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TV On The Radio - Return to Cookie Mountain

TV On The Radio- Return to Cookie Mountain

4AD / Beggars / Indigo
VÖ: 30.06.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Krümelmonster

Es gibt Alben, die von mehr Leuten mit feuchten Händen und nassen Schlüpfern erwartet wurden. Es gibt Alben, die noch häufiger angekündigt und dann doch wieder verschoben wurden. Aber es gibt wenige Alben, auf die der aufgeklärte Genrehüpfer dieses Jahr sehnsüchtiger gewartet hat als TV On The Radios "Return to Cookie Mountain". Was vor allem an dem großartigen Vorgänger "Desperate youth, blood thirsty babes" liegt, der sich mitten zwischen Sonic Youth, Prince, Peter Gabriel, The Rapture und Radiohead in etwas setzte, daß mit einem gemachten Nest soviel Ähnlichkeit hatte wie eine Wanne mit flüssigem Stickstoff.

Auch "Return to Cookie Mountain" schleicht durch die Gegend, als wolle es alles zugleich. Rhythm and Blues and Indierock and Afrobeat and Electro and HipHop and Jazz and Doowop. Wenn dann in "Hours" hübsch vernebelter U2-Stadionrock sowie in "Province" sogar noch der große Mentor David Bowie dazukommen, ist man erst einmal ein klein wenig sprachlos. Denn obwohl die prominenten Einzelteile direkt ins Zentrum rücken, steht da ja auch noch der ganze andere Kram. Von dem man nicht immer zwingend merkt, daß er überhaupt da ist, aber an allen erwarteten und unerwarteten Stellen plötzlich den Spot auf sich zieht wie ein Schwarzes Loch.

Das wegen all der Leidenschaften als Soul zu bezeichnen, wäre trotz der vorherrschenden Hautfarbe der Band höchst fahrlässig. Die Gerätschaften operieren hier mit sorgfältigster Sterilität am offenen Herzen. Die Grooves stolpern und verkanten nicht nur im Opener "I was a lover" nach Belieben. Eine Horde angespitzter Trancesamples hebt an und bricht gleich wieder ab. Gitarrenwände tauchen aus dem Nichts auf und wollen nicht mehr weg. Plötzlich ist da auch noch ein karibisches Klavier, und endlich ist auch der stoische Rhythmus angesägt genug, um mal ein wenig die Form zu verlieren.

Nach einem solchen Start verheißt das, wieder genau so großartig zu werden wie auf dem Vorgänger. Und doch ist einiges von dem faszinierenden Dreck gewichen, der "Desperate youth, blood thirsty babes" zur wohl spannendsten und langlebigsten Platte aus New Yorks Schepperdiskotheken machte. Auf der anderen Seite versinkt nämlich "Playhouses" im allgemeinen Gedröhne, in dem sich neben Sägemehlgitarren und Klapperschlangenbeats auch noch ein paar liegengebliebene Sirenen heimisch fühlen dürfen. "A method" klatscht sich Beifall zu der revolutionären Idee, einfach mal herum zu pfeifen. "There is hardly a method you know"? Im Gegenteil, vieles schon gehabt.

Beeindruckend ist "Return to Cookie Mountain" vor allem in seiner Anlage. Es passiert soviel gleichzeitig und nebeneinander her, daß man legitimerweise auch mal den Überblick verlieren darf. Hier muß noch eine Dissonanz rein, da gehört der Beat verspult, und nebenan braucht's noch jede Menge Reverb-Effekt. Und wenn alles nicht hilft, wird mindestens mit dem quietschenden Chorgesang wieder allen flau in der Magengegend. Das verspricht zwar bei eingehender Beschäftigung erneut jede Menge vortreffliche Überraschungen und -forderungen. Aber der ganz große Wurf ist erst einmal doch wieder aufgeschoben. Damn.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • I was a lover
  • Hours
  • Province
  • Wolf like me

Tracklist

  1. I was a lover
  2. Hours
  3. Province
  4. Playhouses
  5. Wolf like me
  6. A method
  7. Let the devil in
  8. Dirtywhirl
  9. Blues from down here
  10. Tonight
  11. Wash the day

Gesamtspielzeit: 56:08 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Demon Cleaner

User und Moderator

Postings: 5646

Registriert seit 15.05.2013

2016-07-07 11:13:38 Uhr
Stereogum-Artikel zum 10-Jährigen.
IFart
2010-11-21 13:40:59 Uhr
Ich fand den Song schon auf dem Album klasse.
Aber, du hast recht. Live ist das absolut das enegiegeladenste was ich in letzter Zeit gesehen bzw gehört hab hab.
Danke für den Link.
Fever Haze
2010-11-19 23:10:16 Uhr
Ich verstehe nicht, wie die Live Version von Wolf Like Me so geil sein kann und die Album Version einfach nur zum einschlafen. Da ist doch fundamental was schief gelaufen...?!?
asd
2008-11-21 16:19:25 Uhr
Köln fällt heute aus! -> Stimme weg
Paul Paul
2008-11-14 07:23:13 Uhr
Wie heißt es so schön: besser spät als nie.
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