Campsite - Names, dates & places
Sally Forth / PIAS / Rough Trade
VÖ: 07.07.2006
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Notizbuch
Dänemark ist ja nicht zwingend bekannt dafür, daß seine Popschaffenden ihre Kreativität dazu benutzen, neue Wege zu gehen. Dafür gibt's bei unseren nördlichen Nachbarn ja bereits zum einen Kashmir und zum anderen die durchaus beachtliche Brücke über den Öresund hinüber nach Schweden. Doch auch wenn sich dänische Popmusik eher inspiriert als inspirierend zeigt, bedeutet dies freilich nicht, daß man in Südskandinavien keine schicken Klänge produzierte. Gut geklaut ist bekanntlich besser als schlecht selbst gemacht.
Und wo jetzt das Phrasenschwein mal wieder gut gefüllt sein dürfte, ist es an der Zeit, sich mit Campsite zu befassen. Der Fünfer aus Kopenhagen hat sich beeilt, um mit "Names, dates & places" noch ein wenig auf der Welle des indiepoprockenden Achtzigerrevivals mitsurfen zu können. Schon der erste Eindruck von "Names, dates & places" ist ein munteres Schongehört. Nach und nach findet man Verweise und Anklänge an so ziemlich alles, was in den letzten zweieinhalb Jahren den Genreführer NME begeisterte. Campsite haben brav alles notiert: The Killers, Bloc Party, Maximo Park, Interpol, Clap Your Hands Say Yeah, Kaiser Chiefs, Hard-Fi, We Are Scientists.
Also sind die Bestandteile schon mal klar: Abzählriffs, hüpfende Baßläufe und umzumzende HiHats. Tirilierende Mitsingrefrains und dufte Käsesynthies. Alles da. Und immer wieder möchte man darob die Nase rümpfen, empört loslästern und überhaupt dieser Band mit dem flugs aufgeklebten Etikett der "Klingt wie..."-Truppe die eigene Geringschätzung entgegenbringen. Aber dann kommt dann doch wieder diese eine aufgedrehte Gesangsmelodie, diese bittersüße Gitarrenlinie, dieses eine popowackelnde Break um die Ecke. Und man erwischt sich beim Grinsen.
Während nämlich die Geschmacksstreifenpolizisten schon eine Straßensperre aufbauen und die zwölf Songs ins Durchgangsheim einweisen wollen, entdeckt der clevere Kommissar doch noch die lohnende zweite (oder dritte) Ebene. Das süße Jubilieren von "Clean cut" entpuppt sich als zweischneidiges Beziehungsendedrama. Das hymnisch veranlagte "Interstate" macht uns die Euphorie nur vor. Die klanglich umarmende Single "Lines intact" gibt sich inhaltlich eher unnahbar. Und "Black disco" kostet das taube Gefühl im Mund sogar noch ein wenig aus. Denn auch wenn man alle Geschmacksrichtungen von "Names, dates & places" eigentlich schon allesamt kennt, schmeckt die Mischung unerwartet prima. Der erste Zeltplatz mit eigenem Cocktailshaker.
Highlights
- Pastime
- Interstate
- Clean cut
- Black disco
Tracklist
- Pastime
- Interstate
- Parade
- Clean cut
- Lines intact
- Black disco
- Falter
- Administration
- In case
- You want to talk it out
- Small escape
- Between buildings
- I collide
Gesamtspielzeit: 41:14 min.
Referenzen
The Killers; Franz Ferdinand; The Bravery; We Are Scientists; Nephew; Carpark North; The Alpine; Swan Lee; Hot Hot Heat; Maximo Park; Elefant; Aveo; Kaiser Chiefs; Bloc Party; Placebo; Hard-Fi; Phoenix; Soulwax; Chikinki; The Robocop Kraus; New Order; Duran Duran; A Flock Of Seagulls; The Cure; The Smiths; Blur; The Strokes; Arctic Monkeys; The Ark; The Crash; The Rasmus; Liquido; Head Automatica; VHS Or Beta; The Departure; Editors; Interpol; David Bowie; Clap Your Hands Say Yeah; Talking Heads