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Vinny Peculiar - The fall and rise of Vinny Peculiar

Vinny Peculiar- The fall and rise of Vinny Peculiar

On Song / Al!ve
VÖ: 06.10.2006

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

These charming men

Auf die Frage, warum Vinny Peculiar sein Album "The fall and rise of Vinny Peculiar" und nicht "The rise and fall of Vinny Peculiar" genannt hat, wird man an dieser Stelle leider keine Antwort finden. Was aber durchaus auch wichtig ist: Vinny Peculiar und die heimlichste Supergroup, seit es den Begriff gibt, haben ein hervorragendes Album erschaffen, welches den guten alten Britpop nicht nur wieder reaktiviert und ihm auf die Beine verhilft, nein. Stattdessen haben wir es hier mit einem Album zu tun, das ihm zu neuem Glanz führt und all das längst Totgeglaubte zwischen Drei-Akkord-Riff und Klatschpresse wieder unter dem Mantel der Zeit und der Peinlichkeit ans Tageslicht bringt. Ob das alles nicht viel zu hochtrabend für eine so junge Band ist?

Eben nicht. Denn wie es sich für eine Supergroup gehört, haben sämtliche Mitglieder der Band den Level des ersten Levels längst passiert. Na gut, mit solchen Namen wie bei diesem Album durfte Vinny Peculiar selbst wohl noch nicht gemeinsam musizieren. Aber diesmal hat es dieser geschafft unter seinem eigenen Namen Mike Joyce (The Smiths, PIL, The Buzzcocks), Craig Gannon (u.a. The Smiths, Aztec Camera), Marcus Williams (u.a. Might Lemon Drops) und Ben Knott (u.a. World Of Twist) als Band zu vereinen und gemeinsam mit ihnen ins Studio zu gehen. Der findige Leser hat es bereits gemerkt: Hoppla! Bei den Bands, in denen die gespielt haben, können die alle ja so jung gar nicht mehr sein. Völlig richtig, sind sie auch nicht. Und wenn schon. Wer hat denn behauptet, daß der Spirit of Britpop im Vorbeigehen mitgenommen werden kann?

Keiner. Und darum ist "The fall and rise of Vinny Peculiar" auch so wundervoll geworden. Viele Erkenntnisse haben dabei eine Rolle gespielt. Zum Beispiel, daß gut Ding Weile haben will, ein Song wie "Playing on the pier" exakt so funktioniert wie er ist, wenn man ihm Zeit gibt und zuhört, oder daß trotz inflationären Gebrauchs allerortens auch ein Saxophon einem tatsächlich noch eine ungeheure Gänsehaut verpassen kann. Und auch daß es nicht immer ein Major braucht, wird hier eindrucksvoll bewiesen. Geprügelt haben sich viele um die Band, aber unterzeichnet und produziert wurde bei einem von Studenten betriebenen Uni-Label namens On Song. Lobenswert, sehr sogar.

Schade allerdings, daß dieses Album im Herbst veröffentlich wird. Diese Melodien, Stimmungen und Gefühle, sie alle gehören in den Sommer, wenn nicht in den Frühling. Denn die Lieder handeln vom Wichtigsten, ohne dabei kitschig oder prätentiös zu wirken, dafür sind die Herren auch schon viel zu erfahren: natürlich die echte Liebe in "Man about the house". Oder das Geständnis in "A man afraid", einfach mal Angst zu haben. Angst, ja. Hier teilt sich uns jemand wirklich mit: "I am afraid of dying young / I am afraid of having fun / I am afraid of writing songs / Afraid that each and every one will be forgotten when I'm gone." Und dazu nur eine Gitarre. Und ein wenig später noch ein Lächeln. Und dann Trost. Und dann ist der Herbst vielleicht doch die richtige Zeit. Etwas ganz anderes ist es bei "Sorry God". So frech wie Morrissey, der sich immerhin dazu herabließ, Jesus zu verzeihen, wird Vinny Peculiar nicht. Nein, viel schlimmer. "No I don't mean to offend you / I just can't pretend to / Understand you / Although I'd like to". Und ein wenig später kriegt auch noch der Mozzer selbst sein Fett weg.

Apropos Morrissey. Man hat es etwas weiter oben ja schon lesen können und jetzt schon wieder, denn eigentlich kommt man nicht drum rum: Dieses Album erinnert in seinen 53 Minuten schon desöfteren an die Smiths-Großtaten. Seien es die typisch Marrschen Gitarren oder die Art und Couleur der Refrains. Die Verwandtschaft, sowohl die musikalische als auch personelle, ist herauszuhören. Aber hinderlich ist das nicht. Außerdem dürfen sich die Smiths sowieso nicht auf die Fahnen schreiben, sie wären Urväter dieses Sounds. Man denke nur an die in Frieden ruhenden The Go-Betweens, deren Fans ebenfalls völlig auf ihre Kosten kommen. Aber in keinem nostalgischen Sinne, ganz und gar nicht. Viel eher verhält es sich so, daß dieses Album all das nachholt, was die gesamten Neunziger hindurch auf der Insel hinzukriegen versucht wurde, aber nur selten so recht gelang. Dabei kamen die Vorbilder ja eigentlich sogar schon aus den Achtzigern. Vielleicht steht ja deshalb "fall" statt "rise" am Anfang. Hätte es für die Verantwortlichen dieses Albums keinen Nullpunkt zum Starten gegeben, sie würden heute vielleicht bei Photoshootings aus irgendwelchen Egogründen mit Tommy-Guns oder Violinen posieren. Wär ja noch schöner.

(Konstantin Kasakov)

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Highlights

  • Man about the house
  • A man afraid
  • Mistakes
  • Sorry God

Tracklist

  1. Man about the house
  2. Song to bring back a girl
  3. The greedy Scorpios
  4. Revolt into style
  5. Sorry God
  6. Showboating
  7. Playing on the pier
  8. A man afraid
  9. Living in the past
  10. My place
  11. Mistakes
  12. London train

Gesamtspielzeit: 52:44 min.

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