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Daughters - Hell songs

Daughters- Hell songs

Hydra Head / Indigo
VÖ: 22.09.2006

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Heidewitzka

Arschfahl schien der Mond ins Fenster. Die Anlage pumpte auf totale Möhre. Kommando: Nachbarn verschrecken. Und es ward einem mit den Daughters dann doch auch irgendwie viel zu leicht gemacht.

Stell Dir das mal vor: Der Klang von drei verschorften Nagelfeilen in Omas Mixer, der auf volle Pulle rotiert. Zwischendruch geht mal die Sicherung raus, macht nix, reindrehen, weiter geht's, der Rhythmus war eh schon zu standard. Der Penner aus dem Stadtpark zerrupft die Baßgitarre von Deinem Kumpel, Hape Kerkeling singt, die Decke stürzt ein, alle bleiben wie gebannt sitzen, Tante Trude kommt die Rote Beete im Stakkato hoch, sehr schön, ihr epileptischer Wauwau versucht's an der Gitarre wie einst der Zappa, und Du hast ja keine Ahnung, denn Du bist damit noch nicht mal nahe dran.

Bekannt ist: Das ist kein leichter Stoff. Auch bekannt ist: Meistens dauert's zum Glück nicht allzu lange. Nicht bekannt ist: Wie krasse scheißendreck pervers derbe infantil zerpflückt randvoll kaputt bis obenhin und darüber hinaus "Hell songs" eigentlich wirklich ist. Die Band sagt: "Schreien ist langweilig", stellt das gleich mal ab, was auf dem Vorgänger ja noch ganz gut und teuer war. Stattdessen steht da jetzt dieser jaulende Spasthmatiker im Volldelirium, der verzweifelt versucht, mit den anderen Bekloppten an den Instrumenten mitzuhalten. Immer schön im Takt, versteht sich, und wer die Daughters kennt, weiß, was für ein grandioser Flachwitz das jetzt eigentlich war.

Und es ward noch unerträglicher als ohnehin schon. Und das war schon ziemlich richtig so. Und so schön bekloppt. Schleppt sich "Daughters spelled wrong" mit seinen Slowmotion-Sonntags-nach-dem-Essen-und-wir-immer-feste-auf-die-Kochtöppe-drauf-Getrommel noch als eine Art Intro durch die Pampa, geht es danach erst richtig los. Klapsmühlen-Riffing, Double-Bass, das Knistern mittendrin, alles superb technisch.. Nennen wir das mal Freestyle-Grindjazzcore, Diagnose: beäumelt (und ganz gut so). Dazwischen: ihr ureigener Sound Of Silence, dann hält der Herr Weggetreten am Mikrofon die Fresse, und irgendjemand emuliert mit irgendwas das Ticken von Uhren. Wie im Mittelteil vom hoffnungslos verlorenen "Feisty snake-woman."

Damit wir das auch richtig verstehen: Das ist nicht unbedingt halbdreiviertelmal so scheiße zerhackt oder halt einfach nur so scheiße, wie sich das jetzt lesen mag. Denn dieser Wahnsinn hat durchaus Methode und, ja, Stil. Während man sich im Parterre noch uneins ist, ob Daughters nicht doch eher ein paar Kunststudenten seien, die sensiblen Ohren gehörig auf die Nüsse gehen wollen, läuft "Hell songs" schön weiter durch. Ein paar Minuten später, länger als 23 geht die Platte eh nicht, das hält auch niemand länger durch, klar: "When you are inside it is pure / Unadulterated / Unbelievable." Instrumente stehen mal wieder auf Gummizelle, und der meint damit das, was ihr meint, das er meint: "You are the one I want to nail to the floor / I want our sex to smell like your death." Paßt schon. Also, meine Lieben, eines sollte jetzt mal klar sein: Für die Pumpe von Reinhard-Mey-Fans könnte das hier gefährlich werden. Also am besten: Gleich draußen bleiben. Der Rest bitte hinten anstellen, jetzt mal durchchecken: Du verputzt The Locust zum Frühstück? Agoraphobic Nosebleed sind Dir ein bißchen zu tanzbar? The Dillinger Escape Plan langweilen Dich mit ihren stupiden Mosh-Riffs? Hereinspaziert.

(Sven Cadario)

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Highlights

  • Fiery
  • Providence by gaslight

Tracklist

  1. Daughters spelled wrong
  2. Fiery
  3. Recorded inside a pyramid
  4. X-ray
  5. Feisty snake-woman
  6. Providence by gaslight
  7. Hyperventilationsystem
  8. Crotch buffet
  9. Cheers pricks
  10. Fuck whisperer

Gesamtspielzeit: 23:12 min.

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