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Kaiser Chiefs - Yours truly, angry mob

Kaiser Chiefs- Yours truly, angry mob

Polydor / Universal
VÖ: 23.02.2007

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Vollversammlung

Die Rezeptur ist einfach, die Energie explosiv, die Absicht klar. Es ist genau diese Mischung, die den Funken zünden lässt, der die Massen immer und immer wieder auf die Straße treiben wird. In Leeds, einer Schnittmenge aus Moloch und Tristesse, sponn eine fünfköpfige Band vor drei Jahren an einem Muster der Eindringlichkeit. An einer Auflehnung gegen einen farblosen Alltag. Das Resultat war ein Märchen der Popwelt: hysterische Anrufe aus der NME-Redaktion, flächendeckende Begeisterung. Ein geglückter Weg, der bewies, dass Konsens qualitativ hochwertig sein kann. Und was zu sagen hat.

So wird das Proletariat am Kragen gepackt und wurden mit "Employment" die Wertekategorien einer ganzen malochenden Arbeitergeneration skizziert. Das Album verpackte schwarzen Humor in "Na na na na"s, lederte die Sohlen ausgelatschter Tanztreter, versorgte die Nächte zwischen Schweiß und Gestank mit freudetrunkenen Hymnen. Mit "Yours truly, angry mob" ist nun Schluss mit Hinnehmen: Das Unterhaus wird gestürmt, die Fäuste werden drohend in der Luft geschwungen, Parolen auf Banner geschmiert.

Und das Cover zeigt an: Wasserwerfer, was wollt ihr denn? Der grandiose Einstieg in diese kräftige Platte formiert den Straßenzug: Zwei Songs, zwei energetische Hits. Große Hooklines, brennende Mülleimer. Die Single "Ruby" entfacht einen Sturmlauf, einen unhaltbaren Ohrwurm. Das Tambourin wippt wie eh und je, Blut wird zum Kochen gebracht. Das beste Stück der Platte, "The angry mob", wird über kurz oder lang zu der neuen Hymne der Unterdrückten und Geschundenen heranreifen. Und klagt doch die Unentschlossenheit der erzürnten Masse an: "We like who we like / We hate hate who we hate / But we're also easily swayed." Da singen alle mit, da fluten alle Organe.

Bis das hohe Niveau der ersten Minuten wieder erreicht wird, ziehen sieben solide eingängige, ermahnende und schrammelnde Power-Popper ins Land, unter denen vor allem das melancholisch träumende "Love's not a competition (But I'm winning)" heraussticht. Mit "Learnt my lesson well" fährt man im hinteren Drittel eine überschwängliche Hymne auf, elektrisiert sie mit Piano, Beatles-Melodie und einer wuchernden Dynamik, die sich im Refrain mit vielen "Uhhh"s und "Ahhh"s zu einem regelrechten Pool der Genüsslichkeiten auflädt.

"Yours truly, angry mob" überrumpelt den Hörer nicht mit jener Eingängigkeit, die das tolle Debüt aus jeder Pore quetschte. Es ist im Vergleich rationaler, überlegter. Es ist in den Details genauer ausbalanciert. Hier steht nicht Hit neben Hit, hier folgt Song auf Song. Ricky Wilsons Texte überzeugen durch Ernsthaftigkeit, die Musik durch Genauigkeit. Es ist das Album, das die Band auf der Augenhöhe der bekannten Ligaspitze festsetzt. Sich vom Erfolg des Vorgängers nicht hat irritieren lassen. Die Kaiser Chiefs werden auch diesmal wieder die Massen mobilisieren, mit diesen Melodien für Millionen.

(Christian Preußer)

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Highlights

  • Ruby
  • The angry mob
  • Learnt my lesson well

Tracklist

  1. Ruby
  2. The angry mob
  3. Heat dies down
  4. Highroyds
  5. Love's not a competition (But I'm winning)
  6. Thank you very much
  7. I can do it without you
  8. My kind of guy
  9. Everything is average nowadays
  10. Learnt my lesson well
  11. Try your best
  12. Retirement

Gesamtspielzeit: 44:42 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Lichtgestalt

User und Moderator

Postings: 4976

Registriert seit 02.07.2013

2024-03-13 18:13:24 Uhr
Ich hätte damals noch schreiben sollen:
"In 17 Jahren werde ich mich nicht mehr an dieses Posting erinnern können, so egal wird mir die Band geworden sein."

