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Sepultura - Nation

Sepultura- Nation

Roadrunner / Edel
VÖ: 19.03.2001

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Werkzeugkunde

Die allerfrischesten in der Musikszene sind Sepultura sicherlich nicht mehr. Als alte Hasen wissen sie natürlich, daß sie es durchaus nicht nötig haben, den jungen Hüpfern zu zeigen, wo der Hammer hängt und was eine Harke ist. Lieber demonstrieren sie, wie man den Hammer effektiv einsetzen und mit der Harke richtig fiese Stolperfallen bauen kann: Der Stiel trifft punktgenau zwischen die Augen. Desweiteren halten sie für das staunende Publikum einige Lektionen darüber bereit, was sich alles mit einer handelsüblichen Metal-Axt anstellen läßt. Es ist den Brasilianern also wieder einmal gelungen, sich selbst und ihre Musik neu zu erfinden, was nach dem Weggang von Max Cavalera und dem eher durchwachsenen Vorgängeralbum "Against" nicht unbedingt zu erwarten war.

Damit keine Mißverständnisse entstehen: Der ein oder andere alte Fan wird es mit dieser Scheibe schwer haben, und das ist gut so. Platten, die alten Fans nicht auch einmal vor den Kopf stoßen, zeichnen sich in der Regel vor allem durch künstlerische Stagnation aus. Stillstand aber kann man Sepultura mit ihrer "Nation" nicht vorwerfen. Die Bewegung ist konsequent, wenn auch nicht unbedingt zwingend. Das wichtigste aber: Es geht in die Breite. Und aufwärts, steil aufwärts. Derrick Green, der neue Sänger zur Band, war diesmal am Songwriting beteiligt, wie ein paar sehr deutliche Ausflüge in die Gebiete des Knüppel-aus-dem-Sack-Hardcore eindrucksvoll belegen. Andererseits nimmt aber auch kraftstrotzendes Midtempomaterial einen größeren Raum ein als auf den Vorgängerwerken.

So abwechslungsreich war noch kein Sepultura-Album. Neben der schon erwähnten Vielfalt im Songwriting ist die Stimme von Derrick Green, respektive ihre Variabilität, an diesem Umstand ausschlaggebend beteiligt. Die "One man army" erinnert teilweise beeindruckend an Mike Patton, bevor dem Zuhörer der Refrain heiser gebellt vor die Füße gespuckt wird. Anderswo wartet man mit dunklen, hypnotischen Gesangslinien und den dazu passenden Tribal-Grooves auf oder erweckt kurz den Geist von Alice In Chains. Nebenan wird man knackig in unter einer Minute auf die Glocke getrommelte Hardcore-Bretter, Killerriffs oder zähfließende Dampfwalzenstücke finden, die vor Kraft kaum laufen können. Es geht aber auch anders: Bei "Water" fließen lediglich drei Bässe und Percussion. Im Schlußstück "Valtio" erklingen sogar - von ein paar akustischen Zupfgitarren abgesehen - ausschließlich die Celli von Apocalyptica. Auch bei der sonstigen Auswahl von musikalischen Gästen zeigen sich Sepultura gewohnt experimentierfreudig und geschmackssicher: Der göttliche Jello Biafra trägt seinen Teil bei und erklärt "Politricks".

Wer Sepultura ohne Max Cavalera für zahnlos hielt und sich mit "Against" bestätigt sah, möge "Nation" hören und verstummen. Abgesehen vom erfrischend abwechlungsreichen Gesang hätten manche Songs auch älteren Sepultura-Alben gut gestanden. Trotz einer beachtlich breiten Palette an Einflüssen und Referenzen wirkt die Zusammenstellung von "Nation" nicht beliebig. Die neu eingeschworene Truppe legt ein in sich geschlossenes Album vor. Sepultura selbst sehen in "Nation" den wahren Nachfolger des bahnbrechenden "Roots". Die Meßlatte jedenfalls haben sie mal wieder verdammt hoch gehängt.

(Rüdiger Hofmann)

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Highlights

  • Uma cura
  • Politricks
  • Who must die

Tracklist

  1. Sepulnation
  2. Border wars
  3. Revolt
  4. One man army
  5. Vox populi
  6. The ways of faith
  7. Uma cura
  8. Who must die
  9. Saga
  10. Tribe to a nation
  11. Politricks
  12. Human cause
  13. Reject
  14. Water
  15. Valtio

Gesamtspielzeit: 51:38 min.

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