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Villeneuve - First date

Villeneuve- First date

PIAS / Rough Trade
VÖ: 04.08.2006

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Schichtbraten

Als allergrößte Köstlichkeit eines in Eritrea anzutreffenden Stammes gilt gefülltes Kamel. Doch in diesem steckt nicht etwa irgendwelches Gemüse, sondern ein Kalb. Aber das ist nicht alles, denn im Kalb steckt ein junges Lamm, im Lamm ein Huhn und im Huhn schließlich ein Ei. Auch das fachgerechte Zerlegen dieses Kochkunstwerkes will gelernt sein, soll doch auf jedem Teller von jeder Fleischsorte bis hin zum Ei ein Happen landen. Was der Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Asfa-Wossen Asserate aus Afrika berichtet, gilt im Prinzip auch für "First date", der ersten CD des französischen Musikers Benoit Villeneuve. Schließlich spricht die Plattenfirma vollmundig von gleich 1000 Alben, die alle auf einem einzigen, nämlich Villeneuves Debüt, verarbeitet wurden.

Wenn man postmodern davon ausgeht, daß alles und jeder irgendeinen Einfluß auf irgendetwas und irgendjemanden hat, dann ist es tatsächlich relevant, von Villeneuves Versuchen zu berichten, Gitarre wie Keith Richards zu spielen. Auf "First date" ist davon allerdings genauso wenig zu hören wie Anspielungen an die großen Vorbilder seiner Jugend, Led Zeppelin, Nirvana oder Helmet. Nach einigen Jahren in der ersten Band Guernica kehrte Villeneuve deren Noise-Pop den Rücken und zog nach Paris, wo er sich in die Arbeit mit dem Computer vertiefte und seine ersten experimentellen Demos an kleine Labels verschickte.

Einen Einblick in diese Studioarbeit gewähren die Danksagungen im Booklet: Nicht nur ein Apple G4 Titanium 550 sondern, wer hätte das gedacht, auch Kopfhörer, Schweiß, Tränen und geduldige Nachbarn taten ihr Bestes. Entstanden ist ein Album voller zu oft gehörter elektronischer Easy-Listening-Sounds, die hin und wieder von leisen Computerfrickeleien, Samples und Loops unterfüttert werden. Bei "Oh no" zieht man das Tempo etwas an, und der Song ist fiepender Elektro-Euro-Trash. Häufig erinnern die ruhigeren, im Duett mit Mélanie Pain (Nouvelle Vague) gesungenen Titel an die amerikanischen Kollegen von Joy Zipper. Die sphärischen Soundwelten erschließen sich am besten mit dem Kopfhörer, wirken am überzeugendsten ohne Text und tropfen dann wie kitschige Versionen einiger Múm-Songs in die Ohren.

Allzu oft tropft bzw. springt jedoch der Funke nicht recht über. Wie bei Gerichten mit mehr als einer Sorte Fleisch gibt es auch hier viel zu viel des Guten: da mal Sechziger-Pop, dort die vor allem bei Air abgekupferten, inzwischen lang vergilbten Soundtapeten und dann schon wieder akustische Gitarrensoli. Noch mehr sympathische Chansons der Sorte "Plus vite que le temps" hätten aus der Platte schnell ein leichtes Sommeralbum machen können. Doch bei all dem Stilpluralismus verschwimmt alles, und wenig bleibt hängen. Und wenn doch, dann nimmt man eben einen Zahnstocher.

(Steffen Krautzig)

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Highlights

  • Pause
  • Plus vite que le temps

Tracklist

  1. Mercury
  2. The falling
  3. ...
  4. Oh no
  5. Tomorrow..never
  6. Words are meaningless
  7. Pause
  8. Things are gonna change
  9. Sport hit paradise
  10. Men like you
  11. Alone not alone
  12. Plus vite que le temps
  13. Does anybody hear now

Gesamtspielzeit: 60:02 min.

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