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Olli Schulz & Der Hund Marie - Warten auf den Bumerang

Olli Schulz & Der Hund Marie- Warten auf den Bumerang

Labels / EMI
VÖ: 17.11.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Im Reich der Mitte

Was verbindet der deutsche Otto Normalverbraucher mit dem Namen Schulz? Der Pragmatiker denkt an seitenlange Telefonbucheinträge, der Streber an den Schriftsteller, der Sportler an den tappenden Florida-Axel mit seinen Boxhandschuhen. Olli Schulz, der Bärserker, Bettmensch, Bibi und seit neustem auch Bumerangwerfer, ist für Alfred Alltag jedoch ein eher unbeschriebenes Blatt. Trotz erheiternden Interviews ("Olli - erzähl was zum Lachen!"), kurzweiligen Kolumnen ("Einfach mal verrückt sein! Heute sind wir crazy!") und Rollenspielen ("Bibi McBenson ist eine Krankheit unserer Zeit"), lebt der Liedermacher im Reich der Mitte, zwischen Anerkennung und Verkennung. Das bislang eher Verborgene: Olli Schulz will mehr sein als ein Geschichtenerzähler für die sonnigen Stunden.

Die Ankündigungen wurden von Spannung getragen: Labelwechsel, Orchester, Vier-Mann-Band, Vinyl. Das dritte Album "Warten auf den Bumerang", eine Gemeinschaft kleiner Pop- und teilweise Antipop-Oden, bekräftigt den Sprung auf die eigenen vier Beine, unterstreicht die Qualitäten seiner Beobachtungsgabe und protzt mit tollen Texten. Wo "Brichst Du mir das Herz, dann brech' ich Dir die Beine!" den Code zum gleichzeitigen Schenkelklopfen und Nachdenken knackte und "Das beige Album" mehr Drama als Komödie war, reißt "Warten auf den Bumerang" die bisher gekannten Songstrukturen des ehemaligen Evan-Dando-Roadies ein und balanciert auf dem Teppich der entdeckten Möglichkeiten.

"In jede Richtung", Opener und Blumfeld-Schwergewicht, geht unvermittelt in die Vollen. Der Fuß wippt, der Geist ist überrascht. Statt Lachsalve prescht ein politisches Statement hervor. Die Bankräuber-Tragödie "Keiner hier bewegt sich (Wir fallen)" läßt die Hände hoch- und den Mund aufgehen: ein stumpfer Elektrobeat, dazu mehr Rap als Sprechgesang. Die Überraschung ist gelungen. Im pathetisch-spannenden "Wenn das Leben dich beißt" verbreitet ein ganzes Orchester Tatort-Atmosphäre. Hier verschickt Schulz einen offensichtlichen Gruß an Wilco und packt in bester amerikanischer Geschichtenerzählertradition den Alltag am Schlafittchen. Die eingespielte Band, längst offiziell erweitert um Dennis Becker (Baß; Tomte) und André Frahm (Schlagzeug; Marr), zwirbelt am Sound, dehnt die Reichweite aus.

Schulz wird zum Moralisten: "Der Feigling sagt / Er kann nichts dafür / Er ist hier auch nur reingerutscht." Kästner statt Ringelnatz. Würze statt Witze. Was nicht heißt, daß nicht geschmunzelt werden darf. Diesmal allerdings über die vielen Augenzwinkern statt über offensichtliche Brüller. Die Ausnahme wartet als letzter Song: "Kleine Meise / Großes Herz / Vor Dir steht ein Pinguin." Ein Kinderlied für Erwachsene.

Zwischen Tuba- und Jazzeinlage gibt es viel zu entdecken. Kurze Reise statt lange Weile. Wenn auch nicht ohne Einschränkungen. Denn obwohl Olli Schulz & Der Hund Marie nicht mit einer Bombe der Überforderung einfallen, werden viele den naiven Charme, das Ungestüme der Anfangstage vermissen. Olli Schulz & Der Hund Marie sind nun eine richtige Band. Eine, die sich nicht länger am Hamburger Lokalkolorit orientiert, sondern mit vielen Songs bewußt internationale Vergleiche erzwingen möchte. Der Weg ist eingeschlagen, eine künstlerische Fahne gesteckt. Wir sind gespannt, was die Zukunft bringen wird. Unterdessen greifen wir uns alle an den Händen, schließen die Augen und erfreuen uns. An einem Album aus gutem Grund.

(Christian Preußer)

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Highlights

  • Keiner hier bewegt sich (wir fallen)
  • Unsichtbarer Vogel
  • Wenn das Leben dich beißt

Tracklist

  1. In jede Richtung
  2. Wenn die Music nicht so laut wär'
  3. Keiner hier bewegt sich (Wir fallen)
  4. Unsichtbarer Vogel
  5. Schritt für Schritt
  6. Medizin
  7. Rückspiegel
  8. Wenn das Leben dich beißt
  9. Was macht man bloß mit diesem Jungen?
  10. Armer Vater
  11. Kleine Meise, großes Herz

Gesamtspielzeit: 36:52 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Nagasaki
2011-03-06 20:25:22 Uhr
"Am 10.11. ab 23.15 Uhr kann man mich als Gast bei Ina´s Nacht im NDR
Fernsehen begutachten. Die Wildecker Herzbuben sind auch da und der eine
von den beiden(der dickere) wird mich bei Rückspiegel an der Trompete
begleiten. Könnte interessant werden."

Ich such den Auftritt von Olli bei Ina. Gibts leider nicht bei Youtube. Weiss einer wo man das sehen kann?
Philipp
2008-04-12 16:38:29 Uhr
Gute 2 Stunden.
Mr. Rail
2008-04-12 16:34:34 Uhr

Wie lange spielt denn der Olli?
blubbear
2008-04-12 16:28:11 Uhr
schönes konzert gestern in heidelberg.
Allerdings war Olli ein bisschen angeschlagen (irgendne Familienangelegenheit).

Achja, der Saal war bestuhlt :/

Muss ihn mir auf jeden fall nochmal mit Band angucken. Irgendwann geht einem das Akustik Gitarre geschrammel auf die nerven. ;)
flo
2008-03-24 02:18:46 Uhr
viel spaß! das konzert in aigen war spitze! und auch der support (walter schreifels) war großartig...

support kann man ja nicht sagen..haben ja abwechselnd jeweils ein paar songs gespielt, und am schluss gemeinsam..

wie gesagt...toll!
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