;-)

Immermusik

Postings: 565

Registriert seit 04.11.2021

2024-03-13 17:39:42 Uhr
04.04.2007 - 20:31
„Die Kurve zeigt IMO steil nach unten:
1. Album okay, mit ein paar guten Songs.
Das 2. Album eher, naja, lau.
Album Nr. 7 dürfte dann bei gleichbleibender Abwärtstendenz das Niveau von Bon Jovi erreicht haben. Traurig sowas.“

Gute Prognose Lichtgestalt :D

Termin am tor

Postings: 187

Registriert seit 04.11.2019

2020-05-10 15:49:24 Uhr
Bemerkenswert, wie sehr sich meine Beurteilung mit der des legendären Qwertz von 2007 (siehe oben) entdeckt.

Termin am tor

Postings: 187

Registriert seit 04.11.2019

2020-05-10 15:46:48 Uhr
Lach... scheint ja ein weltbewegendes Album gewesen zu sein, wenn seit 12 Jahren (!) niemand mehr was dazu schreiben wollte.

Nun ja, ich habs mal rausgekramt gestern:


Ruby 3/10 furchtbarer Ballermann-Gröhl-Song

The angry mob 7/10 quasi 2 Songs in einem und schön, wie am Ende Fahrt aufgenommen wird

Heat dies down 8/10 ein Knaller für die Indie-Disse und damit genau das, was man von der band erwarten durfte 2007

Highroyds 5/10 zu hektisch und wibbelig. Der nächste Versuch, den nächsten Indie-Hit zu schreiben. Diesmal bleibts beim Versuch. Und dieses "uhuhuh" nervt.

Love's not a competition (But I'm winning) 7/10
Sehr schöne ruhige Nummer mit einem phänomenalen Start. Leider wird der Track schnell monoton. Hier wäre Kürze mehr weniger.

Thank you very much 5/10
Track beginnt 1:1 wie "I predict a riot" und auch sonst klingts leider, als hätte man alle Hits der band in einen Mixer gesteckt, aber leider einen spritzigen Refrain vergessen


I can do it without you 4/10
Hat die Band ihr Pulver schon verschossen an der Stelle? Hier bleibt nix hängen. typischer Füllsel-Song


My kind of guy 5/10
Es fällt mehr und mehr auf, dass, wenn der Band keine schnittige Mitgröhl-Hook einfällt, der Song automatisch im Mittelmaß versinkt.

Everything is average nowadays 7/10
Stumpfer gehts nun wirklich nicht. Aber hey, wenn die Melodie stimmt und man das Tanzbein schwingen kann, geb ich gerne grünes Licht.

Boxing Champ & Learnt my lesson well 6/10
(sind bei mir 1 Song)Schon okay, der Song. Wenigstens mal nicht so überladen und die Klaviernummer ist eine nette Einleitung.

Try your best 3-4/10
War das das Motto der Band bei der Albumaufnahme? Zumindest bei diesem einfallsloser Schnarchtablette von Song gilt lediglich: "er war stets bemüht"

Retirement 5/10
der nächste Stampfer ohne zündende Idee

Rechnerisch: 5,5/10
Gefühlt: 5-6/10

Die band scheint ihr Pulver schon mit dem ersten Album verschossen zu haben. In vielen Songs hechelt sie der Erfolgsformel der damaligen Hits hinterher, ohne deren Qualität und Originalität zu erreichen. Und wenn über die Hälfte der Songs lauwarm ist, hat man wenig Lust, sich das Album überhaupt in Gänze anzuhören.
Für ne Handvoll gute Songs, mit denen man Spaß haben kann, reicht es immerhin. Insofern kein kompletter Reinfall die Platte. Aber womöglich ist dieser Disco-indie schlicht nicht gut gealtert. Wir haben einfach nicht mehr 2005.
KaMZ
2008-01-09 22:08:25 Uhr
Heute beim TV gucken ists mir wie Schuppen von den Augen gefallen. "Ruby" ist ein totaler "Duran Duran"-Verschnitt und Ricky Wilson sieht aus wie ein zweiter Simon LeBon.
Der Song hätte gut auf "Rio" gepasst...
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