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Taproot - Gift

Taproot- Gift

Velvethammer / Atlantic / Eastwest
VÖ: 26.03.2001

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Little black pony

Die Tränen sind noch heute kaum getrocknet - keine Tränen der Trauer oder Freude allerdings, sondern der Belustigung. Was habe ich gelacht! Nachdem Taproots deutsche Plattenfirma Eastwest Ende Januar den etwa eineinhalbminütigen Mitschnitt eines Anrufbeantworters unters Volk verteilt hat, mußte wohl selbst der hartnäckigste Empfänger beim beharrlichen Zählen der darauf enthaltenen "Fuck"s klein beigeben. Urheber dieses Feuerwerks an Unflätigkeiten war kein geringerer als Fred Durst. Der Limp Bizkit-Frontmann hatte seinem Ärger auf dem Anrufbeantworter von Taproot lautstark Luft gemacht, nachdem ihm zu Ohren gedrungen war, daß Taproot einen Plattenvertrag bei Atlantic dem Angebot von Fred Dursts Label Flip / Interscope vorgezogen hatten.

Um so gespannter erwartet wurde nun das Debütalbum der "Fucking idiots" (so einer der geringfügigsten Ausdrücke), die Fred Dursts zartes Gemüt derart entzürnt haben. Und wie erwartet paßt "Gift" ganz ausgezeichnet ins breit gefächerte Sortiment des berühmten Gemischtwarenladen "New Metal", dessen Waren sich auch heute noch verkaufen wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Dabei braucht es weitaus weniger als die Finger der beiden Hände vom Cover, um die individuellen Merkmale von Taproot abzuzählen: Während für Taproot kein Riff zu hart und kein Jammern zu pathetisch ist, um das Intensität ihrer Emotionen zu untermauern, verzichten sie anders als die meisten Kollegen weitestgehend auf Hip-Hop-Einflüsse und orientieren sich statt an dem hysterischen Gegrunze des geschaßten Fred Durst merklich an tiefgründigeren Zeitgenossen wie Tool, den Deftones oder Glassjaw.

Doch leider macht nicht zuletzt der Blick auf die Lyrics rasch deutlich, daß Taproot noch zu grün hinter den Ohren sind, um wirklich aufwühlende Musik vorzulegen und ansatzweise die Tiefe eines Albums wie "White pony" zu erreichen. Immerhin schafft es die überwältigende Stimme von Stephen Richards oft genug, über die kleinen Schwächen hinwegzutäuschen und mit ihrem jugendlichen Sturm und Drang den Hörer mitzureißen: Während die erste Single "Again & again" mit immensem Druck besticht, treffen auch die Schreipassagen bei "Emotional times", "Now" oder "Mirror's reflection" mitten ins Herz. Das furiose "I" schließlich erzählt von der Kluft zwischen Schicksal und Wunsch, während Richards im Refrain mit den Worten "I hate myself sometimes I love myself" durch die innere Hölle geht.

Obwohl das riesige Potential von Taproot für mehr als nur einen kurzen Moment aufblitzt, fehlt "Gift" noch ein wenig die Schärfe, die die eigenen Vorbilder auszeichnet. Während die Kollegen von Linkin Park mit einem ungleich kommerzielleren Ansatz aus dem Nichts an die Spitze geschossen sind, stehen Taproot noch merklich am Anfang ihrer Entwicklung und möglicherweise einer großen Karriere. Denn letztendlich mag es vielleicht nur eine Frage der Zeit sein bis Taproot explodieren, um eines schönen Tages die momentan noch deutlich zu großen Fußstapfen der Deftones auszufüllen.

(Armin Linder)

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Highlights

  • Again & again
  • I
  • Mirror\'s reflection

Tracklist

  1. Smile
  2. Again & again
  3. Emotional times
  4. Now
  5. 1 nite stand
  6. Believed
  7. Mentobe
  8. I
  9. Mirror's reflection
  10. Dragged down
  11. Comeback
  12. Impact

Gesamtspielzeit: 43:24 min.

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