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Pajo - 1968

Pajo- 1968

Drag City / Rough Trade
VÖ: 18.08.2006

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Abmahnung

Sehr geehrter David Pajo!

Wir möchten Ihnen auf diesem Wege mitteilen, daß wir seit einiger Zeit mit Ihrer Arbeitsqualität nicht zufrieden sind und bitten Sie den folgenden Worten die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken: Ihre Ausbeute innerhalb eines guten Jahres mag zwar mit zwei fertig abgelieferten Alben (erst "Pajo" und nun "1968") Ihren Arbeitgeber Drag City zufrieden stellen. Es ist aber leider der Fall, daß wir, die viele Stunden mit "1968" verbracht haben, darauf doch erhebliche Mängel feststellen mußten.

Wir wissen ja über Ihre großartigen Fähigkeiten mehr als Bescheid und fragen uns aus diesem Grund, was mit Ihnen geschehen sein mag. Über Privates erfahren wir nichts, geht uns ja auch nichts an. Wir möchten Sie aber gerne an unseren Überlegungen teilhaben lassen: Schauen Sie, Ihr Karrierebeginn bei Slint bleibt unvergessen. "Tweez" war ein schepperndes Unikum für die damalige Zeit, und "Spiderland" steht da als unvergleichliches Meisterwerk zwischen bedrückender Stille und mißtrauischer Aggression. Was Sie als Papa M geschaffen haben, macht uns angesichts Ihrer letzten zwei Taten richtig traurig. Vor sieben Jahren: "Live from a shark cage", das keinen Nerv der Zeit traf, sondern sich vor der Welt verschloß und Minimalismuskomponisten wie Steve Reich oder Terry Riley mehr als die Ehre erwies. "Whatever, mortal"? Will Oldham als Prouzent Ihres wunderbaren Songwriterdebüts, das Sie ins rechte Licht der Multiinstrumentalisten gerückt hat.

Angekommen in der Gegenwart: Der erste Song "Who's that knocking" konnte uns auf Anhieb faszinieren. Sie Schlawiner, Sie! Wußten Sie doch genau, daß uns die anfängliche Tristesse nicht sonderlich vom Hocker reißen würde. Und dann dieser unglaubliche Tempowechsel. Diese eindringlichen und ehrlichen Zeilen der Einsamkeit und des Scheiterns: "Where's my mama, she said she'd come / She's my only friend." Verneigung. Die Erwartungshaltung in die kommenden Songs war nun so groß wie lange nicht. Genau hier sehen wir uns mächtig in die Schranken gewiesen. "Foolish king" erzählt zwar die Geschichte Ihrer liebevollen Zerstreuung, weiß aber musikalisch nicht sonderlich zu faszinieren. "We get along, mostly" zieht das Tempo überraschend an, verliert sich immer nach Sekunden im drögen Midtempo. Das Stichwort überhaupt: Wieso immer Ihr striktes Midtempo? Wieso nicht mal ein Versuch auf der Überholspur oder in konsequenter Stille? Wieso immer wieder diese Elliott-Smith-Anleihen? Erstens konnte so etwas Elliott Smith immer noch am besten. Und zweitens haben Sie das einfach nicht nötig.

Nun gut, wir wollen nicht alles verteufeln, was uns "1968" beschert hat. "Walk through the dark" ist eine zarte, balladeske Liebeserklärung an die dunklen Stunden des Tages. "Let it be me" funktioniert als countryeske Putzigkeit. Und die lyrische Auferstehung "I've just restored my will to live again" zum Ende ließ dem ein oder anderen so manche Träne die Wange herunterkullern. Herr Pajo, "1968" ist mitnichten enttäuschend. Sie beweisen genügend Potenzial, und man will selbst von Ihrer gepflegten Langweile mitgerissen werden. Nur reicht das nicht aus. Es ist natürlich von vornherein eine Leistung, alle Instrumente und Songs selbst einzuspielen, selbst zu mischen und ohne Hilfe auf Platte zu bannen. Wir raten Ihnen aber dringend, sich wieder unter Menschen zu begeben und sich neuen Einflüssen auszusetzen. Das hat Ihnen damals doch auch nicht geschadet. Etwas mehr Vielseitigkeit wäre nämlich wünschenswert. Bedienen Sie sich doch an sich selbst, an Ihrer Erfahrung, an Ihrer gloriosen Vergangenheit und Ihrer großen Bandbreite.

Wir verbleiben in aufrichtiger Hoffnung,

(Markus Wollmann)

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Highlights

  • Who's that knocking
  • Insomnia Song
  • Walk through the dark

Tracklist

  1. Who's that knocking
  2. Foolish king
  3. We get along, mostly
  4. Prescription blues
  5. Insomnia song
  6. Wrong turn
  7. Cyclone eye
  8. Walk through the dark
  9. Let it be me
  10. I've just restored my will to live again

Gesamtspielzeit: 44:03 min.

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