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Sodastream - Reservations

Sodastream- Reservations

Hausmusik / Indigo
VÖ: 20.10.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Under Down Under

"We don’t live in the light / 'Cause all years end someday in sunlight." Sind das nicht wunderbare Aussichten? Das Leben mag zwar noch so ein ausgekochter Mist sein, mit ewig andauernden Konflikten und an jeder Ecke lauernden messerscharfen Überraschungen aus Luzifers Küche. Aber wenn der Sensemann uns dann doch zuletzt eingeholt hat, bekommen wir zum großen Finale grelles, heißes Gelb zu spüren. Na toll – unser Erdendasein ist eine endliche Baugrube, die erst dann gefertigt wird, wenn wir unsere Haut an den Nagel hängen. Wieso bitte investieren in Karriere, Partnerschaft oder Zukunft und all das, was das eigene Leben ausmacht, wenn "unaufhaltsam" und "Unheil" auf unserer Stirn prangt. Was tun? Uns bleiben drei Möglichkeiten: a) Wir warten selig und lassen all den üblen Quark an uns vorbeiziehen, weil wir ja letztlich mit dem Sonnenlicht alle an der Nase herumführen werden; b) Ausflippen, total, ganz und gänzlich; c) Wir verhöhnen den Verfasser dieser idealistischen Gutgläubigkeit.

Verantwortlich machen für diese Zeilen müssen wir Karl Smith und Pete Cohen, die beiden Hauptmusiker der australischen Kleincombo Sodastream. Auch wenn man bei diesem unglücklich gewählten Namen annehmen darf, daß "Reservations" wohl eher die erste Veröffentlichung der Band aus Melbourne sein könnte, ist gegenteilig festzustellen, daß Sodastream bereits seit zehn Jahren kleine Karriere im Musikgeschäft machen. Waren ihre Anfänge noch geprägt von strukturschwachen Lo-Fi-Spielereien, stellte das Bombastbarometer im Laufe der Jahre immer höhere Werte fest, bis hin zum opulenten und fast zu eingängigen Vorgänger "A minor revival".

Damit einem drohenden Gesichtsverlust Einhalt geboten werden kann, hat man für "Reservations" nun einen kräftigen Gang zurück geschaltet. Also rein in die gute Stube, das kleine Kämmerlein, die Melodienflut und das Popvolumen bitte auf schmaler Spur halten, Türe schließen, und das Spiel kann beginnen. Leise und zerbrechlich. "Warm July" heißt die erste feinverzierte Perle dieses zauberhaften Kleinods in Pop und Folk. Die akustische Gitarre, der Kontrabaß und eine Geige schreiten in inniger Langsamkeit voran, ohne übereinander zu stolpern. "It’s already too late to bring you flowers / It’s already too late to tie these ends." Smiths Eingeständnis steigert sich zur Selbstdemontage, hin zur eigenen Auflösung – doch der plätschernde Rhythmus bleibt lieblich, und vertonte Harmonie umgarnt den Hörer. Und so folgen wir dem stillen Verlauf von "Reservations" und finden uns wieder in einer Welt von gescheiterten Träumen, von schmerzlichen Trennungen und gefürchtetem Haß. "Hold my head up straight in the quicksand / Because I’m starting to hate girl / I’m starting to hate." Trotz dieser tristen Suche nach Selbstbewußtsein und der schwerfälligen Regeneration halten sich die subtilen Melodien an einem bittersüßen Zenit, der niemals den wechselnden Emotionen des Textes folgt.

"Reservations" ist eine stetige Entwicklung. Der graue Kosmos der Australier bricht, beginnt heller und heller zu strahlen. "Don’t make a scene" traut sich heraus aus fremdgesetzten Grenzen und giert nach eigenem Lebenswillen: "You came by to show me, the right thing to do / Now let the stillness follow you". Gebrandmarkt schreiten sie weiter, wissen um überstandene Krisen und hoffen, dem nächsten Lebensabschnitt in Trauerflor aus dem Weg gehen zu können. Die Antwort kennen sie selbst. "We don’t live in the light / 'cause all years end someday in sunlight." So sei es.

(Markus Wollmann)

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Highlights

  • Warm July
  • Don't make a scene
  • Young and able

Tracklist

  1. Warm July
  2. Anti
  3. Twin lakes
  4. Tickets to the fight
  5. Anniversary
  6. Michelle's cabin
  7. Firelines
  8. Reservations
  9. Don't make a scene
  10. Young and able

Gesamtspielzeit: 37:07 min.

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  • Sodastream (14 Beiträge / Letzter am 31.01.2017 - 22:07 Uhr)

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