Songwriter ist. Mit der nerdigen Piano-Ballade "New York, I love you ..." könnte er fast schon auf Sinatras Pfaden wandeln, wäre da nicht noch das ".... but you're bringing me down" im Titel sowie das kaputte Gitarrenfinale am Ende.

Mit "Sound of silver" schiebt sich LCD Soundsystem mit ganz eigener Selbstverständlichkeit ganz nach vorne in der Schlange vor der Indiedisco. Dreist, aber gerecht. Denn dass Murphy neben den obligatorischen "Yeahs" und "Uhs" auch vermehrt auf tolle Melodien setzt, macht den intimen Blick in die Kiste seiner musikalischen Einflüsse noch interessanter als ohnehin schon. Seine vier Kollegen meißeln so genüßlich an den Beulen herum, dass man diesen Sound glatt für poliert halten könnte. "Sound of silver"? Dieses Album ist eher Gold als Silber.

(Martin Stenger)

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Highlights

  • North American scum
  • Someone great
  • All my friends

Tracklist

  1. Get innocuous!
  2. Time to get away
  3. North American scum
  4. Someone great
  5. All my friends
  6. Us vs them
  7. Watch the tapes
  8. Sound of silver
  9. New York, I love you but you're bringing me down

Gesamtspielzeit: 56:01 min.

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